SV Werder und Boubacar Sanogo:Vom Notkauf zum Torjäger

Hinausgeschmissenes Geld? Seit Jahren beweist Werder Bremen, dass aus Sorgenkindern an der Weser Stars werden können. Aktuelles Beispiel: Boubacar Sanogo.

Jürgen Schmieder

Es war die 35. Minute beim Spiel zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Jurica Vranjes lupft den Ball auf Diego, der leitet per Kopf weiter auf Boubacar Sanogo. Der Ivorer wurstelt, hangelt, hüpft, stochert. Plötzlich ist er mitsamt Ball an Frankfurts Torhüter Markus Pröll vorbei. Er drückt das Spielgerät mit dem Knie über die Linie, läuft davon und führt mit den Kollegen Diego und Almeida einen neuen Jubeltanz auf.

SV Werder und Boubacar Sanogo: Boubacar Sanogo: in Bremen erfolgreich.

Boubacar Sanogo: in Bremen erfolgreich.

(Foto: Foto: dpa)

Sanogo trifft: Zwei Tore in der Bundesliga, ein Treffer im DFB-Pokal und das wichtige 2:1 am Mittwoch gegen Dinamo Zagreb. Der SV Werder scheint einen adäquaten Ersatz für den nach München abgewanderten Klose gefunden zu haben. Ausgerechnet jener Sanogo, den viele Experten als Bremer Notkauf abgestempelt haben.

Dabei haben viele vergessen, dass es zur Bremer Transfertradition gehört, die Sorgenkinder anderer Vereine an die Weser zu locken und sie zu Stars zu machen. Beispiele gibt es dafür einige: 2002 holte Klaus Allofs einen unzufriedenen Franzosen namens Johan Micoud vom FC Parma. "Ein 29-jähriger Bankdrücker", urteilte eine Zeitung damals. Zwei Jahre später führte Micoud den SV Werder zur Meisterschaft.

Die Liste lässt sich erweitern um Torsten Frings, der sich beim FC Bayern keinen Stammplatz erkämpfen konnte. Frings ist mittlerweile die Führungspersönlichkeit in Bremen und der Nationalelf. Oder der Brasilianer Diego, der beim FC Porto nur auf der Bank saß. Er wurde vor wenigen Wochen zum Spieler der Saison in der Bundesliga gewählt.

Sanogo hat nun vier Tore in sieben Pflichtspielen für den SV Werder erzielt. Eine stolze Quote, die jedoch mit Vorsicht zu genießen ist. Auch beim 1. FC Kaiserslautern und beim Hamburger SV traf Sanogo zu Saisonbeginn, um danach durch Ladehemmung zu glänzen.

Man wird noch ein bisschen warten müssen, um beurteilen zu können, ob die vier Tore zum gewöhnlichen Sanogo-Einstand gehören oder ob sich Klaus Allofs mal wieder zu einem gelungenen Transfer gratuliern darf.

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