Tiger Woods ist wieder Nummer 1:Bis Rang 58 und zurück

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Andere hätten sich in den Ruhestand geflüchtet, doch Tiger Woods kam zurück: Der Golfer hatte eine kaputte Ehe zu verkraften, den Verlust nahezu aller Sponsoren und schlimme Verletzungen des linken Beins - nach langer Krisenzeit steht er nun wieder auf Platz eins der Weltrangliste. Und bringt seine jungen Kollegen noch immer zum Staunen.

Von Petra Himmel

Er ist zurück an der Spitze. "Number 1!!!!!!!", tweetete Freundin Lindsay Vonn nur Sekunden nach seinem letzten Putt am Montagnachmittag. Tiger Woods nahm seinen Sieg beim Einladungsturnier in Orlando vergleichsweise gelassen, winkte am 18. Grün mit dem Putter, schüttelte Gastgeber Arnold Palmer breit grinsend die Hand, wechselte ein paar Worte mit ihm. Nein, er wirkte weder übermäßig überrascht noch sonderlich erschüttert. Und das, obwohl er auf seinem erneuten Sturm an die Spitze der Weltrangliste eine sportliche wie private Odyssee hingelegt hat, die ihresgleichen sucht.

Bis auf Rang 58 der Weltrangliste, nach Woods-Maßstäben betrachtet golferisches Niemandsland, war der Amerikaner in den vergangenen drei Jahren gefallen. Er hatte eine kaputte Ehe, den Verlust nahezu aller Sponsoren und langwierige Verletzungen des linken Beins zu verkraften. Einmal ganz abgesehen von einer kompletten Schwungumstellung mit seinem neuen Coach Sean Foley. Bei genauer Betrachtung ist die Ansammlung an diversen Rückschlägen derartig groß, dass jeder normale Weltklasseprofi sich vermutlich schon in den Ruhestand geflüchtet hätte. Aber normal ist Tiger Woods nie gewesen, seit er schon als Amateur die Golfszene in Erstaunen versetzte.

"Das hier ist ein Nebenprodukt von harter Arbeit, Geduld und der Rückkehr zu einem Zustand, in dem man wieder Golfturniere gewinnen kann", kommentierte der 37-Jährige seine Rückkehr an die Weltspitze auf die für ihn typische trockene Art, nachdem er zuletzt im Oktober 2010 auf Position eins geführt worden war. Turniere hat Woods in letzter Zeit reichlich gewonnen. Bei seinen letzten 20 Starts auf der US PGA Tour war er sechsmal erfolgreich - häufiger als Weltklassespieler wie Luke Donald, Brandt Snedeker oder Matt Kuchar im Verlauf ihrer gesamten Karriere. Das "Arnold Palmer Invitational" gewann er nun bereits zum achten Mal, womit er den PGA-Rekord für die meisten Siege bei einem Turnier egalisierte, den Sam Snead 1965 aufgestellt hatte. In den 48 Jahren seither hat - abgesehen von Woods - kein Spieler überhaupt einen Gedanken an diesen Rekord verschwendet.

Mit seinem 77. Sieg auf der US PGA Tour im Rücken reist Woods nun als haushoher Favorit zu den US Masters im Augusta National Golf Club in zwei Wochen. "Es ist ein paar Jahre her", meinte er auf die Frage, wann er zuletzt beim ersten Major des Jahres mit derart viel Zuversicht gestartet sei. Wo, wenn nicht in Augusta, wäre der perfekte Ort, um die Serie seiner Majorsiege, die 2008 beim 14. Titel in Stocken geriet, fortzuführen? Die US Masters war das erste Major, das er 1997 gewann, Augusta National der Club, an dem er nach seiner Sex-Affäre ein Comeback startete. Nirgendwo sonst fühlt er sich so zu Hause, nirgendwo sonst hat er ähnliche Spuren hinterlassen.

Die jungen Kollegen staunen derweil. Den dominierenden Woods von einst, der in den Jahren 2000 und 2001 Golf wie aus einer anderen Welt demonstrierte, haben sie nie als Mitspieler erlebt. "Er spielt jeden Schlag, als wäre es Sonntag", kommentierte Justin Rose: "Er ist am Donnerstag genauso konzentriert und bei der Sache wie am Sonntag - und das macht den Sonntag für ihn um vieles leichter. Und er spielt in dieser Atmosphäre so viel öfter als wir. Wir müssen uns erst daran gewöhnen."

Vielleicht veranlasste Woods deshalb auch die Rückkehr an die Weltspitze nicht zu Freudensprüngen. Es ist seine 624. Woche als Weltranglistenerster. Alles wieder beim Alten also.

© SZ vom 27.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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