Thorsten Schröder beim Ironman:Wie es ein "Tagesschau"-Sprecher zum Ironman geschafft hat

'Tagesschau'-Sprecher Thorsten Schröder

Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder startet beim Ironman auf Hawaii.

(Foto: dpa)

Thorsten Schröder startet beim Ironman auf Hawaii. Mit der SZ spricht der Nachrichtensprecher über das harte Training - und darüber, ob er es als Sportler in einen Beitrag der Tagesthemen schafft.

Interview von Martin Schneider

Wenn man bei der Tagesschau arbeitet, dann weiß man, dass man sich für einen stehenden Job entschieden hat. Man muss mit einer gewissen Körperspannung hinter einem Pult stehen und die Nachrichten verlesen. Thorsten Schröder tut das seit 17 Jahren, und darum kennen ihn die meisten Deutschen. Was weniger Menschen wissen: Schröder, 49, ist in seiner Freizeit Triathlet, sogar ein ziemlich guter. Dieses Jahr hat er sich in seiner Altersklasse (Männer 50) für die Triathlon-Weltmeisterschaft qualifiziert - den legendären Ironman auf Hawaii. In der Nacht von Samstag auf Sonntag deutscher Zeit wird er gegen die Weltelite 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Marathon laufen.

SZ: Herr Schröder, Sie haben insgesamt 226 Kilometer im Wasser, auf dem Rad und zu Fuß vor sich. Was machen die Beine?

Thorsten Schröder: Die fühlen sich total gut an. Die wurden in den vergangenen Tagen geschont und mussten zwischendurch mal mit kleinen Trainingseinheiten dran erinnert werden, dass sie noch was zu leisten haben. Die dürfen ja nicht einschlafen.

Haben Sie schon einen Plan im Kopf, wie das Rennen laufen soll?

Ich will nach dem Schwimmen einigermaßen gut aus dem Wasser kommen - ich bin nämlich kein guter Schwimmer. Und dann versuche ich, das Feld von hinten aufzurollen, weil ich auf dem Rad besser bin als im Wasser. Vielleicht motiviert das, wenn man an vielen vorbeizieht. Aber vor allem will ich Spaß haben und das Rennen genießen. Das mag komisch klingen für jemanden, der denkt, das sei hier alles nur Quälerei. Das ist es zu einem gewissen Teil auch, aber eine, die mir Spaß macht. (macht eine Pause) Ich hoffe, ich sage das auch noch, wenn ich auf der Strecke bin.

Sind Sie nervös?

Ja, doch. Ich werde immer nervöser. Die Aufregung ist deutlich spürbar. Heute hatte ich noch viel zu tun mit der Registrierung und der Wettkampfbesprechung. Wenn man beschäftigt ist, fällt es nicht so auf. Sobald ich aber ein bisschen zur Ruhe komme, bin ich doch aufgeregt. Gerade sitze ich in einem Restaurant.

Was gab es zu essen?

Thunfisch mit Sesamkruste. Total lecker.

Keine Nudeln?

Nein, heute nicht. Es gab sie vorgestern, gestern und wahrscheinlich wird es sie auch morgen und übermorgen wieder geben. Deswegen tut es gut, mal Fisch zu haben. Ich esse gar nicht so gerne Nudeln.

Als Triathlet? Das ist ein hartes Leben.

Jaja, aber Kohlenhydrate sind zum Glück auch im Reis oder in Kartoffeln drin. Vor Rennen und Wettkämpfen gibt es aber halt immer Nudeln.

Wie schafft man es, gleichzeitig Tagesschau-Sprecher und Teilnehmer der Triathlon-WM zu sein?

Da braucht man Organisationstalent, zumindest die letzten drei, vier Monate vor einem Ironman. Die Arbeit und das Training unter einen Hut zu bekommen, ist dann nicht so einfach. Ich trainiere dann in der kompletten Freizeit, die mir neben dem Job noch bleibt. Man steigt ja acht, neun Monate vor einem Ironman ein, mit sieben bis zehn Stunden in der Woche - das ist noch gut machbar. Aber je näher der Wettkampf rückt, desto umfangreicher wird das Training, und dann gibt es auch nur noch zwei Sachen: Arbeit und Training. Von den Freunden und der Freundin hat man dann nicht so wahnsinnig viel.

Wie sieht denn so ein Arbeitstag beispielhaft aus?

Das ist bei mir schwierig zu sagen. Es gibt keinen beispielhaften Arbeitstag - ich habe ja Nachtschicht, Tagschicht, Spätschicht, Frühschicht, manchmal gibt es einen normalen Arbeitstag, wenn ich NDR aktuell moderiere. Aber wenn ich die 20-Uhr-Tagesschau habe, dann habe ich in der Regel davor frei und muss erst um 18 Uhr zu Hause losfahren. Dann kann ich davor trainieren - vier Stunden aufs Rad und noch eine Stunden Laufen.

Also ist die 20-Uhr-Tagesschau ideal fürs Ironman-Training?

Genau (lacht). Wenn Jan Hofer mich immer um 20 Uhr einsetzen würde, dann würde ich nächstes Jahr auch wieder einen Ironman mitmachen.

Eine Erwähnung in den Tagesthemen? "Das wäre natürlich der Wahnsinn"

Sie haben sich sportlich für den Ironman qualifiziert. Stimmt es, dass man Ihnen in der Vergangenheit mal eine Wildcard angeboten hat, Sie aber abgelehnt haben?

Ja, das geht gegen die Sportlerehre. Es war nett, es hat mich sehr gefreut, aber ich wollte mich sportlich qualifizieren. Ich gehöre hier zu einer Weltmeisterschaft wirklich nur, wenn ich auch das sportliche Zeug dafür habe.

Sie haben die Qualifikation beim Ironman in Frankfurt erst um 93 Sekunden verpasst und sie dann nur fünf Wochen später in Hamburg mit der Zeit von 9 Stunden 45 Minuten und 42 Sekunden gepackt. Ganz ehrlich, wir wussten gar nicht, dass das geht: innerhalb dieser Zeit zwei Ironmans in vollem Tempo zu absolvieren.

Ich auch nicht. Ich habe dran gezweifelt. Aber der Mann, der mir die Trainingspläne schreibt, meinte, er kriegt mich wieder hin. Ich dachte erst, er sagt das nur, weil er nett ist und mich motivieren will.

Verspüren Sie eigentlich einen gewissen Druck als deutscher Teilnehmer? Jan Frodeno hat zweimal gewonnen, vergangenes Jahr standen drei Deutsche auf den ersten drei Plätzen ...

Nein, nein, ich bin nicht in der Favoritenrolle auf den Weltmeister-Titel. An mir hängt nicht der Ruf des deutschen Triathleten. Ich will wirklich nur ins Ziel kommen. Auf insgesamt 226 Kilometern kann halt viel passieren.

Es gibt auch keinen Druck aus der Redaktion?

(Lacht) Doch, Jan Hofer hat gesagt: Ohne den Weltmeister-Titel in deiner Altersklasse kommst du mir nicht nach Hause. Nein, nein, nur Spaß, es freuen sich tatsächlich viele mit mir, dass ich es nach Hawaii geschafft habe.

Als Ironman-Teilnehmer hätten Sie natürlich ein Anrecht darauf, auch mal die Sportschau zu moderieren, oder?

Als Jugendlicher war das tatsächlich immer ein Traum von mir - Sportreporter zu sein. Mittlerweile bin ich ganz glücklich mit meinem Job. Auch wenn ich passionierter Fußballer bin und sehr gerne zu meinem FC St. Pauli gehe - ich weiß gar nicht, ob ich das jeden Tag könnte: Mich in Taktiken reinfuchsen und so. Aber einmal moderieren - klar.

Gibt es eine Chance, dass Ihr Ergebnis in der Tagesschau vermeldet wird? So in der Form: "Neben dem Sieg von XY schaffte es auch Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder ins Ziel"?

Also in der 20-Uhr-Tagesschau auf keinen Fall. Da hätte es gar nichts zu suchen. Und das ist auch richtig so. Aber die Kollegen von den Tagesthemen haben mir angedeutet, dass sie es in ihrem Beitrag eventuell in einem Halbsatz unterbringen könnten. Das wäre natürlich der Wahnsinn, als Sportler in den Tagesthemen erwähnt zu werden.

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