Tennis:Kleines Feldexperiment

2012 Australian Open - Day 14

Fertig: 2012 gewinnt Djokovic die Australian Open - nach fünf Stunden und 53 Minuten. Solch lange Matches könnte eine Regeländerung bald verhindern.

(Foto: Cameron Spencer/Getty Images)

Vor dem Münchner Turnier wird ein neues Reglement erprobt: Der Satz geht nur bis vier, nach Einstand gibt es keinen Vorteil mehr.

Von Philipp Schneider

Zum Beispiel der Davis Cup im Jahr 1987. Deutschland gegen USA, Boris Becker gegen John McEnroe, die sogenannte "Schlacht von Hartford": 4:6, 15:13, 8:10, 6:2, 6:2, erst nach sechs Stunden und 21 Minuten Spielzeit gewann Becker. Oder 2012, das Finale der Australian Open, Djokovic gegen Nadal: 5:7, 6:4, 6:2, 6:7, 7:5 entschied der Serbe nach fünf Stunden und 53 Minuten das längste Grand-Slam-Finale der Geschichte. Zwei wunderbare Tennismatches, die kein Ende nahmen. Und die es irgendwann nicht mehr geben wird? "Wir sollten zumindest ein paar neue Themen im Tennis ausprobieren", sagt Michael Mronz, "auch wenn sie dann nicht das Spielsystem der Zukunft sein müssen."

Mronz ist Veranstalter des Münchner ATP-Turniers BMW Open, die vom 25. April bis zum 3. Mai auf dem Gelände des MTTC Iphitos stattfinden werden. Doch schon von diesem Freitag (ab 14 Uhr) bis Sonntag veranstaltet Mronz auf zwei zwischen den Terminals ausgelegten Tennisplätzen am Münchner Flughafen ein kleines Vorturnier, dessen Gewinner eine Wildcard für das Qualifikationsturnier in der kommenden Woche erhalten wird. Ungewöhnlich ist bei diesem Vorturnier das Regelwerk, nach dem sich die 24 Amateure richten müssen. Es wird die Partien beschleunigen und möglicherweise eben doch einen Vorgeschmack geben auf: das Spielsystem der Zukunft.

Jeder der maximal fünf Sätze geht nur bis 4 und nicht bis 6. Beim Stand von 3:3 wird gespielt bis 5. Ein möglicher fünfter Satz würde außerdem im Match-Tiebreak entschieden, bei dem bis 10 gezählt wird und nicht bis 7. Und, das ist die gravierendste Änderung: Es wird die sogenannte No- Ad-Regel angewendet, die auf der ATP-Tour bereits im Doppel praktiziert wird. No Ad steht für "No advantage", also: kein Vorteil. Sollte es in einem Aufschlagsspiel Unentscheiden stehen, dann entscheidet der nächste Punkt. Das Spiel wird schneller, möglicherweise spannender, in jedem Fall: anders. "Der Zeitgeist ist nicht mehr so wie damals bei Becker und Stich", sagt Mronz: "Unsere Sehgewohnheiten und der Informationsfluss sind schneller. Wir wollen schauen: Lässt sich der Sport so attraktiver machen?"

Die ATP hat vor einigen Monaten ein Beratergremium ins Leben gerufen, in dem ehemalige Tennisprofis sitzen, auch Becker und McEnroe, die Helden der Schlacht von Hartford. Sie sollen prüfen, welche Regeländerungen sinnvoll sein könnten, auch die Einführung der No-Ad-Regel diskutieren sie. Mronz sieht sein kleines Vorturnier am Flughafen als gute Möglichkeit, um in der Realität zu prüfen, welche Auswirkungen beispielsweise die Verkürzung der Sätze auf das Spiel haben wird. Seine Erfahrungen will er dann wiederum mit der ATP teilen.

Der 17-jährige Alexander Zverev erhält wieder eine Wild Card

"Unsere Haltung ist nicht, abzuwarten, was die ATP entscheidet. Wir wollen unsere eigenen Erfahrungen machen", sagt Mronz: "Auf welche Weise ändert sich das Verhalten der Spieler? Wenn einer 3:0 führt, dann ist jedes Spiel bereits ein Satzball-Spiel. Spielt er also vorsichtiger? Schlägt er vorsichtiger auf?" Ähnliche Auswirkungen könnte auch die Verkürzung der Aufschlagspiele haben, Mronz ist sicher: "Es werden nicht alle Spieler happy sein mit den Änderungen." Der neue Spielmodus hat bewirkt, dass der Ansturm der Amateure auf die 24 Plätze vergleichsweise verhalten ausgefallen ist. Wegen des nicht regelkonformen Reglements dürfen bei dem Turnier nämlich keine Punkte für die deutsche Rangliste vergeben werden.

Mronz vergab auch noch eine ganz gewöhnliche Wildcard, die zweite von insgesamt drei: Alexander Zverev, der am Montag 18 wird, zieht wie schon im Vorjahr ins Hauptfeld ein. Die erste hatte Tommy Haas erhalten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: