Tennis:Nachvollziehbare Widersprüche

Tennis: Nimmt Tommy Haas Abschied nun vom Tennis? Oder packt er nochmal seine Tasche?

Nimmt Tommy Haas Abschied nun vom Tennis? Oder packt er nochmal seine Tasche?

(Foto: Daniel Leal-Olivas/AFP)

Gehen oder Bleiben? Das Verwirrspiel um Tommy Haas' Karriereende geht weiter - nun hat er angekündigt, dass er zumindest eine Zukunft als Doppelspieler nicht komplett ausschließt.

Von Philipp Schneider

Ja, was denn nun? Schluss, aus, Ende? Oder so gut wie Schluss, fast vorbei, das Ende ist nah? Oder doch gar kein Schluss, nur ein Wechsel der Disziplin, ab jetzt nur noch Doppel und kein Einzel mehr? Oder ist alles vielleicht ein großes Missverständnis?

Der Tennisspieler Tommy Haas, 39, blickt auf eine lange, teils wunderbare Karriere zurück, in der er sich bis auf Weltranglistenplatz zwei vorkämpfte. In dieser Zeit unterlag er teilweise auch rätselhaften Formschwankungen und Verletzungen. Doch niemals zuvor war der Tennisprofi Haas, der längst als Turnierdirektor beim Masters in Indian Wells arbeitet, so unnötig rätselhaft wie in den vergangen Tagen.

Am Donnerstag verschickte Haas' Management eine kuriose Mitteilung mit der Überschrift: "Klarstellung zum Karriereende von Tommy Haas". Darin war ein Satz zu lesen, den Haas' Management mit einem Ausrufezeichen beschloss. Um eine wirklich wichtige Angelegenheit auch wahrhaftig einzuhämmern selbst in die Schädel der ignorantesten Leser. Haas, so hieß es, habe in einem Interview mit der kalifornischen Zeitung Desert Sun eine Woche vorher "keinen offiziellen Rücktritt erklärt!". In der Tat hatte er das nicht. Aber er war zitiert worden mit dem Satz: "Das letzte Match, das ich auf der Tour gewonnen habe, ist gegen Roger Federer gewesen" - eine Anspielung auf seinen sensationellen Erfolg gegen den Schweizer in Stuttgart im Juni 2017. Außerdem sagte er: "Die Realität ist, dass ich am 3. April 40 werde und der Körper sich ändert. Und ich möchte mein Leben auch später noch genießen." Und dann sprach er von einem "weisen Schritt", seinen Körper "nicht weiter zu quälen".

Nun blieb der ganz große Aufschrei in der Fachpresse nach Bekanntwerden des Artikels aus. Das lag nicht allein daran, dass die Desert Sun eben doch nicht die New York Times ist. Es lag schon auch daran, dass die Szene ohnehin schon seit Jahren damit rechnet, dass Haas an einem nicht allzu fernen Tag seinen Tennisschläger endgültig in der Tasche verstauen könnte. Die Frage war nicht ob, sie war nur: wann? Und bei dieser Frage bleibt es jetzt, denn: "Wenn ich das gewisse Kribbeln noch einmal verspüre, will ich mir die Option offen halten, auf der ATP-Tour im Doppel anzutreten." Weiter ließ Haas' Management mitteilen: "Es ist mit Tommy vereinbart, dass es nach Beendigung des Turniers in Indian Wells noch im März ein konkreteres Statement von ihm über seine weiteren Planungen geben wird." Aha. Gut möglich, dass hier einer gemerkt hat, dass die Desert Sun eben doch nicht eine Bühne bietet wie das größte ATP-Turnier der Welt, bei dem Haas zudem involviert ist.

Was bleibt, das sind die nachvollziehbaren Widersprüchlichkeiten eines Sportlers, dem das Loslassen wohl nicht so leicht fällt wie er mal dachte. "In mir brennt immer noch was", hatte Haas im Januar am Rande der Australian Open gesagt. Und angekündigt, dass er "keinen großen Bang" für sein offizielles Ende bräuchte. Jetzt gab es einen kleinen Bang - und es geht weiter. Noch ein bisschen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: