Tennis in Wimbledon:Roger Federer scheitert in Runde zwei

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Roger Federer: Ganz bitterer Tag in Wimbledon (Foto: REUTERS)

Schwarzer Tag für die Favoriten in Wimbledon: Roger Federer ist raus, Maria Scharapowa ist raus und Victoria Asarenka? Ist auch raus. Andrea Petkovic verabschiedet sich ebenfalls früh aus dem Turnier. Über einen grandiosen Auftritt jubelt hingegen Qualifikant Dustin Brown - er bezwingt den früheren Weltranglistenersten Lleyton Hewitt.

Wimbledon spielt verrückt: Zwei Tage nach Rafael Nadal scheiterte auch der siebenmalige Champion und Titelverteidiger Roger Federer sensationell früh bei seinem Lieblingsturnier. Gegen den Weltranglisten-116. Sergej Stachowski aus der Ukraine verlor der entthronte Rasenkönig am Mittwoch in der zweiten Runde 7:6 (7:5), 6:7 (5:7), 5:7, 6:7 (5:7). So früh war der 31 Jahre alte Tennisprofi aus der Schweiz bei einem Grand-Slam-Turnier letztmals vor zehn Jahren bei den French Open ausgeschieden.

Dustin Brown weinte nach dem größten Triumph seiner Karriere, Maria Scharapowa kassierte eine ihrer bittersten Pleiten und Andrea Petkovic verpasste eine weitere Überraschung. Am dritten Turniertag ging es in Wimbledon so turbulent zu wie selten zuvor in der Historie der bedeutendsten Tennisveranstaltung der Welt. Sieben Profis - darunter die Weltranglisten-Zweite Victoria Asarenka, Nadal-Bezwinger Steve Darcis oder der an fünf gesetzte Jo-Wilfried Tsonga - gaben am Mittwoch auf oder zogen verletzt zurück. So viele wie noch nie an einem Tag bei einem Grand-Slam-Turnier.

Schadlos hielt sich der britische Hoffnungsträger Andy Murray bei seinem 6:3, 6:3, 7:5 gegen Lu Yen-Hsun aus Taiwan. Dagegen erlebten die Zuschauer zwei Tage nach dem sensationellen Erstrunden-Aus des Spaniers Rafael Nadal gegen Darcis eine weitere riesige Überraschung: Die viermalige Grand-Slam-Turniersiegerin Scharapowa verlor an der Church Road in der zweiten Runde gegen die portugiesische Qualifikantin Michelle Larcher de Brito 3:6, 4:6.

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Weitaus mehr Gegenwehr leistete die mit einer Wildcard gestartete Andrea Petkovic. Erst nach 2:36 Stunden musste sich die Darmstädterin der an Nummer 17 gesetzten Sloane Stephens aus den USA 6:7 (2:7), 6:2, 6:8 geschlagen geben. Von den acht deutschen Damen haben an diesem Donnerstag noch Angelique Kerber, Sabine Lisicki, Mona Barthel und Annika Beck die Chance auf den Einzug in Runde drei.

Dustin Brown: Überrascht gegen Lleyton Hewitt (Foto: REUTERS)

Vor dem Scharapowa-Scheitern hatten die Schlagzeilen des Tages allerdings Qualifikant Brown gehört. "Ich habe geheult wie ein kleines Mädchen", gab der 1,96 Meter große Mann mit den Rastalocken nach seinem beeindruckenden 6:4, 6:4, 6:7 (3:7), 6:2-Erfolg gegen den ehemaligen Wimbledon-Champion Lleyton Hewitt zu. Zum ersten Mal schaffte es der 28 Jahre alte Tennisprofi aus Winsen/Aller in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers, zum ersten Mal durfte er auf dem Podium des größten Interviewraums Platz nehmen.

Seine Dreadlocks hatte der Deutsch-Jamaikaner mit einer weißen Wollmütze gebändigt, die untertassengroßen Kopfhörer um den Hals gehängt, als er Auskunft geben sollte über diesen denkwürdigen Tag auf dem Center Court 2 im All England Tennis Club. "Es war ein geiles Match, es ist ein großartiger Tag", sagte der Sohn eines Jamaikaners und einer Deutschen. In den 2:26 Stunden hatte er die Zuschauer zuvor mit seinem eigenwilligen Spielstil, seinen präzisen Aufschlägen, vor allem aber seiner Dynamik und Power begeistert. "Ich habe mir schon während des Spiels gesagt: Dustin, egal, was heute passiert, heute gewinne ich. Heute ist dein Tag", erzählte er später.

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Auf seinem weißen T-Shirt war in schwarzen Lettern sein Spitzname Dreddy aufgedruckt, auf der Rückseite stand "Follow me" unter dem Twitternamen des twitterfreudigen Tennisprofis. Nach seinen drei Siegen in der Qualifikation und dem Auftaktsieg gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez hat er jetzt nicht nur ein Preisgeld von umgerechnet 74 300 Euro sicher. Sogar das Achtelfinale ist wie aus dem Nichts ein realistisches Ansinnen - Brown trifft am Freitag nicht wie erwartet auf den gleichfalls aufschlagstarken Amerikaner John Isner, sondern auf Adrian Mannarino. Der Franzose ist die Nummer 111 der Welt und damit immer noch 78 Plätze höher eingestuft als Brown. Im März spielten die beiden schon einmal gegeneinander: im Endspiel des Challenger-Turniers in Sarajevo verlor Brown in zwei Sätzen jeweils im Tiebreak.

Gegen Hewitt allerdings gelang ihm fast alles. Mit einem Hechtsprung sicherte er sich den Punkt zum ersten Satz, und auch der verlorene Tiebreak ließ ihn nicht die Contenance verlieren. Als nach 2:26 Stunden ein Return des ehemaligen Weltranglisten-Ersten Hewitt im Aus landete, ließ Brown seinen Schläger mit fast schon ungläubigem Staunen einfach auf den "Heiligen Rasen" sinken. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Brown noch verloren hätte. Auf der Homepage der Spielerorganisation ATP nennt er nämlich als Kindheitsidol Marat Safin - der Russe hat in seiner Karriere nach eigenen Angaben mehr als 1000 Schläger zertrümmert.

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