Tennis:Zehn Minuten

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Fed-Cup-Teamchefin Rittner erklärt noch einmal die Gründe für die Halbfinal-Niederlage in Russland. Dabei übt sie leise Kritik an Sabine Lisicki.

Von Philipp Schneider, Stuttgart/München

Andrea Petkovic ist zum Glück nicht Philipp Kohlschreiber, sonst würde es womöglich Ärger geben in der Tennisrepublik Deutschland. Nach folgender Ereigniskette: Spielerin verliert entscheidendes Doppel im Fed Cup, geht am Abend eine Kleinigkeit an der Hotelbar trinken und lädt vom Umtrunk auf Twitter prompt zwei Bilder hoch. Dann sagt sie am nächsten Tag ihre Teilnahme bei Deutschlands wichtigstem Turnier in Stuttgart ab.

Andererseits, Petkovic hat ja nicht abgesagt, weil sie noch alkoholisiert gewesen wäre. Sondern, weil sie verletzt ist.

Entspannt sieht auch Barbara Rittner die Angelegenheit, die Trainerin des deutschen Fed-Cup-Teams ist gemeinsam mit ihren Spielerinnen am Montag in Stuttgart eingetroffen, nach dem 2:3 im Halbfinale gegen Russland. "Die Mädels sind alle verantwortungsbewusst. Und sie wussten, dass sie in Stuttgart erst am Mittwoch spielen müssen. Dass sie nach so einer Niederlage mal abschalten, wieder lachen und alles gemeinsam verarbeiten, das finde ich genau richtig. Das zeichnet uns sogar aus", sagt Rittner. Dass die Spielerinnen Fotos aus der Bar twittern, was zumindest unglücklich ist, sei "ihre Entscheidung".

Tatsächlich hatte Petkovic bereits beim Fed Cup am Sonntag ihr Einzel gegen Swetlana Kusnezowa nur mit Schmerzmitteln durchstehen können, anschließend verlor sie noch das Doppel an der Seite von Sabine Lisicki. Nachdem sie bereits in einem "sehr, sehr müden Zustand" nach Sotschi gereist war, "sie einfach körperlich platt war" und sich danach im Doppel auch noch am Oberschenkel verletzte, habe Petkovic ihre Teilnahme in Stuttgart eben absagen müssen, sagt Rittner. "Es ist unglaublich schade. Aber ich habe, mit meinem Blick aus der Nähe, damit rechnen müssen. Andrea braucht mal vier, fünf Tage Pause."

Während Petkovic pausierte, zog am Dienstag das Doppel Julia Görges und Sabine Lisicki nach einem 6:3, 3:6, 10:5 gegen Darija Jurak und Barbora Krejcikova ins Viertelfinale von Stuttgart ein. Jenes Duo, das Rittner ursprünglich auch für den Fed Cup eingeplant hatte, ehe sie überraschend anders entschied und Petkovic anstelle von Doppelspezialistin Görges spielen ließ. "Ich hatte exakt zehn Minuten Zeit, um nach dem letzten Einzel das Doppel aufzustellen", sagt Rittner: "Also habe ich mich mit meinem Assistenten Dirk Dier besprochen, letztlich aber die Entscheidung getroffen. Es ist in die Hose gegangen, dafür übernehme ich die Verantwortung. Aber Sabine hat leider im Doppel auch nicht die Leistung abrufen können, die in ihr steckt." Für die Aufarbeitung der Ereignisse in Sotschi werde sie noch eine Weile benötigen, sagt Rittner. Um die Niederlage "in Einzelteile zu zerlegen".

Ein Puzzlestück ist unstrittig: "Wenn Sabine Lisicki im Einzel ihren Matchball verwandelt, dann ist alles gut. Wir gewinnen, und keiner hinterfragt irgendwas."

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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