Tennis:So reagieren die Tennisspieler auf die Manipulationsvorwürfe

ATP World Tour

Schwere Vorwürfe gegen die Tenniswelt. Auch ein Grand-Slam-Sieger soll involviert sein.

(Foto: Juan Carlos Hidalgo/dpa)
  • In Melbourne hat mit den Australian Open das erste Grand-Slam-Tennisturnier des Jahres begonnen.
  • ATP-Präsident Kermode gibt eine spontane Pressekonferenz, um auf Manipulationsvorwürfe zu reagieren.
  • In den vergangenen zehn Jahren sollen insgesamt 16 Spieler aus den Top 50 - darunter auch Grand-Slam-Sieger - in Match-Absprachen involviert gewesen sein.

16 Spieler aus den Top 50 sollen in Match-Manipulationen involviert gewesen sein

Ein Manipulationsverdacht im Profitennis hat den Auftakt der Australian Open am Montag in Melbourne überschattet: Nach Informationen der britischen BBC und von BuzzFeed News sollen in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 16 Spieler aus den Top 50 - darunter auch Grand-Slam-Sieger - in Match-Manipulationen involviert gewesen sein.

Auch drei Partien in Wimbledon stehen offenbar unter dem Verdacht, verschoben worden zu sein. Einige der beschuldigten Spieler sollen Gerüchten zufolge sogar bei den Australian Open 2016 am Start sein. Wett-Syndikate aus Russland und Italien sollen im Laufe der vergangenen Jahre mit manipulierten Spielen Gewinne von mehreren Hundertausend Dollar gemacht haben.

Namen nannten die beiden Quellen allerdings nicht. Schiebung sei im Tennis "weitverbreitet", berichtete die BBC, die nach eigenen Angaben im Besitz belastender und bislang geheimer Berichte ist. Zudem wurden die Spielervereinigung ATP und die "Manipulations-Polizei", eine 2008 gegründete Taskforce mit Namen "Tennis Integrity Unit (TIU)", indirekt beschuldigt, Verdachtsfälle nicht zielstrebig genug zu untersuchen.

ATP-Präsident Kermode: "Bewusst, dass es Risiken gibt"

ATP-Präsident Chris Kermode sah sich deshalb veranlasst, am Eröffnungstag eine spontane Pressekonferenz abzuhalten. "Ich weise die Beschuldigungen zurück, dass wir irgendwelche Dinge zurückhalten. Wir brauchen aber Beweise", sagte der Brite.

Kermode wollte allerdings nicht abstreiten, dass es wohl auch im Tennis zu Manipulationen komme: "Wir sind uns bewusst, dass es wie in anderen Sportarten auch im Tennis diesbezügliche Risiken gibt. Aber die Verschiebungen bewegen sich auf einem unglaublich niedrigen Niveau", sagte der 51-jährige.

Kohlschreiber: "Wettbetrug gibt es leider Gottes in jeder Sportart"

Die deutsche Nummer eins Philipp Kohlschreiber meinte: "Wettbetrug gibt es leider Gottes in jeder Sportart. Man darf aber jetzt nicht alle Spieler und die Tour schlechtmachen".

Der 32-Jährige lobte die Vorgehensweise des TIU: "Man arbeitet positiv dagegen, es gibt für uns Spieler viele neue Regeln." Unter anderem müssen es die Profis der TIU sofort melden, wenn sie von verdächtigen Personen angesprochen und mit zwielichtigen Angeboten konfrontiert werden.

Djokovic: "Kein Schatten über unserem Sport"

Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic befürchtet trotz der jüngsten Medienberichte über vermeintliche Spielabsprachen nicht, dass ein Schatten auf den Tennissport fällt. "Es gibt keine richtige Bestätigung oder einen Beweis dafür, dass ein aktiver Spieler verwickelt ist", sagte der Serbe am Montag in Melbourne. "Solange das so ist, sind es nur Spekulationen", sagte Djokovic. "Dabei sollten wir es dann auch belassen."

Djokovic bestätigte aber Berichte aus dem Jahr 2007, dass er damals über Leute in seinem Umfeld angesprochen worden sei, ein Spiel bei einem Turnier in St. Petersburg zu verlieren. "Es ist gar nicht direkt an mich herangebracht worden, sondern direkt zurückgewiesen worden", erinnerte sich Djokovic. "Für mich ist das ein Akt von Unsportlichkeit, ein Verbrechen im Sport", sagte der Schützling von Boris Becker. "Ich denke, für so etwas ist kein Platz im Sport, vor allem nicht im Tennis."

DOSB-Präsident Alfons Hörmann: "Ein Schlag in die Magengrube für alle"

"Das wäre ein weiterer Tiefschlag. Ich empfinde solche Nachrichten als Schlag in die Magengrube für alle die, die sich für den Sport engagieren. Ich bin aber noch vorsichtig, es lohnt sich, ein paar Stunden abzuwarten, bis die Nachrichten klarer sind.

Die Frage eines fairen und den Prinzipien des Sports entsprechenden Wettkampfes steht für mich an aller erster Stelle. Wenn das Spiel oder der sportliche Wettbewerb manipuliert wird, dann ist das die Bankrotterklärung für den Sport."

Tennisspieler Roger Federer: "Ich habe kein Verständnis dafür"

"Ich würde gerne die Namen wissen. War es ein Spieler oder seine Entourage? Wann? Ein Einzel- oder Doppelspieler? In welchem Grand Slam? Es gibt keinen Platz für dieses Verhalten in unserem Sport, ich habe kein Verständnis dafür."

Titelverteidigerin Serena Williams: "Wenn ich spiele, gebe ich mein Bestes"

"Ich kann nur für mich antworten: Wenn ich spiele, gebe ich mein Bestes. Und jede Spielerin, gegen die ich spiele, scheint ebenfalls ihr Bestes zu geben."

Andrea Petkovic: "Wetten auf kleinen Turnieren unterbinden"

"Die ATP muss entweder die Wetten auf den kleinen Turnieren unterbinden oder das Preisgeld so erhöhen, dass die Jungs davon leben können."

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