Tennis:Tennis-Wettskandal: 15 Namen kursieren

Tennis Australian Open 2016

Bei den Australian Open werden die Spieler immer wieder zu den Manipulations-Vorwürfen befragt.

(Foto: dpa)
  • Ein Blogger macht die 15 Namen der Spieler ausfindig, die an auffälligen Partien beteiligt gewesen sein sollen.
  • Angeblich sollen acht Verdächtige auch bei den Australian Open an den Start gegangen sein.
  • Novak Djokovic tut die Manipulations-Vorwürfe derweil als "Spekulation" ab.

Von Gerald Kleffmann

Am späten Abend schritt Novak Djokovic in den "Main Interview Room", beantwortete eine Frage zu seinem souveränen 6:1, 6:2, 7:6 (3)-Zweitrundensieg gegen den 19-jährigen Franzosen Quentin Halys und blickte noch entspannt. Aber schon mit der zweiten Frage wurde das Klima im Raum kühler, mit einem Schlag ging es nicht mehr um den aktuellen Sport bei diesen Australian Open und um die Titelverteidigung des Serben. Djokovic wurde gebeten, einen Bericht der italienischen Sporttageszeitung Tuttosport zu kommentieren. Demnach soll der Weltranglisten-Erste 2007 bei seinem Zweitrundenmatch in Paris-Bercy gegen den Franzosen Fabrice Santoro absichtlich verloren haben.

Am Montag bereits hatten die BBC und die US-Onlineplattform Buzzfeed News schwere Vorwürfe erhoben. Die beiden Medien hatten unter anderem behauptet, Kenntnis davon zu haben, dass in den vergangenen zehn Jahren 16 Profis aus den Top 50 im Verdacht stünden, an Mauscheleien mitgewirkt zu haben - und dass die Tennisbehörden trotz Hinweisen nicht wirklich eingegriffen hätten.

Für Djokovic sind die Vorwürfe reine "Spekulation"

"Ja, ich erinnere mich an dieses Match", führte Djokovic ruhig zum konkreten Vorwurf zu seiner 3:6, 2:6-Niederlage gegen Santoro damals aus. "Meine Antwort ist, dass es gerade in diesen Tagen, mit all den Spekulationen, weil es ja das Hauptthema im Tennis, im Weltsport ist, viele Anschuldigungen gibt." Der 28-Jährige sprach entschlossen weiter, dass die Behauptung "absurd" sei und dass "jeder aus jedem Match eine Story kreieren" könne. Djokovic weiter: "Bis jemand mit einem echten Nachweis oder Beweis kommt, ist alles für mich eine Spekulation." Auf die Frage, ob er absichtlich gegen Santoro verloren habe, sagte Djokovic: "Das ist nicht wahr." Mehr wollte er zu dem Thema nicht sagen.

Die BBC hatte ihren Bericht auf das Material eines Whistleblowers gestützt. Auch Buzzfeed beruft sich auf "geheime Dokumente aus dem Inneren der Tennis-Welt". Zudem kam ein Algorithmus zum Einsatz, der Matches erkannte, bei denen es zu auffälligen Wett-Bewegungen gekommen war. Spieler, die über einen längeren Zeitraum an Spielen beteiligt waren, bei denen es solche Auffälligkeiten gegeben hatten, galten als verdächtig. Den Datensatz machte Buzzfeed zugänglich, Namen wurden nicht veröffentlicht. Die entscheidende Information war codiert.

Verdächtige starteten auch bei den Australian Open

Mithilfe der über die Männer-Tennisorganisation ATP zugänglichen Ergebnislisten rekonstruierte ein Blogger am Mittwoch nun angeblich, wer an den auffälligen Partien beteiligt gewesen sein sollte. Er nennt 15 Namen. Acht der Verdächtigten gingen bei diesen Australian Open an den Start.

Unter den Genannten befinden sich drei Russen, zwei Australier, zwei Spanier und jeweils ein Slowake, ein Kroate, ein Kasache, ein Argentinier, ein Tscheche, ein US-Amerikaner, ein Serbe und ein Usbeke. Einer der Genannten - auch dies würde sich mit einer der ursprünglichen Informationen decken - hat in den vergangenen zehn Jahren einen Grand-Slam-Titel in einem Einzelwettbewerb gewonnen. Der Name Djokovic findet sich auf der Liste nicht.

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