SV Darmstadt 98:Und sie leben immer noch

SV Darmstadt 98 - SC Freiburg

Darmstadts Torschütze Felix Platte (r) und Aytac Sulu (l) jubeln nach dem Tor zum 1:0.

(Foto: dpa)
  • Der SV Darmstadt 98 gewinnt gegen Freiburg das dritte Spiel in Folge und ist damit immer noch nicht abgestiegen.
  • Die Fans besingen einen Sieg gegen den FC Bayern in der kommenden Woche.

Von Christoph Ruf, Darmstadt

In Darmstadt herrschte nach dem Schlusspfiff gute Laune. Das ist allerdings immer so, wenn der ortsansässige Bundesligist eines seiner Spiele bestreitet. Weit ungewöhnlicher als die frohen Gesänge war, dass es diesmal auch einen Grund für die Festivitäten gab.

Mit 3:0 hatten die Lilien schließlich gerade den SC Freiburg geschlagen. Es war ein Sieg, von dem die Fans wohl auch in der kommenden Saison noch reden werden, wenn es aller Voraussicht nach wieder gegen Fürth und Heidenheim geht. Der Sieg war Ergebnis eines 90-minütigen Powerplays. Und er verdiente phasenweis sogar ein Attribut, das man Darmstädter Spielen selten zuschreibt: er war glanzvoll, selbst wenn man mitdenkt, dass Freiburg völlig überspielt wirkte.

"Und ihr wollt erste Liga sein?", sangen die Fans kurz vor Schlusspfiff an die Adresse der Freiburger Spieler. Es war trotz des starken Auftritts der eigenen Mannschaft eine berechtigte Frage angesichts einer Leistung, die Christian Streich treffend zusammenfasste: "Wir konnten, aber wir wollten nicht." Es war allerdings auch eine Frage, die sofort eine weitere nach sich zog. Was wäre mit dieser Darmstädter Mannschaft noch möglich, wenn diese Saison ausnahmsweise auf 37 statt 34 Spieltage ausgedehnt würde?

Nächste Woche in München? "Wir werden auch da wieder an die Grenzen gehen"

Erste Liga wollen sie natürlich selbst gerne sein in Darmstadt, aber dazu ist der Abstand auf den Relegationsplatz wohl doch schon während der Hinrunde zu groß geworden. Acht Punkte beträgt der Abstand auf Relegationsrang 16 am Samstagabend. Die Fans skandierten: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus!" Am nächsten Samstag spielen die Lilien in München. Angreifer Marcel Heller sagte: "Wir werden auch da wieder an die Grenzen gehen."

Es ist schon mysteriös: Neun Punkte haben die Lilien aus den vergangenen drei Spielen geholt. Die Mannschaft, die eigentlich die gesamte Spielzeit über als tapferer aber rettungslos überforderter Tabellen-Achtzehnter galt (und sich selbst auch so sah), rollt derzeit munter das Feld von hinten auf und zeigt plötzlich Qualitäten, die selbst die eigenen Fans nicht kannten. Dass Darmstadt 98 laufen, kämpfen und ackern kann, war landesweit bekannt. Doch gegen Freiburg, eine Mannschaft, die ja als fußballerisch beschlagen gilt, waren die Lilien auch das technisch bessere Team, das vor allem über die Außenbahnen eine ansehnliche Hochtempo-Kombination nach der nächsten aufzog. Die Tore durch Felix Platte (22.), Jerôme Gondorf (45.) und den eingewechselten Sven Schipplock (65.) waren die logische Folge der Überlegenheit.

Trainer Torsten Frings freut sich über ein Tor ganz besonders

Dass Schipplock traf, der zuletzt anno 2015 für Hoffenheim ein Bundesligator erzielt hatte, war für den erleichterten Trainer Torsten Frings das i-Tüpfelchen auf einen ausgesprochen erfreulichen Nachmittag. "Das war überfällig. Wenn man sieht, wie uneigennützig er spielt und wie er in jedem Spiel ackert wie ein Pferd, kann man sich nur freuen."

War sonst noch was? Nun, auch wenn die Gesänge, die einen Sieg in München zum Thema hatten, von Menschen angestimmt wurden, die dabei selbst lachen mussten - das Thema war nun mal im Raum. Können die Darmstädter beim deutschen Meister gewinnen, und so die theoretische Chance auf den Klassenverbleib noch weiter am Leben erhalten? "Ich will jetzt gar nicht so weit nach vorne gucken", sagte Frings. "Aber so wie ich die Jungs kenne, werden sie auch da wieder alles probieren."

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