Tiger Woods:"Absolut möglich"

Der einst weltbeste Golfprofi hat schwierige Jahre hinter sich mit endlosen Verletzungen und privaten Fehltritten. Zurzeit könne er den Ball nur knapp 55 Meter weit schlagen. Er mag daher ein Ende der Karriere nicht mehr ausschließen.

Tiger Woods wirkte keinesfalls wie jemand, dessen Karriereende unmittelbar bevorsteht. Er lachte auffallend viel, plauderte über die schönsten Momente der Vergangenheit - und blickte für einen Moment dann doch ein wenig besorgt. "Ich weiß nicht, was die Zukunft bereithält", sagte Woods am Rande des Presidents Cup, bei dem eine US-Auswahl gegen einen internationale Mannschaft (ohne Europäer) nun in New Jersey antreten wird. Den Abschied vom Profisport aber sicher nicht, oder? "Doch", lautete die Antwort, "auch das ist absolut möglich."

Woods, 41 Jahre alt und mit 14 Major-Titeln dekoriert, befasst sich ernsthaft mit dem Gedanken an das Ende seiner Laufbahn. Nicht weil er das will, sein Sport erfülle ihn schließlich noch immer mit "viel Spaß und Freude", sondern weil er müsse. Der geschundene Rücken lasse ihm keine andere Wahl. Wegen anhaltender Beschwerden hat der ehemals beste Golfer des Planeten letztmals im Februar unter Wettkampfbedingungen gespielt. Das war in Dubai, nach einer katastrophalen Auftaktrunde stieg der Kalifornier damals aus - weil der Rücken zu sehr zwickte. Schmerzen verspüre Woods, der sich am 25. Oktober für eine Autofahrt unter Medikamenteneinfluss vor einem Gericht verantworten muss, nach der vierten Operation binnen drei Jahren zwar nicht mehr. "Ich fühle mich gut und stark", schrieb er auf seiner Internetseite. Und das Leben ohne die lästige Pein sei "ein ganz anderes, da liegen Welten dazwischen". Für eine Rückkehr auf die Grüns reicht das aber freilich noch lange nicht aus. 60 Yards, so seine Angabe, könne er den Ball mittlerweile schlagen, rund 55 Meter. Zum Vergleich: Die derzeit Besten überwinden Distanzen von mehr als 270 Metern.

"Seit der letzten OP im April", begründete Woods, "habe ich auch keinen vollen Schwung probiert." Er wisse leider auch nicht, ob das jemals wieder möglich sein werde. Zweimal am Tag, sechsmal wöchentlich schuftet Woods für seine Genesung. Mal stemmt er Gewichte, mal sitzt er auf dem Ergometer oder geht schwimmen mit dem Ziel, "so nah wie möglich an die hundert Prozent zu kommen". Das Problem ist, dass Woods "nicht weiß, was in meinem Fall gesundheitlich hundert Prozent bedeuten". Er versucht deshalb, die Zeit ohne Golf zu nutzen - mit einem Besuch beim Tennis etwa, bei einem NFL-Spiel der Oakland Raiders oder Angelausflügen mit Sohn Charlie. "Das war großartig", sagte Woods. Auch beim Presidents Cup (im Liberty National Golf Club in Jersey City), den er mit dem US-Team achtmal gewonnen hatte, ist er nur Zuschauer. Als Assistenz-Kapitän füllt er bis Sonntag immerhin eine Rolle aus, "die mir Spaß macht". Eine Rolle, die ihm dauerhaft zufallen könnte.

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