Tennis:Kerber ist die beste Siebenkämpferin im Tennis

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Die Deutsche steigt 19 Jahre nach Steffi Graf zur neuen Nummer eins im Tennis auf. Doch die beste Spielerin der Welt ist sie nicht - sie hat andere Vorzüge.

Kommentar von Matthias Schmid

Dirk Nowitzki ist ein großer Tennisfreund. Der Basketballer hat früher selber sehr ordentlich den Ball übers Netz geschlagen, so gut, dass er es als Jugendlicher immerhin zum unterfränkischen Meister gebracht hat. Der NBA-Champion der Dallas Mavericks liebt das Spiel noch immer so sehr, dass er eine Reihe ehemaliger prominenter Spieler für das übernächste Wochenende nach Dallas eingeladen hat, um dort für eine gute Sache zu spielen.

Unter anderem ist der ehemalige amerikanische Weltranglistenerste Andy Roddick dabei. Benjamin Becker vertritt die deutschen Sportler. Als Überraschungsgast wäre da nun natürlich Angelique Kerber die perfekte Lösung, nachdem die 28-Jährige 19 Jahre nach Steffi Graf zur neuen Nummer eins im Welttennis aufgestiegen ist - als älteste Debütantin in der Tennishistorie überhaupt.

US Open
:So lief Kerbers Match gegen Wozniacki

Im ersten Satz führt Angelique Kerber schnell 4:0, ehe sich ihre Gegnerin Caroline Wozniacki aufbäumt. Doch am Ende hat sie keine Chance. Kerbers Finaleinzug in Bildern.

Dabei ist Angelique Kerber gar nicht die beste Tennisspielerin des Planeten. Es gibt keinen Schlag, den sie besser spielen würde als andere Spielerinnen auf der Tour. Serena Williams schlägt zum Beispiel besser auf, die Vorhand von US-Open-Finalistin Karolina Pliskova ist wuchtiger und der Rückhand-Slice von Roberta Vinci viel gemeiner. Doch im Tennis kommt es nicht nur darauf an, wie gut man einzelne Schläge spielen, sondern wie gut man alle Komponenten miteinander vereinbaren kann.

Kerber ist auch im Kopf stark

Denkt man sich Tennis als Siebenkampf, dann ist Angelique Kerber die Beste. Sie ist fitter, beweglicher als alle anderen Profis, seit ihrem wundersamen Sieg bei den Australian Open hat sie auch gezeigt, dass sie auch in einem großen Finale im Kopf ganz bei sich ist, um mutig und entschlossen aufzutreten und den letzten Punkt zu machen. Und sie hat diesen extremen Willen und die Hingabe, an sich und ihrem Spiel zu arbeiten, um es auf eine höhere Ebene zu heben.

Angelique Kerber
:"Unglaublich. Du Champ!!!"

Angelique Kerber ist die neue Nummer eins, Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner gratuliert überschwänglich. Auch Boris Becker hat etwas zu sagen.

Sie hat sich gewandelt von einer reinen Verteidigungskünstlerin mit einem tollen Winkelspiel zu einem Profi, der näher an die Grundlinie rückt, um die Bälle früher zu treffen und sie unerreichbar für die Gegnerinnen zu platzieren. Ohne direkte Gewinnschläge schafft es niemand im Frauentennis an die Spitze. Und sie hat sich zur beständigsten Spielerin entwickelt, sie hat in diesem Jahr als einzige drei der vier Grand-Slam-Finals erreicht. Erstrundenniederlagen wie die in Paris sind Ausnahmen geworden.

Williams geht, Kerber bleibt

Angelique Kerber ist zudem eine große Profiteurin davon, dass das Frauentennis im Umbruch steckt, es fehlen die Persönlichkeiten und Ausnahmespieler, die es im Männertennis mit Novak Djokovic, Roger Federer, Rafael Nadal und Andy Murray gibt. Herausragende Spielerinnen wie Justine Henin sind zurückgetreten, Grand-Slam-Turnier-Siegerinnen wie Ana Ivanovic im Formtief und die Beste von allen, Serena Williams, blickt schon mehr auf ihre Karriere zurück als noch voraus. Die Rekord-Grand-Slam-Turnier-Siegerin wird bald abtreten.

Angelique Kerber bleibt. Ihre besten Jahre im Tennis werden erst noch kommen. Sie wird weitere Major-Titel holen, weil sie sich mit ihrem vielseitigen Stil abhebt von den meisten Spielerinnen, die nur Haurucktennis im Programm haben. Dirk Nowitzki wird Angelique Kerber bestimmt noch häufiger zu einer guten Sache einladen können.

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