Testspiel zur Fußball-WM:Nigeria unter Manipulationsverdacht

Testspiel zur Fußball-WM: Unter Verdacht: Austin Ejide, Nigerias Nationaltorwart, im Spiel gegen Schottland.

Unter Verdacht: Austin Ejide, Nigerias Nationaltorwart, im Spiel gegen Schottland.

(Foto: AFP)

Groteske Szene bei einem WM-Testspiel in London: Nigerias Torwart wirft sich den Ball selbst ins Netz, doch der Schiedsrichter gibt das Tor nicht. Bereits im Vorfeld hatte der britische Geheimdienst wegen des Verdachts der Spielmanipulation ermittelt.

Von Thomas Hummel

Das Länderspiel Nigeria gegen Schottland am Mittwochabend im Londoner Stadion des FC Fulham steht unter dem Verdacht der Spielmanipulation. Wie die Zeitung Daily Telegraph bereits einen Tag zuvor geschrieben hatte, ermittelt der britische Geheimdienst National Crime Agency (NCA), auch der schottische Fußball-Verband und der Weltverband Fifa sind informiert. Das Spiel selbst trug dann dazu bei, den Verdacht mindestens am Leben zu erhalten.

Nach zehn Minuten gingen die Schotten in Führung. 22 Minuten später lief Nigerias Torwart Austin Ejide aus dem Tor, um eine Flanke abzufangen. Er griff nach dem Ball - und warf ihn schnurstracks Richtung eigenes Tor. Der Ball hüpfte ins Netz, allerdings pfiff Schiedsrichter Lee Probert die Szene ab, ein Schotte soll Ejide gefoult haben.

Die groteske Szene führte zu weiteren Debatten. Nigerias Trainer Stephen Keshi wies nach der Begegnung die Vorwürfe zurück. "Wir haben darüber gesprochen, doch der Verdacht ist lächerlich und wir wissen nicht, woher er kommt", erklärte Keshi, "wir sind keine Zocker, wir sind Fußballspieler." Er höre von dem Problem Spielmanipulationen zum ersten Mal in seiner Karriere als Spieler oder Trainer.

Die Partie endete 2:2. Nigeria hatte noch vor der Pause erstmals ausgeglichen, ein (eher unverdächtiges) Eigentor brachte die Schotten abermals in Führung, ehe die Afrikaner in der Nachspielzeit egalisierten.

Die NCA hat den Auftrag, gegen schwere Verbrechen und organisierte Kriminalität vorzugehen. Sie nahm zu dem Fall keine Stellung, allerdings bestätigte der schottische Verband die Ermittlungen. Nach dem Bericht im Daily Telegraph habe die NCA den Weltverband Fifa gebeten, dem Spiel mit der höchsten Alarmstufe zu begegnen. Der britische Fifa-Vizepräsident Jim Boyce sagte, er hoffe, dass die Polizei alles tue, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Der Vorfall bestätigt diejenigen, die organisierte Spielmanipulationen im Fußball für ein größeres Problem halten. Die Testspiele vor der Fußball-Weltmeisterschaft gelten als gefährdet, weil sie Schatten der ganz großen Öffentlichkeit stattfinden, sich damit aber gerade auf den Wettmärkten in Asien viel Geld verdienen lässt.

Zuletzt hatte sich Ralf Mutschke, Sicherheitsdirektor der Fifa, zu der Gefahr für WM-Spiele geäußert. "Manipulationen sind eine Gefahr für alle Sportarten, einschließlich des Fußballs, der als weltweiter Sport Zielscheibe des organisierten Verbrechens ist. Jedes internationale Turnier mit einem großen Wettaufkommen wie die Fußball-Weltmeisterschaft birgt ein allgemeines Risiko", sagte er. Und fügte an: "Die Gruppenspiele sind anfälliger als das Finale. Wir betreiben für alle Spiele ein Risikomanagement, während unsere Tochtergesellschaft Early Warning Systems das Wettgeschäft in Echtzeit überwacht."

Ob diese Maßnahmen helfen, die Integrität des Spiels zu schützen, bleibt fraglich. So gibt es derzeit weder in Großbritannien noch in Deutschland ein Gesetz, das Spielmanipulationen unter Strafe stellt.

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