Tennisspielerin Carina Witthöft:Gierig nach Geschwindigkeit

Porsche Tennis Grand Prix - Day 1

Hat noch viel vor im Profitennis: Carina Witthöft

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Schnelle Grundschläge, wuchtiger Aufschlag: Carina Witthöft ist eines der aufregendsten Tennis-Talente der Welt. Beim Turnier in Stuttgart könnte die 20-Jährige nun auf ihr großes Vorbild treffen.

Von Matthias Schmid, Stuttgart

Carina Witthöft musste erst in ein schwäbisches Dörfchen namens Weissach reisen, um das erste Mal in ihrem Leben Andre Agassi leibhaftig zu begegnen. Die junge deutsche Tennisspielerin hatte die ehemalige Nummer eins - und Ehemann von Steffi Graf - bisher nur am Fernseher erlebt. Die 20-jährige Witthöft selbst lernt gerade, sich auf der Profitour zurechtzufinden. Doch schon jetzt wird sie zu den aufregendsten Talenten im Welttennis gezählt.

Witthöfts Eltern betreiben bei Hamburg eine Tennisschule, ihre Mutter Gaby ist als Trainerin mitverantwortlich für ihre gute technische Ausbildung. Carina Witthöft spielt aufregendes Tennis mit schnellen Grundschlägen, sie lässt ihrem wuchtigen ersten Aufschlag sehr oft einen direkten Punkt mit der Vorhand folgen. "Diesen Spielzug trainiere ich gerade am meisten", sagt Witthöft. Sie bewegt sich zudem gut, wirkt austrainiert, und kann deshalb auch aus der Defensive heraus, lange Ballwechsel für sich entscheiden.

Witthöfts Leben veränderte sich mit dem überraschenden Einzug in die dritte Runde bei den Australian Open im Januar. Jetzt gehört sie plötzlich zu den Attraktionen beim wichtigsten deutschen Frauenturnier in Stuttgart. Wie selbstverständlich wurde Witthöft vom Hauptsponsor Porsche an ihrem freien Tag zur Teststrecke nach Weissach eingeladen, wo sie neben Agassi auch auf Fed-Cup-Spielerin Angelique Kerber traf.

Als hätte sie nie etwas anderes gemacht

"Ist der noch schneller?", fragte Witthöft verdutzt, als sie in den nächsten Sportwagen steigen sollte. Ihr sind die besonderen Annehmlichkeiten, die Spitzenspielerinnen häufig zuteil werden, noch fremd. Doch sie genießt die Termine abseits des Platzes. Immer mehr Menschen wollen etwas von der jungen Frau, die sich innerhalb eines Jahres von jenseits der 200 auf Rang 74 der Weltrangliste gespielt hat. Sie muss immer mehr Fragen beantworten. "Aber es ist jetzt nicht total viel", erzählt Witthöft, "ich finde auch, dass man da reinwächst."

Beim Turnier in Stuttgart hatte sie die Fragerunde nach ihrem Sieg in der ersten Runde über Mona Barthel (7:5, 6:3) so souverän bewältigt, als hätte sie nie etwas anderes in ihrem Leben getan. Zurückhaltend trat sie auf, höflich, aber durchaus witzig und überlegt. Während die etablierten Profis sich bei offiziellen Terminen routiniert vor der Wand mit den Sponsorenlogos bewegen, setzt sich Carina Witthöft unbekümmert auf einen Barhocker.

"Ihr Spiel kennt keine Grenzen"

"So groß ist die Umstellung auf die WTA-Tour gar nicht", sagt sie von ihrem zweiten Spiel an diesem Donnerstag gegen die Französin Caroline Garcia. Witthöft ist noch kein Stammgast auf der großen Tour, immer wieder spielt sie kleinere Turniere auf der zweitklassigen ITF-Ebene. "Du musst überall deine Leistung bringen", sagt Witthöft.

Die großen Plätze, die große Bühne mit den vielen Zuschauern scheint sie nicht sonderlich zu beeindrucken. Obwohl für sie noch alles neu und aufregend ist, begegnet sie dem ganzen Trubel entspannt. "Wenn du dich darauf einlässt und es professionell angehst", sagt Witthöft, könne man sich schnell nach oben spielen. Und das Ende ihrer wundersamen Reise in die Weltklasse ist nicht abzusehen. "Ihr Spiel kennt keine Grenzen", sagt Barbara Rittner. Die Bundestrainerin dient Witthöft häufiger als Trainingspartnerin und hatte sie auch nach Melbourne begleitet.

Im Halbfinale von Stuttgart könnte sie nun auf ihr großes Vorbild Maria Scharapowa treffen. "Im Halbfinale" wiederholt Carina Witthöft und lacht plötzlich laut los. Das geht ihr jetzt doch alles ein bisschen zu schnell. Dabei ist sie nach den Testfahrten mit Andre Agassi an Geschwindigkeiten gewöhnt.

Hier geht's zu den Ergebnissen in Stuttgart.

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