Tennis:"Alle Träume sind wahr geworden" - Angelique Kerber gewinnt die US Open

2016 US Open - Day 13

Angelique Kerber ist nach ihrem verwandelten Matchball überwältigt.

(Foto: AFP)

Die Deutsche schlägt Karolina Pliskova im Finale von New York mit 6:3, 4:6 und 6:4 und gewinnt ihr zweites Grand-Slam-Turnier in diesem Jahr.

Angelique Kerber (28) startet am Montag als US-Open-Siegerin in ihr neues Tennisleben an der Spitze der Weltrangliste. Die Kielerin bezwang in einem hochklassigen und dramatischen Finale vor mehr als 20.000 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadium die Tschechin Karolina Pliskova 6:3, 4:6, 6:4 und trat zum wiederholten Mal in die Fußstapfen ihres Kindheitsidols Steffi Graf. Die Tennis-Ikone hatte vor 20 Jahren den letzten letzten deutschen Titel in Flushing Meadows gewonnen.

Kerber verwandelte gegen Pliskova (24) nach 2:07 Stunden ihren ersten Matchball und krönte damit ihr außergewöhnliches Grand-Slam-Jahr. Bei den Australian Open hatte sie erstmals bei einem der vier Majorturniere triumphiert, im Wimbledonfinale war sie nur knapp gescheitert. Nach Olympiasilber in Rio gelang ihr nun erneut ein Meisterstück. Wenn es noch eines Beweises bedurft hatte, dass sie sich den Tennis-Thron der großen Serena Williams redlich verdient hat, lieferte ihn Kerber im Finale.

"Es ist einfach großartig, unglaublich, das beste Jahr meiner Karriere. Hier hat 2011 alles angefangen und jetzt stehe ich hier mit der Trophäe. Das bedeutet mir sehr viel", sagte Kerber kurz vor der Pokalübergabe. "Glückwunsch an Angie, sie hat bewiesen, dass sie die Nummer eins der Welt ist", sagte Pliskova, die nach dem Matchball auf die andere Seite des Platzes gegangen war und Kerber umarmte. "All meine Träume sind in diesem Jahr wahr geworden", sagte Kerber.

Pliskova gab im größten Tennisstadion der Welt keinesfalls die nervöse Debütantin. Bis zu den US Open war sie nie über die dritte Runde eines Grand Slams hinausgekommen, dennoch forderte sie Kerber mehr als jede andere Gegerin im Turnierverlauf. Zu keinem Zeitpunkt der Partie zeigte sie Anzeichen von Nervosität. Kerber hätte es also deutlich leichter haben können, doch leicht hatte sie es in ihrem Tennisleben bislang nur selten.

Schon der erste Satz war hart umkämpft, obwohl Kerber stets in Führung lag und ihrer 1,86 Meter großen Gegnerin zweimal den Aufschlag abnahm. Nur drei vermeidbare Fehler unterliefen ihr, bis um 3:3 im zweiten Durchgang sah es so aus, als könne Kerber auch ihre siebte Partie in New York ohne Satzverlust gewinnen. Dann drehte Pliskova auf. Ein Break reichte ihr, um auszugleichen, ein zweites, um im entscheidenden Satz in Führung zu gehen. Doch Kerber konterte im Stile einer Weltranglistenersten.

Sie revanchierte sich damit für die deutliche Niederlage beim Turnier in Cincinnati/Ohio vor genau drei Wochen. Damals war sie ausgelaugt von ihrem emotionalen Olympia-Abenteuer am Zuckerhut angereist, und ließ die Chance auf den Sprung an die Spitze der Weltrangliste vorerst liegen. Es gehört zu den Fußnoten dieser Saison, dass Pliskova mit ihrem Halbfinalsieg über Serena Williams Kerber den Weg zur Nummer eins freiräumte.

Auch dort beerbt sie Steffi Graf, die im März 1997 in der letzten von insgesamt 377 Wochen die Weltrangliste angeführt hatte. Es gehört zu Kerbers Schicksal, dass jeder Erfolg mit dem Zusatz "als zweite Deutsche nach Graf ..." versehen wird. Daran hat sie sich gewöhnt. Am Tag vor dem Finale, als Graf während des Interview-Marathons im Spielergarten hinter dem Centre Court wieder einmal das bestimmende Thema war, sagte Kerber: "Steffi ist immer mein Vorbild gewesen, sie ist eine Legende - aber ich muss meinen eigenen Weg gehen."

Den hat sie längst gefunden. Mit 28 Jahren und 239 Tagen wird sie die 22. und älteste Debütantin an der Spitze des Rankings werden. Kaum etwas ist Kerber zugefallen, schon seit Jahren gilt sie als eine der härtesten Arbeiterinnen der Tour. "Ich bin stolz darauf, dass ich alle Auf und Abs nach meinen Bedingungen gemeistert habe", sagte sie.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: