Suspendierter Fifa-Chef Sepp Blatter:"Nimm kein Geld an, das du nicht verdient hast"

FILE - FIFA Suspend President Sepp Blatter, Michel Platini And Jerome Valcke

Sepp Blatter auf einer Pressekonferenz im März

(Foto: Philipp Schmidli)
  • "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht", sagt Fifa-Präsident Sepp Blatter.
  • Der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily, einst im Aufsichtsrat für das deutsche Organisationskomitee für die WM 2006, findet Theo Zwanzigers Anschuldigungen rund um eine schwarze Kasse "fragwürdig".
  • Unterdessen überprüft die Fifa eine Afrika-Spenden-Forderung, die es laut SZ-Informationen im Jahr 2003 von der Fifa in Richtung des DFB gegeben hat.

"Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt."

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat nach eigenen Worten weder von Franz Beckenbauer noch vom Deutschen Fußball-Bund eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro gefordert. "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht", sagte der derzeit suspendierte Chef des Fußball-Weltverbandes der Zeitung Schweiz am Sonntag.

Sein Vater, sagte Blatter, habe ihm einige Grundsätze fürs Leben mit auf den Weg gegeben. "Nimm kein Geld an, das du nicht verdient hast und versuche nie, deine Ziele mit Geld zu erreichen."

Mit seiner Aussage widersprach Blatter DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Der hatte am Donnerstag öffentlich erklärt, die Zahlung der 6,7 Millionen Euro habe dem DFB einen Zuschuss in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken für die Organisation der Weltmeisterschaft 2006 gesichert. Dabei berief er sich auf Franz Beckenbauer, den Chef des Organisations-Komitees für die WM 2006.

Die Vorwürfe, die zu Blatters Suspendierung führten, wollte er nicht kommentieren. Er sagte nur, dass er die Vorwürfe für bösartige Verleumdungen halte. "Ich werde vorverurteilt", sagte Blatter.

Er wünscht sich "einen würdigen Abgang"

Einen vorzeitigen Rücktritt vor der Wahl seines Nachfolgers am 26. Februar schloss er aus. "Ich will nach 41 Jahren bei der Fifa einen würdigen Abgang", sagte Blatter. Auch hier verwies er auf seinen verstorbenen Vater, ein Rücktritt komme nicht in Frage. "Sonst hätte ich Angst, das Grab meines Vaters zu besuchen. Was glauben Sie, was passiert, wenn ich ihm sage 'Ich gebe auf'? Da würde er doch glatt herauskommen."

Er habe unterstützende Briefe unter anderen von Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping erhalten. Auch viele Nationalverbände drückten ihre Unterstützung aus. "Diese Solidarität tut sehr gut", sagte Blatter.

Schily kritisiert Zwanziger

Derweil hat sich der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily in den Reigen der Kritiker des ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger (70) eingereiht. "Es ist äußerst fragwürdig, dass sich Herr Dr. Zwanziger in dieser Affäre als Ankläger gebärdet", sagte der 83-Jährige der Bild am Sonntag. Nach allem, was bisher bekannt geworden sei, sollte er sich "eher in der Rolle des Beschuldigten sehen", sagte Schily.

Der Ex-Minister geht davon aus, dass Zwanziger "von vornherein wusste, für welchen Zweck er die Überweisung von 6,7 Millionen Euro freigezeichnet hat", betonte Schily. Er könne nicht nachvollziehen, weshalb sich Zwanziger Zeit mit der Aufklärung gelassen habe. Er bezeichnete dies als "eine sehr seltsame Ruhepause seines Gewissens als Finanzverantwortlicher im Organisationskomitee des DFB". Schily saß einst im Aufsichtsrat für das deutsche Organisationskomitee für die WM 2006.

Fifa überprüft Afrika-Spenden-Forderung

Unterdessen ist die ungeklärte "Afrika-Spenden-Forderung" der Fifa an das Organisationskomitee der Fußball-WM 2006 in Deutschland beim Weltverband Gegenstand eigenständiger Ermittlungen. "Wir werden dieser Angelegenheit durch die unabhängige interne Untersuchung nachgehen, die derzeit im Auftrag der Fifa von externen Rechtsberatern durchgeführt wird", teilte die Fifa mit.

2003 hatte die Fifa laut SZ-Informationen vom deutschen WM-OK eine Zahlung von 40 Millionen Euro verlangt. Unterlagen der Bundesregierung und des OK zufolge verlangte der Weltverband 33 Millionen Euro für IT-Kosten und sieben Millionen Euro als "Zeichen der deutschen Solidarität mit Afrika" und zur "Sicherung von Know-How-Transfers für die WM 2010" in Südafrika. SZ-Informationen zufolge bewertete die OK-Spitze die Forderung als "einmaligen Vorgang" und "glatten Bruch des Organisationsabkommens" mit der Fifa.

Nach anschließenden Verhandlungen unter Einschaltung auch des Bundeskanzleramtes, bei denen auch der Rückkauf von diversen Rechten durch die WM-Macher Thema war, erfolgte offenbar eine Einigung auf eine "Lizenzzahlung" von 20 Millionen Euro in zwei Tranchen - ohne neuerliche Erwähnung einer Afrika-Spende.

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