Tennis:Erinnerungen an Marrakesch

Spiele am Freitag

Centre Court

11.30 Uhr: Hanfmann (Karlsruhe) - Bautista-Agut (Spanien).

Nicht vor 13.30 Uhr: Struff (Warstein) - A. Zverev (Hamburg).

Anschließend: Pella (Argentinien) - Zeballos (Argentinien).

Nicht vor 17 Uhr: Chung (Südkorea) - Klizan (Slowakei).

Vorjahressieger Philipp Kohlschreiber verliert ungewöhnlich früh beim Münchner ATP-Turnier. Auch der an Position eins gesetzte Franzose Gael Monfils und Fabio Fognini scheiden aus im Achtelfinale.

Von Philipp Schneider

Immerhin war er schon fertig, bevor sich am Nachmittag eines dieser Starkregenfelder über dem Englischen Garten austobte. Kurz aber heftig regnete es, was eine Spielunterbrechung zu Folge hatte, aber die tangierte den Rekordsieger der BMW Open nicht mehr. Schon um kurz vor eins hatte er seine Tennistasche gepackt und die erste Interviewrunde erfolgreich hinter sich gebracht. Die gut gelaunte Selbstanalyse gehört zu den größeren Stärken in der späten Schaffensphase des Augsburgers Philipp Eberhard Hermann Kohlschreiber, inzwischen 33 Jahre alt. Vor ein paar Jahren noch war er, gerade nach Niederlagen, ein eher einsilbiger Gesprächspartner. Am Donnerstag gab er aber tapfer Auskunft, sprach erst in ein Radiomikrofon, dann in ein Fernsehmikrofon, dann wieder in ein Radiomikrofon. Die Fragen wurden nicht angenehmer, das Thema war eines, das sehr ärgerlich war für Kohlschreiber. Er, der Vorjahressieger, der dreimalige Titelträger, der fünfmalige Finalist von München, er war ausgeschieden. Raus im Achtelfinale seines Wohlfühlturniers am Aumeisterweg nach einem 6:7 (5:7), 4:6 gegen den Argentinier Horacio Zeballos.

Neben Kohlschreiber scheiden weitere Turnierfavoriten aus

"So ist es: Wenn man Mann gegen Mann da drin steht, kriegt man mal eine mit", sagte Kohlschreiber, als hätte er am Vorabend noch einen Boxfilm angesehen, aus der sich nun diese außergewöhnliche Grundzufriedenheit mit dem eigenen Spiel speiste. 13 Asse hatte Kohlschreiber, die Nummer 39 der Welt, gegen den 24 Positionen tiefer eingestuften Zeballos serviert, gegen den er in vier Begegnungen noch nie verloren hatte. "13 ist eigentlich über meinem Niveau", analysierte Kohlschreiber also zunächst. Allerdings: "Meine Returns, das war zu dünn", sagte er und meinte damit vor allem die Qualität seiner Schläge: "Ich war immer ein bisschen zu spät dran."

Der Return zählt anders als die gut gelaunte Selbstanalyse nicht zu den Stärken Kohlschreibers. Im Match gegen Zeballos funktionierte die Spieleröffnung in den entscheidenden Phasen gar nicht. Viel zu passiv, fast schon ängstlich spielte Kohlschreiber. Im zweiten Satz stand er bei gegnerischem Aufschlag phasenweise zwei, drei Meter hinter der Grundlinie.

Der spielerische Rückzug Kohlschreibers wirkte wie eine Spätfolge des verlorenen Finals von Marrakesch. Vor zweieinhalb Wochen vergab er gegen den Kroaten Borna Coric fünf Matchbälle, es wäre sein erster Turniersieg seit dem vergangenen Mai gewesen. Danach reiste er weiter nach Barcelona, wo er in der ersten Runde gegen den Südkoreaner Hyeon Chung verlor. Fünf vergebene Matchbälle können einen gedanklich noch eine Weile beschäftigen. Und München wäre eigentlich der optimale Ort gewesen für Kohlschreiber, um sie zu vergessen. Aber alles halb so wild. "Ich denke jetzt nicht, oh, oh, bald sind French Open, es sieht schlecht aus", flötete Kohlschreiber in Anspielung auf den bevorstehenden Höhepunkt der Sandplatzsaison. "Ich habe ja ganz gut gespielt."

Selbstkritischer gab sich der an Nummer eins gesetzte Franzose Gaël Monfils, der nach sechswöchiger Verletzungspause sein Match gegen Chung mit 2:6, 4:6 verlor. "Das war nicht mein bestes Tennis", sagte Monfils. Gerade nach einer Spielpause sei es "nicht so einfach, den Ball perfekt zu treffen". Auch der an Nummer vier gesetzte Italiener Fabio Fognini schied aus, mit 3:6, 2:6 gegen den Argentinier Guido Pella. Und weil Mischa Zverev mit 2:6, 1:6 gegen Martin Klizan aus der Slowakei verlor, ist der an Position drei gesetzte Alexander Zverev neben dem Spanier Roberto Bautista-Agut der letzte verbliebene Favorit im Wettbewerb.

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