Tennis: World Team Cup:Goodbye, Tennis

Es gab Zeiten, da war Tennis in Deutschland populär und der World Team Cup ein Ereignis. Nun ist das Aus für das Düsseldorfer Turnier amtlich. Anderen wird es ähnlich ergehen.

René Hofmann

Vor nicht allzu langer Zeit gab es in Deutschland eine Reihe bedeutender Tennis-Turniere: Die Frauen trafen sich in Hamburg, in Berlin, in Leipzig. Bei den Männern war das Masters-Series-Turnier am Hamburger Rothenbaum fester Kalender-Bestandteil, 1999 traf sich die Elite am Saisonende beim Grand-Slam-Cup in der Münchner Olympiahalle.

BECKER

Ein Bild aus guten, alten Tenniszeiten: Boris Becker im Oktober 1998 in der Stuttgarter Schleyerhalle.

(Foto: AP)

Die Schau-Veranstaltung war so irre üppig dotiert, dass es aus heutiger Sicht wie ein Witz klingt: Der Sieger erhielt bis zu zwei Millionen Dollar. Hatte er zuvor im selben Jahr ein Grand-Slam-Turnier gewonnen, gab es einen Bonus: von einer weiteren Million. Dass das Spiel mit solch gewaltigen Einsätzen nicht lange gut gehen konnte, war klar. Aber immerhin: Eine Zeit lang funktionierte es, was einiges sagt über den hiesigen Sportmarkt.

Wenn eine Disziplin in Deutschland eine Hausse erlebt, sind die Ausschläge gewaltig. Doch ähnlich schnell und steil, wie es hinaufgeht, geht es eben auch wieder hinunter. Am Montag teilte der Rochusclub in Düsseldorf mit, dass er ein Turnier aufgibt, das es seit 1978 gab. 32 Jahre lang hatte sich der World Team Cup, der früher Nations Cup hieß, behauptet.

Schon vor den Erfolgen von Boris Becker gab es ihn; als Tennis schick wurde, mauserte er sich zu einem Gesellschafts-Ereignis, zuletzt dümpelte er eher glanzlos vor sich hin. Nun ist Schluss. Der Hauptsponsor hat sich abgewandt, 1,5 Millionen Euro fehlen. Das Risiko ist den Veranstaltern zu groß.

Verschwinden wird das Turnier wohl nicht. Die Rechte werden weiterwandern, in Märkte, in denen gerade Geld sprudelt. So war das bei den Frauenturnieren, die einst in Hamburg, in Berlin und in Leipzig gespielt wurden. Übrig bleiben nicht mehr viele Veranstaltungen - und deren Schicksal hängt meist von einem Großsponsor ab: So ist das beim Frauenturnier in Stuttgart, das Porsche gehört, beim Männer- Stelldichein in Halle/Westfalen, das Gerry Weber organisiert, aber auch bei den BMW Open in München oder dem Mercedes Cup in Stuttgart.

Die zurückgestuften German Open in Hamburg gehören dem Deutschen Tennis-Bund - und dem bereiten sie schon lange keine Freude mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass der World Team Cup das letzte Turnier ist, das Deutschland verliert, ist gering.

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