Innenminister Friedrich über den Anti-Doping-Kampf:"Wir werden Tacheles reden"

Als Bundesinnenminister ist Hans-Peter Friedrich auch für den deutschen Spitzensport zuständig. Im ausführlichen SZ-Interview fordert Friedrich mehr Geld von Wirtschaft, Bundesländern und Sportverbänden für den Anti-Doping-Kampf - und spricht über seine Erfahrungen als Marathonläufer.

Claudio Catuogno und Boris Herrmann

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich fordert mehr Geld für den Anti-Doping-Kampf von der Wirtschaft, den Bundesländern und den Sportverbänden. Für Ende Februar hat der CSU-Politiker deshalb zu einem Runden Tisch eingeladen: "Dort werden wir Tacheles reden", sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Bundesinnenminister Friedrich aeussert sich zu Beobachtung von Linken-Mitgliedern

"Wir werden Tacheles reden": Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich.

(Foto: dapd)

Bisher ist der Bund der größte Finanzier der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) mit Sitz in Bonn: Elf Millionen Euro aus dem Staatshaushalt wurden bisher ins Stiftungskapital der Nada eingebracht. Rund eine Million Euro zahlt der Bund jährlich für den laufenden Etat - diesen Betrag will Friedrich ab 2013, wie seit langem verabredet, einsparen.

"Wenn ich nicht an anderer Stelle für den Sport etwas kürzen soll, dann bin ich mit dem, was wir der Nada in den vergangenen Jahren zur Verfügung gestellt haben, an der Grenze angekommen", sagte er der SZ: "Ich finde, dass andere, die auch ein Interesse an sauberem Sport haben, sich jetzt mit in der Verantwortung fühlen und solidarisch zeigen müssen. Andere, das ist die Wirtschaft, das sind die Länder, das sind die Sportorganisationen."

Derzeit wird bereits im Hintergrund intensiv um eine tragfähige Nada-Finanzierung gerungen. Friedrich hofft dabei auch auf eine direkte Beteiligung all jener großen deutschen Sport-Sponsoren, "die auch mit der Sauberkeit und der Fairness des Sports ihr Geld verdienen". Bisher überweisen nur eine Handvoll Firmen Geld an die Nada. Zwingen kann Friedrich allerdings niemanden: Komme eine solche Beteiligung nicht auf freiwilliger Basis zustande, müsse man unter Umständen "auch den Sportverbänden und Klubs sagen: Freunde, von eurem Sponsorengeld muss auch etwas in die Sicherung der Sauberkeit des Sports fließen", sagt er deshalb.

Die klammen Finanzen der Nada sind in dieser Woche im Zusammenhang mit der Affäre um einen Erfurter Sportmediziner wieder ins Blickfeld gerückt. 30 zum Teil prominente Sportler sollen sich bei dem Arzt am Olympiastützpunkt Thüringen einer nicht erlaubten UV-Blut-Behandlung unterzogen haben, die Nada hat fast ein Jahr gebraucht, um die ersten zwei Fälle vor das deutsche Sportschiedsgericht zu bringen.

Dafür zeigt der Bundesinnenminister in dem SZ-Gespräch allerdings Verständnis: "Inwieweit in dem konkreten Fall mehr Mittel zu erheblich schnelleren oder mehr Verfahren bei der Nada geführt hätten, kann ich im Moment noch nicht abschließend beurteilen. Ich glaube eher nicht, denn in einem Rechtsstaat - auch bei der Nada - erfordern ordnungsgemäße Verfahren eben eine gewisse Zeit."

Friedrich über seinen ersten Marathon

Den Spitzensport fördert der Bund auch im Olympia-Jahr 2012 wieder mit etwa 132 Millionen Euro. Jüngsten Äußerungen von Thomas Bach, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), wonach der deutsche Sport womöglich mehr Geld bräuchte, um sich im verschärften Wettbewerb weiter zu behaupten, setzt Friedrich Zwänge wie Spardiktat und Schuldenbremse entgegen.

"Wie in allen Bereichen, wo wir Steuergelder ausgeben, müssen wir auch im Sport zuerst fragen, wie wir die vorhandenen Mittel innerhalb der bestehenden Strukturen effizienter einsetzen können", sagt er, "ich kann nicht wesentlich mehr Geld in Aussicht stellen. Anders als früher fragt der Finanzminister heute nicht mehr bei den Ministerien an: Was braucht ihr? Sondern er stellt einen Topf zur Verfügung und sagt: Das ist es!"

Friedrich ist seit März 2011 der für den Sport zuständige Bundesminister: Weil Thomas de Maizière damals für den zurückgetretenen Karl-Theodor zu Guttenberg ins Verteidigungsministerium wechselte, rückte der promovierte Jurist aus Oberfranken an die Spitze des Bundesinnenministeriums. Zuvor war Friedrich Landesgruppenchef der CSU im Bundestag. Seit 1998 ist er Abgeordneter.

Eigene Ambitionen als Marathonläufer hat Friedrich für sein Ministeramt übrigens zurückgestellt, jedenfalls vorläufig. "Bei so einem Marathon anzukommen, das hat was", berichtet er im SZ-Interview. "Als ich meinen ersten gelaufen bin, in Frankfurt, habe ich vorher keinem was gesagt, weil ich dachte: Du musst sicher aufgeben. Oder du brauchst sechs Stunden. Beides peinlich. Ich habe es in knapp unter fünf Stunden geschafft, das war schon ein gutes Gefühl." Er werde in seinem Leben "mindestens noch einen Marathon laufen", kündigt Friedrich an, "ich kann nur noch nicht sagen, wann. Aber ich habe jetzt etwas anderes gemacht: Ich trinke seit Silvester keinen Alkohol."

Das komplette Interview mit Hans-Peter Friedrich lesen Sie in der Donnerstag-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung oder auf der App Ihres iPads.

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