Tennis:Kein Komplex

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"Ich habe großartig gekämpft und in den entscheidenden Momenten keine Nerven gezeigt": Andy Murray, Gewinner in Montreal. (Foto: Andre Pichette/dpa)

Der Schotte Andy Murray kann tatsächlich nervenstark sein - und zugleich seinen Dauerrivalen Novak Djokovic besiegen.

Von Gerald Kleffmann, Montreal/München

Stillstand ist ein Wort, das derzeit keinen Platz hat im Leben von Andy Murray. Kürzlich gab der Schotte bekannt, dass er Vater werde. Seine französische Trainerin Amélie Mauresmo hat am Sonntag vorgelegt in dieser Wertung und einen Sohn zur Welt gebracht. Am selben Abend dann glänzte Murray sportlich, mit 6:4, 4:6, 6:3 besiegte er jenen Mann, der bei Turnieren der Masters-Serie, von denen es neun auf der Profitour gibt, zuvor 30 Mal nacheinander ungeschlagen geblieben war. "Du magst es nie, ein Spiel zu verlieren. Aber jede Serie geht einmal zu Ende", sagte Novak Djokovic, der allein 2015 schon viermal den Kollegen, der sein Trauzeuge war, niederrang. Diesmal löste sich die ganze Anspannung bei Murray, der bei der Pokalüberreichung feixte: "Amélie, der da ist für dich!"

Sein Sieg ist insofern ein Ereignis, weil Murray auf dem Weg war, sich einen Djokovic-Komplex zu erspielen. Seit 2014 waren sich die beiden achtmal auf dem Platz begegnet, achtmal reüssierte Djokovic. "Es hätte mir leicht passieren können, dass mir das Match entgleitet", sagte Murray und rief sich eine Schwäche in Erinnerung: dass er nach einem Dämpfer gegen Topgegner Probleme hat, an sich zu glauben. Es ist eine altbekannte Schwäche, die ihm sein früherer Trainer Ivan Lendl als Erster austrieb; mit ihm holte Murray Olympia-Gold und den Wimbledon-Titel. In Kanada nun überzeugte der 28-Jährige mit einer Wettkampfhärte, die ihn selbst begeisterte: "Ich habe großartig gekämpft und in den entscheidenden Momenten keine Nerven gezeigt. " Allein elf Breakbälle des serbischen Weltranglisten-Ersten hatte er abgewehrt. Und sein variantenreiches Spiel brach nicht zusammen, als er Satz zwei abgab. "Das gibt mir für die nächsten Aufgaben einen großen Schub", sprach Murray, der beim Turnier in Washington noch dem Russen Teymuraz Gabashvili in der ersten Runde unterlegen war.

Mit dem Duell der Weggefährten Murray und Djokovic endete das Turnier in Montréal tatsächlich mit sportlichen Schlagzeilen. Die Affäre um den australischen Profi Nick Kyrgios, der im Match gegen den Schweizer Stan Wawrinka zwischen zwei Ballwechseln gesagt hatte, Wawrinkas Freundin habe mit dem australischen Tennisjungprofi Thanasi Kokkinakis intim verkehrt, hallt indes nach. Kokkinakis hat sich nun erstmals geäußert und verraten, dass er Kyrgios für dessen Verhalten scharf kritisiert habe. Kokkinakis habe zudem zwischen Wawrinka und dessen Freundin, der Profispielerin Donna Vekic, vermittelt. Eine gute Nachricht brachte zumindest auch die Auslosung des nächsten ATP-Turniers in Cincinnati. Kyrgios und Wawrinka könnten frühestens im Finale aufeinandertreffen. Die beiden dürfen vorerst noch auf Abstand bleiben.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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