Ter Stegen beim FC Barcelona:Parade auf der Mittwochsbühne

Barcelona's goalkeeper ter Stegen and Manchester City's goalkeeper Hart talk at the end of during their Champions League round of 16 second leg soccer match in Barcelona

Shakehands nach dem Spiel: Marc-André ter Stegen (rechts) und sein Gegenüber Joe Hart.

(Foto: REUTERS)
  • Mit einem gehaltenen Elfmeter im Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester City hält sich Marc-André ter Stegen beim FC Barcelona im Gespräch.
  • Der deutsche Torhüter bestreitet beim spanischen Klub nur internationale Spiele, in der Liga sitzt er auf der Bank.
  • Im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft für die Spiele gegen Australien und Georgien wird ter Stegen nicht stehen.

Von Christof Kneer

Es gibt verschiedene Arten, einen Torwart zu beleidigen. Man kann einen Torwart ignorieren, man kann ihn "Fliegenfänger" nennen, und man kann ihn bei Werder Bremen ins Tor stellen, weil er da immer die meisten Tore kassiert. Die schlimmste Ehrverletzung ist es aber, einen Torwart mit einem englischen Torwart zu vergleichen.

Der deutsche Torwart Marc-André ter Stegen ist am Donnerstag in vielen Medien mit dem englischen Keeper Joe Hart verglichen worden, die spanische Zeitung As hat dem Deutschen nach dem Champions-League-Spiel des FC Barcelona gegen Manchester City (1:0) sogar die gleiche Note gegeben wie dem Engländer. Ter Stegen war aber erstaunlicherweise gar nicht beleidigt, er hat die Note gerne akzeptiert. Es war die Bestnote.

Hat sich ter Stegen nun bei Barcelona durchgesetzt?

"Marc ist jung, aber schon so komplett. Der perfekte Torwart für die Spielweise, die Barcelona hat", lobte Barça-Trainer Luis Enrique, vergaß allerdings nicht hinzuzufügen: "Er kann sich auch mal irren" - eine kleine Anspielung auf ter Stegens riskanten Spielstil. Eigentlich macht dieser ter Stegen gerade eine Karriere, die sich gängigen Zensurmaßstäben entzieht. Hat sich der junge Mann nun beim großen FC Barcelona durchgesetzt, weil er immer in der Champions League ins Tor darf und dort - wie am Mittwochabend - sogar einen Elfmeter hält?

Oder ist er gescheitert, weil er im Zuge einer gewöhnungsbedürftigen Arbeitsteilung in jedem Ligaspiel auf der Bank sitzt und zusehen muss, wie der Chilene Claudio Bravo souverän die Bälle fängt? Hat sich ter Stegen einen Gefallen getan, als er im Sommer Mönchengladbach verließ, um sich auf der ganz großen Bühne näher an Manuel Neuers Nationaltor heranzupirschen? Oder ist er vom Nationaltor weiter entfernt als vorher, weil DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke viele tolle Torhüter beobachten kann, und zwar auch solche, die jedes Wochenende spielen dürfen?

"Natürlich ist es für einen Torwart nicht so einfach, in den Rhythmus zu kommen, wenn er nicht regelmäßig spielt", sagte Köpke am Donnerstag der SZ, "aber bei Marc müssen wir uns da keine Sorgen machen. Er kommt auf genügend Spiele, weil er neben der Champions League ja auch im nationalen Pokal eingesetzt wird."

Köpke ist am Donnerstag von einem kurzen Spanien-Abstecher zurückgekehrt, er hat zusammen mit Klaus Thomforde, dem Torwarttrainer der U21, in einem Kompaktseminar jene beiden Keeper studiert, die als größte Begabungen hinter Manuel Neuer gelten. Am Dienstag gab's bei Atlético Madrid erst 120 Minuten lang den Leverkusener Bernd Leno zu sehen, am nächsten Abend folgten 90 Minuten ter Stegen. Köpke versteht solche Ausflüge nicht nur als Weiterbildung, er will auch, dass die jungen Burschen sich betreut und geehrt fühlen.

Beide werden an diesem Freitag nicht im A-Aufgebot von Joachim Löw auftauchen, obwohl ihre Perspektive im Verband als verheißungsvoller eingeschätzt wird als die von Ron-Robert Zieler oder gar von Roman Weidenfeller. Aber erst bis Frühjahr 2016 müssen Köpke und Löw ein Gespür für jenes Duo entwickelt haben, das Manuel Neuer bei der EM in Frankreich assistieren wird.

Im Moment haben sie keine Eile. "Mit Horst Hrubesch ist abgesprochen, dass ter Stegen und Leno bis zur U21-EM in diesem Sommer in seinem Kader bleiben", sagt Köpke. Bei so einem Turnier, auf diese Meinung haben sie sich beim DFB festgelegt, können die jungen Leute mehr für ihr Fußballleben lernen als mit der A-Elf in Georgien oder Gibraltar.

Marc-André ter Stegen hat zurzeit auch ohne A-Elf gut zu tun. Er muss sich in der U21 gegen Bernd Leno durchsetzen und im Verein gegen Claudio Bravo, aber einen Rivalen hat er wenigstens schon mal hinter sich gelassen. Joe Hart ist mit Manchester City ausgeschieden.

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