Tabellenführer der Bundesliga:Leipzig ist das Gegenteil eines Märchens

RB Leipzig - FC Schalke 04

Abgesehen von seiner Schwalbe machte Leipzigs Timo Werner gegen Schalke übrigens ein sehr gutes Spiel.

(Foto: dpa)

Es ist zu einfach, den jüngsten Coup von RB Leipzig nur darauf zu schieben, dass Schiedsrichter Dankert auf eine Schwalbe hereinfiel.

Kommentar von Sebastian Fischer

Markus Weinzierl hatte ein Rezept: Der Schalker Trainer wollte den Leipzigern möglichst oft den Ball überlassen; dann seien sie am schwächsten, hatte er erkannt. Weinzierl hatte auch alle Zutaten: eine Elf, die in Form ist und sich an seine Ideen gewöhnt hat. Und trotzdem musste Weinzierl später eine Gratulation an seinen Kollegen Ralph Hasenhüttl ins Mikrofon nuscheln. Trotz bester Aussichten vor diesem Wochenende hat die Bundesliga auch nach 13 Spieltagen noch keine Lösung gefunden, wie sie den ungeschlagenen Tabellenführer einfangen kann.

Es wäre zu einfach, den jüngsten Sieg von RB Leipzig nur darauf zu schieben, dass Schiedsrichter Dankert erneut einem Trickser aufgesessen ist. Diesmal war es die Schwalbe von Timo Werner, vor ein paar Monaten war es ein Handtor des Hannoveraners Andreasen in Köln; Dankert hat in letzter Zeit nicht die glücklichste Figur gemacht, wenn es um eklatante Regelverstöße ging.

Doch der geschundene Elfmeter ist eher ein Argument für kompromisslosen Leipziger Ehrgeiz als für Leipziger Glück: RB kann nicht nur Pressing nach der strengen Lehre von Ralf Rangnick, sondern auch mal ein schmutziges Tor erzielen - und das hinterher versiert schönreden. Rangnick etwa ließ keine Gelegenheit aus, die harte Spielweise der Schalker zu geißeln, wenn es um Werners Schwalbe ging. Eine Strategie, die in München nicht unbekannt ist, wenn Arjen Robben mal wieder aus Versehen stolpert.

Über einen Aspekt, der in der überregionalen Schwalben-Debatte unterging, sind sie in Leipzig besonders stolz. Für den nach 20 Minuten angeschlagen ausgewechselten Verteidiger Schmitz, seinerseits nur Ersatz für Stammspieler Compper, spielte Dominik Kaiser, ein Mittelfeldspieler in seiner ersten Bundesligasaison. Als rechter Verteidiger, erklärte Kaiser, habe er letztmals in der C-Jugend bei Normannia Gmünd gespielt. Es funktionierte trotzdem. Hasenhüttls Idee, konsequent ein System zu trainieren und davon nicht abzuweichen, macht viele Spieler ersetzbar. Andere, wie Dauersprinter Yussuf Poulsen oder Passgeber Emil Forsberg, werden einfach nicht müde.

Es ist trotzdem keine Überraschung, wie es gerade immer mal wieder in Überschriften steht - und schon gar kein Märchen -, was in Leipzig gerade gelingt. Dafür sind mehr als 100 Millionen Euro für Zugänge in den vergangenen Jahren zu viel Geld. Allerdings kann auch mit viel Geld viel schief gehen. Das merkt gerade ein anderer, bei vielen Fans ähnlich verpönter Bundesligist. Der VfL Wolfsburg würde eine Schwalbe-Diskussion im Moment jedenfalls gerne nehmen.

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