SZ-Grafik zur WM:Was Zahlen über die WM-Teams verraten

Miroslav Klose hat vor der WM mehr Länderspieltore erzielt als die gesamte italienische Mannschaft. Per Mertesacker ist 30 Zentimeter größer als die kleinsten Spieler beim Turnier. Und Spanien scheiterte trotz der größten Erfahrung - eine interaktive Grafik zu den 32 WM-Mannschaften.

Von Saskia Aleythe und Lisa Sonnabend

736 Fußballer hatten einen Traum: den WM-Titel ins eigene Land zu holen. 736 Fußballer mit höchst unterschiedlichen Voraussetzungen. Routinierte trafen auf Neulinge, junge Talente auf Spätberufene, erfolgreiche Torschützen auf verhaltene Abstauber.

Am Donnerstag wird die Hälfte dieser Fußballer ihre Vision vom Weltpokal begraben haben, zumindest bis zum nächsten Turnier. Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Spieler selbst. Die Grafik zu allen bei der Fifa gemeldeten Spielern gibt Auskunft über Größe, Alter, Erfahrung und Länderspieltore vor WM-Beginn - und sie liefert Anhaltspunkte für die Geschichten dahinter.

Chile schaut zu Deutschland auf

Wenn die Nationalhymne erklingt, zoomen die TV-Kameras auf die Gesichter der DFB-Elf und zeigen: Kapitän Philipp Lahm, der emsig mitsingt, Torhüter Manuel Neuer, der ernst dreinschaut, und dann zieht die Kamera plötzlich nach oben. Hoch zu Per Mertesacker, dem größten Feldspieler der WM in Brasilien. 1,98 Meter misst der Hüne vom FC Arsenal. Nur die Ersatztorhüter Fraser Forster aus England (2,01 Meter) und Lee Bum-Young aus Südkorea (1,99 Meter) bringen es noch auf wenige Zentimeter mehr.

Doch nicht nur Per Mertesacker ist überdurchschnittlich groß, sondern die gesamte DFB-Elf. 185,4 Zentimeter misst der durchschnittliche Joachim-Löw-Spieler. Damit ist das Team das höchstgewachsene bei der WM - der Ochsenkarren-Abwehr sei Dank. Dahinter sammeln sich weitere Europäer: Die Spieler von Bosnien-Herzegowina kommen auf 185 Zentimeter, die Griechen auf 184,7 Zentimeter - und die Belgier auf 184,5 Zentimeter.

Ob Größe ein Vorteil bei der WM ist? Offenbar nicht zwingend. Denn das Team von Chile, das den Weltmeister Spanien vorführte und das Achtelfinale erreicht hat, hat die kleinsten Spieler der WM. Nur 1,76 Meter misst der durchschnittliche WM-Kicker aus Chile. Die kleinsten Spieler des Turniers sind Edgar Salli aus Kamerun und Lorenzo Insigne aus Italien mit gerade einmal 1,63 Meter. Beide sind in der Vorrunde ausgeschieden - ein Zusammentreffen mit dem Riesen Mertesacker wird also ausbleiben.

Messi, das Küken

Der kolumbianische Torwart Faryd Mondragón stand einst in Diensten des 1. FC Köln. Das ist allerdings bereits ziemlich lange her, denn Mondragón hat mittlerweile ein für einen Fußballer biblisches Alter erreicht: Am 21. Juni wurde er 43 Jahre alt. Beim letzten Gruppenspiel gegen Japan gönnte ihm Trainer José Pékerman in der 85. Minute noch eine Einwechslung - und ist nun der älteste Spieler, der je bei einer WM auf dem Platz stand.

Auch der zweitälteste Spieler der WM 2014 trägt ein Kolumbien-Trikot, Mario Yepes ist allerdings fast fünf Jahre jünger als Mondragón. Trotz der beiden Fußball-Methusalems hat Kolumbien keineswegs die älteste Truppe ins Turnier geschickt. Im Durchschnitt sind die Kolumbianer 27,5 Jahre alt - 16 andere Teams sind betagter. Mit der ältesten Mannschaft ist Argentinien an den Zuckerhut gereist: 28,9 Jahre ist der Durchschnitts-Spieler alt. Lionel Messi, der am Dienstag 27 Jahre alt geworden ist, gehört also eher zu den Küken.

Die jüngste WM-Mannschaft hat Ghana aufgestellt - 25,4 Jahre beträgt das Durchschnittsalter in Kwesi Appiahs Team. Auch Joachim Löw setzt auf junge Spieler. 26,2 Jahre ist der DFB-Spieler im Durchschnitt alt. Hätte der Bundestrainer auf Miroslav Krose verzichtet, dann hätte er Ghana Konkurrenz machen können. Vielleicht nicht wie am Samstag auf dem Platz, aber dafür im Altersranking.

Lehrlinge aus Frankreich

"Je länger dabei, desto besser darin", ist kein Motto, das uneingeschränkt Geltung besitzt. Erfahrungsweltmeister in Sachen Länderspielen ist nämlich Spanien - die 23 Mann von Vicente del Bosque hatten insgesamt 1392 Länderspiele absolviert (im Durschnitt 61), bevor sie zur WM nach Brasilien fuhren. Genützt hat das wenig, bereits nach zwei Partien war ihr Ausscheiden besiegelt. Die Grünschnäbel der WM sind die Algerier, die mit 381 Partien nicht mal auf ein Drittel der spanischen Erfahrung kommen - sie haben aber recht gute Aussichten, noch das Achtelfinale zu erreichen. Die bisher überzeugend auftretenden Franzosen sind fast genauso unerfahren: Sie kommen auf 491 Ländespiele in der Gesamtsumme.

Was heißt das nun für Deutschland? Die Löw-Elf liegt mit 971 Länderspielen auf Rang vier in puncto Erfahrung, großen Anteil daran hat Miroslav Klose, der vor Turnierbeginn schon alleine auf 132 Spiele im DFB-Trikot zurückschauen konnte. Das bedeutet für ihn Rang sechs im Spielervergleich. Ganz oben steht mit Iker Cassillas ein Spanier (154 Einsätze), aber der wird nun nicht mehr ... Sie wissen schon.

Es soll ja Fußballer geben, die ganz plötzlich in die Nationalmannschaft berufen werden - von den mehr als 700 gemeldeten Spielern hatten elf vor der WM noch kein einziges Länderspiel absolviert. Darunter auch ein Kicker vom Zweitligisten VfR Aalen: Jasmin Fejzić. Der 28-jährige Ersatztorwart blieb auch in Brasilien ohne Einsatz und musste sich mit Bosnien-Herzegowina schon wieder von der WM verabschieden.

Der Durchschnitt der 32 teilnehmenden Nationen liegt bei 775 Partien Erfahrung. Die Niederlande und England liegen mit 644 Partien darunter, haben aber höchst unterschiedliche Turnierverläufe erlebt. Während England schon nach dem zweiten Spiel und der Niederlage Italiens gegen Costa Rica das WM-Aus erlebte, zog das Team von Louis van Gaal ungeschlagen ins Achtelfinale ein.

Klose treffsicherer als ganz Italien

Mit dem Toreschießen sind Niederländer vertrauter als ihre ebenso oft geforderten Kollegen aus England. Im Länderranking liegen die Niederländer auf Rang drei mit 163 Treffern - die englischen Fußballer hatten bis zum Turnierstart nur 115 erzielt (Rang 12), die nun ausgeschiedenen Italiener gar nur 68 (Rang 25). Dass es unter solchen Bedingungen trotzdem mit dem Überstehen der Vorrunde klappen kann, zeigen die Franzosen: Sie hatten zuvor nur 54 Tore erzielt (Rang 31).

Vizeweltmeister in puncto Länderspieltore ist Deutschland mit 218 Treffern. Geschlagen wurde die Löw-Elf nur von Spanien - doch die Tiki-Taka-Fußballer haben ihre Kunst in Brasilien nicht vorführen können. Nur ein Törchen erzielte der Weltmeister von 2010, bevor das WM-Aus klar war.

Die meisten Tore vor der WM hatte Miroslav Klose erzielt: Insgesamt 69 Treffer. Er wird nur noch schlecht einzuholen sein: Didier Drogba lag mit 63 Toren für die Elfenbeinküste hinter dem Deutschen, dann folgte der Spanier David Villa mit 58 Treffern. Ein spannendes Duell kann sich immerhin noch Lukas Podolski (47 Tore) mit Cristiano Ronaldo (49) liefern: Sollte der Portugiese nicht im letzten Gruppenspiel vor Schaffenskraft explodieren, könnte ihm Podolski am Ende Rang fünf abgeknöpft haben.

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