Fußball-WM:Das ist die SZ-Elf des Turniers

Ein Rettungsanker im Tor, ein Abwehrturm, der bei seinen Kopfbällen über allen thront, und ein Herdenführer vom Balkan. Das WM-Allstarteam der Süddeutschen Zeitung - im Panini-Stil.

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Thibaut Courtois:Entwaffnend ehrlich

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Wenn man seinen Kritikern glauben darf, weiß nun jeder, wie man Thibaut Courtois, 26, überwindet. Nach zwei Gegentoren durch Beinschüsse gab Belgiens Nationaltorwart freiweg zu, dass sein Schwachpunkt bei knapp zwei Metern an Körperlänge zwischen den Füßen liege. Diese selbstentwaffnende Ehrlichkeit ist branchenuntypisch. Jeder hat sie aber eh nicht mitbekommen: Der Brasilianer Neymar zielte im Viertelfinale in der Nachspielzeit in den Torwinkel. Durch seine Reichweite gelang es Courtois, den Ball über die Latte zu lenken. Die Rettungstat wurde zur besten Parade des Turniers.

(hai)

Über die Zeichner

Jeden WM-Spieler haben Alex und Sian Pratchett aus Oxford während des Turniers gezeichnet: Sie schufen 680 Miniporträts im Akkord. Unsere Elf ist der Sammlung entnommen. Als Kind in Wales hatte Alex Paninibilder gesammelt, aber nie ein Album vollgeklebt, weil ihm das Geld ausging. Zwanzig Jahre später nahm er mit seiner Frau einen neuen Anlauf - mit Filzstiften und für einen guten Zweck. Ihr Spendenkonto lautet: uk.virginmoneygiving.com/paninicheapskates

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Yerry Mina:In der Luft

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Yerry Mina, 23, erledigte nicht nur seine Aufgaben als Innenverteidiger. Sondern erzielte auch drei Tore für Kolumbien. Bei seinen Treffern, jeweils nach Standards, hing er förmlich in der Luft - so wie er es auch in beruflicher Hinsicht tut. Der FC Barcelona holte ihn vor rund einem halben Jahr, und die Verantwortlichen erkennen auch an, dass er "eine großartige WM gespielt hat", wie der neue Sportdirektor Eric Abidal gerade sagte. Aber der Klub würde ihn am liebsten wieder verkaufen. Sein Stil passe nicht zum Fußball von Trainer Ernesto Valverde, heißt es.

(jc)

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Diego Godín:Im Geiste von Obdulio

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Diego Godín, 32, hat sich als famoser Patenonkel erwiesen. Dem Papa seines Patenkindes, dem Franzosen Antoine Griezmann, ließ der Uruguayer den Vortritt ins Halbfinale. Der Innenverteidiger schonte ansonsten weder den Gegner noch sich selbst. War das Sinnbild der Aufopferung der uruguayischen Mannschaft - und ihr "Großer Chef". Ganz im Geiste des legendären Obdulio Varela, dem Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1950, der sich nach dem Sieg im Maracanã-Stadion aus Mitleid mit den deprimierten Brasilianern in Rio betrinken ging.

(jc)

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Raphaël Varane:Anti-Ramos

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Eine der ewigen Fragen, in der Schule, an der Uni, im Job: Mehr wie die anderen sein oder ganz bei sich bleiben? Raphaël Varanes Kollege bei Real Madrid ist der Innenverteidiger Sergio Ramos: laut, tätowiert, verwegen frisiert, gefürchtet, aggressiv. Manchmal führt er Zweikämpfe wie beim Judo. Varane, 25, war in Russland voller Selbstbewusstsein genau das Gegenteil: ruhig, zuverlässig, fair, zweimal foulte er nur bis zum Finale. Und er wird nun verehrt. Wie sagte Englands TV-Experte Rio Ferdinand, früher selbst erfolgreicher Verteidiger: "Ich liebe ihn."

(fse)

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N'Golo Kanté:15 Lungen

Panini

Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Würde man die besten WM-Szenen von N'Golo Kanté, 27, zu einem Film zusammenschneiden, es wäre einer fürs Arthouse-Kino oder die Arte-Mediathek. Wenig Action, lange Studien, leise Musik. Kanté läuft hin. Kanté läuft her. Er blockt einen Ball, gewinnt ihn, passt ihn weiter. Dann läuft er vor. Dann läuft er zurück. Für Paul Pogba ist sein Nebenmann im Mittelfeld ein Fußballer mit 15 Lungen, für Frankreich ist er wie ein Programmierer im Büro: Was genau er macht, verstehen wenige, aber ohne ihn geht nichts. Und er ist darin der Beste der Welt.

(fse)

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Luka Modrić:Agilster Hirte

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Vor dem Finale tauchte eine alte TV-Doku über die Beziehungen zwischen Menschen und Wölfen auf, die zeigte, wie Luka Modrić als drei-, vierjähriger Bub in Kroatien Zicklein zusammentrieb. Modrić hat sich die Seele eines Hirten bewahrt: Er hielt in Russland als 32 Jahre alter Kapitän der kroatischen Mannschaft die Herde zusammen. Er musste dafür zwar mehr laufen als jeder andere Spieler bei der WM. Aber er erinnerte mit seinen Pässen immer daran, dass die größte Kunst im Fußball darin besteht, die schwierigen Dinge einfach aussehen zu lassen.

(jc)

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Eden Hazard:Der Scharfmacher

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Erst, als sich Frankreich mit zehn Mann vor den Strafraum stellte, war Eden Hazards Tempo nutzlos. Da war es, als würde der 27-Jährige in Pudding boxen. In den anderen Spielen war der Mann mit dem paradiesischen Vornamen das Gaspedal des Teams, derjenige, der die belgischen Angriffe wetzte, der den Ball ein bisschen sauberer annahm und dann ein bisschen schneller sprintete als die anderen. Kein Spieler ging bei der WM häufiger ins Dribbling, selbst Neymar nicht. Lieferte eine saubere Bewerbung ab, in Madrid ist ja eine Stelle freigeworden.

(schm)

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Denis Tscheryschew:Der Kunstschütze

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Mit seinem linken Außenrist gab Denis Tscheryschew, 27, am Ende des Eröffnungsspiels den ästhetischen Startschuss in diese WM. Er löste den Jubel aus, der die Gastgeber bis ins Viertelfinale tragen sollte, in dem Tscheryschew mit einem noch feineren Weitschuss fast die Kroaten heimschickte. Ein Ergebnis seiner Ausbildung bei Real Madrid: Der Linksaußen verbrachte fast sein ganzes Leben in Spanien, nun kickt er bei Villarreal. Ganz ohne Dopinggerüchte endete die WM für ihn jedoch nicht. "Ich habe nie verbotene Substanzen benutzt", erwiderte er.

(jki)

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Ivan Perišić:Auf und ab

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Luka Modrić schön und gut, aber nur mit Pässen gewinnt keine Mannschaft ein Fußballspiel, man kann da ja mal bei Spanien nachfragen. Also zog Ivan Perišić, 29, im Halbfinale gegen England aufs Tor und zwar mit jeder Aktion, mit Sprints, mit Schüssen - im Kopf war er immer auf dem Weg Richtung Ziel. Er erzielte den Ausgleich und hätte danach das zweite Tor machen können, traf aber den Pfosten. Zusammen mit Pendant Ante Rebić lief er die kroatische Außenbahn auf und ab und auf und ab. Auch die Verlängerungen zwangen ihn nicht in die Knie.

(schm)

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Kylian Mbappé:Mit Tricks und Toren

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Er war ein Grund, warum die Franzosen schon vor Beginn dieser WM ein ziemlich gutes Gefühl hatten. Dieser schnelle, spektakuläre Spieler in diesem hochkarätigen Kader unter der Regie von Didier Deschamps - das musste doch was werden! Kylian Mbappé hat diesen Eindruck mit seinen Dribblings, Tricks und Toren früh bestätigt. Auch wenn er sich dafür nicht so oft feiern lassen konnte, wie er wollte. Aber was macht das schon, wenn man als 19-Jähriger einer ganzen Nation bis zum Ende dieser WM ein ziemlich gutes Gefühl geben konnte.

(and)

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Harry Kane:Linekers Nachfolger

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Quelle: Panini Cheapskates, Alex und Sian Pratchett

Auf welche Weise der Ball im Tor landet, ist einem Torjäger herzlich egal. Insofern juckt es Harry Kane, 24, wenig, wie seine Treffer bei der WM zustande kamen - viel mehr juckt ihn, dass sie zustande kamen. Drei Elfmeter, zwei Abpraller und ein abgefälschter Schuss ergeben sechs Tore bei seiner ersten WM, so viele wie zuletzt Gary Lineker als Torschützenkönig 1986 gelangen. In den letzten - und aus englischer Sicht entscheidenden - 333 Minuten dieser WM traf Kane dann allerdings gar nicht mehr ins Tor. Was ihm natürlich nicht mehr herzlich egal war.

(hai)

© SZ.de/dsz
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