Tennis:Fedbergs Ende

Roger Federer SUI Stefan Edberg SWE TENNIS Sony Open Tennis Miami 19 03 2014 TennisMagazin

Danke für die Zusammenarbeit! Roger Federer (links) wurde durch Stefan Edberg tatsächlich ein noch besserer, offensiverer Spieler.

(Foto: imago)

Roger Federer und Coach Stefan Edberg trennen sich nach zwei außergewöhnlichen Jahren. Es folgt Ivan Ljubicic.

Von Gerald Kleffmann

Vor gut drei Wochen, beim ATP-Tour-Finale in London, wurde Roger Federer gefragt, ob er noch Tennis spiele, wenn er 40 Jahre alt ist. "Darüber habe ich noch nicht ernsthaft nachgedacht", antwortete der 34-jährige Schweizer, schloss dies aber mit einer schlüssigen Erklärung nicht aus: "Wenn man seinen Terminkalender schlau plant, kann man das machen, vielleicht fünf Turniere pro Jahr spielen, das Ranking hoch halten. Aber nein, ich habe mir keine derartigen Ziele gesetzt." Für Federer gibt es keine Zeitschiene, wie seine ruhmreiche Karriere enden soll. Auch wenn es nun eine kleine und doch gravierende Veränderung in seinem Team gibt, so hat Federer ohnehin nach wie vor Lust auf seinen Beruf. "Ich freue mich einfach, dass die Dinge derzeit so gut funktionieren", sagte er damals, wobei er die jetzt vollzogene Trennung von Stefan Edberg nicht meinte.

Der Kroate Ljubicic gilt als einer der schlauesten Strategen im Tennis-Geschäft

Fedberg, wie er und der frühere Weltranglisten-Erste genannt wurden, lösen sich als Erfolgsduo also auf, die Tenniswelt ist um eine faszinierende Komponente ärmer, wenngleich der Schritt nicht überrascht; Edberg, 49, wollte anfangs nur eine Saison lang als Coach Federer zuarbeiten, der 2013 ein schlechtes Jahr hatte und sich von seinem Idol Inspiration erhoffte. Nach der zweiten Saison machte Edberg wie angekündigt Schluss; er reist nicht mehr so gerne. Der smarte Schwede hatte - wie Boris Becker als Coach von Novak Djokovic - nicht nur mit seiner Präsenz die Erinnerungen an alte Zeiten aufgefrischt, er hatte auch Federers Spiel so beeinflusst, dass der wie nach einer Verjüngungskur wirkte.

"Er hat mir so viel beigebracht, und sein Einfluss auf mein Spiel wird bleiben", teilte Federer mit, "er wird immer Teil meines Teams bleiben." Edberg schwärmte seinerseits: "Es wurde schnell klar, dass es eine spezielle Zusammenarbeit mit dem wohl größten Tennis-Repräsentanten aller Zeiten werden würde." Der frühere Serve-&-Volley-Spezialist hatte unter anderem dafür gesorgt, dass der Weltranglisten-Dritte mutiger seine Künste am Netz zelebriert, mit der überfallartigen SABR (Sneak attack by Roger Federer)-Taktik hatte der Schweizer bewiesen, dass auch heute noch neue Nuancen im Tennissport stecken. Den 18. Grand-Slam-Triumph erreichte Federer indes nicht, trotz vorzüglicher Matchbilanzen von 73:12 in 2014 und 63:11 in 2015. Wenn man es verspielt sehen will, wurde Edberg wieder vom alten Rivalen Becker ausmanövriert.

Severin Lüthi, 39, der stille, langjährige Haupttrainer, bleibt in Federers Team, für Edberg rückt der ehemalige Weltklasse-Spieler Ivan Ljubicic auf. Der Kroate hatte den Kanadier Milos Raonic zu einem Top-Ten-Mann geformt, nach Abnutzungserscheinungen hatten sich die beiden im Herbst getrennt. Die Verpflichtung dokumentiert, wie ehrgeizig Federer noch ist, mit nur vier, fünf Turnieren im Jahr wird er sich nicht zufrieden geben. Ljubicic, der als Jugendlicher wegen der Kriegswirren nach Italien geflüchtet war, ist zwar keine so öffentlichkeitswirksame Lösung wie Edberg. Aber er ist eine clevere Lösung.

Der 36-Jährige, der in Monte Carlo lebt, kennt als langjähriger Freund Federer gut, vor dem diesjährigen Wimbledon-Finale (das wieder Djokovic gewann) hatte er ihn eingeschlagen. Überdies gilt der glatzköpfige Ljubicic, der mit Frau und zwei Kindern den fußballteamgroßen Federer-Tross aufstockt, als einer der schlauesten Strategen. Ihm wird nachgesagt, wie Mr. Spock Stärken und Schwächen auf dem Platz herausfiltern zu können. Raonic, einen technisch begrenzten Spieler, hat er in die Spitze geführt. Ein besonderes Ziel hat sich Federer für 2016 gesteckt, in Rio möchte er in drei Wettbewerben Olympia-Gold holen. Neben dem Einzel will er mit Stan Wawrinka im Doppel und mit Martina Hingis im Mixed antreten.

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