Supercup:Dortmund staunt über Wiederholungstäter Ribéry

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Wiederholungstäter: Franck Ribéry teilt gegen den Dortmunder Felix Passlack mit dem Ellenbogen aus, nicht die erste Tätlichkeit dieser Art des Franzosen. (Foto: dpa)

Der Franzose des FC Bayern spaziert im Supercup gegen Borussia Dortmund nach einer Tätlichkeit mal wieder ohne rote Karte davon. Thomas Tuchel spricht von einem "Déjà-vu".

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Thomas Müller nahm 20 Meter Anlauf, rutschte auf dem Hosenboden über den feuchten Dortmunder Rasen, bekam den silbernen Supercup zu fassen, rappelte sich auf und reckte die Trophäe mit weit aufgerissenen Augen in den nächtlichen Himmel über dem Ruhrgebiet. Kein Zweifel, der Mann hatte was zu feiern. Nun gut, der Supercup gehört hierzulande nicht zu den Wettbewerben, die die Menschen im Land in kollektive Ekstase versetzen - noch dazu, wenn parallel Olympische Spiele laufen.

Umso erstaunlicher war es, wie sehr der 2:0-Sieg der Bayern bei Borussia Dortmund die Gefühlswelt des Nationalspielers in Schwingung versetzte. Müller hat eine frustrierende Europameisterschaft durchleiden müssen, da wird jedes Erfolgserlebnis als Stimmungsaufheller zelebriert. Der Stürmer durfte das nachholen, was ihm vor Wochen mit der Nationalmannschaft verwehrt blieb: Er holte einen Titel und durfte sich auch noch als Torschütze feiern lassen. Der 26-Jährige hatte sein typisches Thomas-Müller-Grinsen aufgesetzt, es war ihm schon von weitem anzusehen, wie wohl er sich an diesem Abend fühlte: "Tore sind gut für mich, sie geben mir Ruhe vor nervigen Fragen und machen Spaß."

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Bayerns neuer Trainer Carlo Ancelotti durfte bei seiner Pflichtspielpremiere erleben, dass der Branchenführer seine Grundtugend, das Spielgeschehen nervenstark und kühl auf den Punkt zu bringen, nicht verlernt hat. Überzeugend war es nicht, was der Rekordmeister bot, aber als es darauf ankam, war er da. Von der Dominanz des Ballbesitzfußballs guardiolischer Prägung war nichts zu sehen, und doch setzten sich die Gäste durch, weil sie abgeklärter agierten als ihr Herausforderer. "Es war ein schwieriges Spiel", sagte Ancelotti, "Dortmund hat in der ersten Halbzeit wirklich gut gespielt. Zum Glück haben wir die Dinge danach besser kontrolliert." Dass die Dortmunder ihren Gegner teilweile klar beherrschten und dabei 20:9 Torschüsse und 7:2 Eckbälle kreierten, überraschte Müller nicht wirklich: "Es hätte dieses Spiel nicht gebraucht, um zu wissen, dass Borussia Dortmund wieder unser Hauptkonkurrent ist."

BVB-Trainer Thomas Tuchel durfte erfreut zur Kenntnis nehmen, dass sein mit acht Neuzugängen gepimpter Kader schon erstaunliche Spielfreude entwickelt. "Was ich hier in der Statistik lese, deckt sich mit dem, was ich unten am Spielfeldrand gefühlt habe: Es war keine verdiente Niederlage. Wir haben eine gute Energie auf den Platz gebracht und uns viele Torchancen herausgespielt."

"Aber wir hatten ja einen überragenden Torwart"

Dass es nicht reichte, um das Spiel zu entscheiden, lag am Unvermögen vor dem gegnerischen Tor und an einem Manuel Neuer in Galaform. "Es wäre interessant gewesen, was meine alten Jungs gemacht hätten, wenn sie in Führung gegangen wären", sagte Mats Hummels: "Aber wir hatten ja einen überragenden Torwart." Damit, dass Hummels bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte bei jeder Ballberührung gnadenlos ausgepfiffen wurde, konnte der Weltmeister souverän umgehen: "Dieses Stadion hat eine überragende Emotionalität, wie es sie weltweit nur ganz selten gibt. Ich muss damit leben, wenn sich das gegen mich richtet."

Karl-Heinz Rummenigge war da in seinem Urteil weit weniger gnädig. "Das ist eine Katastrophe", polterte Bayerns Vorstandsvorsitzender. Es sei enttäuschend, "wenn ein Spieler, der acht Jahre lang seine Knochen für diesen Verein hingehalten hat, so behandelt wird". Während Hummels und Sebastian Rode in Dortmund 90 Minuten lang vorspielen durften, wurde der dritte Seitenwechsler dem Publikum vorenthalten. Dabei waren die Fans doch so neugierig auf Mario Götze. Doch Tuchel ließ den verlorenen Sohn das gesamte Spiel über auf der Bank. Der Rückkehrer habe erst neun Tage trainiert, "wir wollten ihn heute noch nicht im Wettkampf belasten. Für uns war es selbstverständlich, die Spieler zu bringen, die schon länger im Training sind".

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Bei der Attraktion Götze muss das Dortmunder Publikum also noch ein bisschen gedulden. Dafür bekam es einen anderen Aufreger geboten: Wieder einmal ließ sich Franck Ribéry zu einer Tätlichkeit hinreißen, erneut entging der Franzose dem fälligen Platzverweis. Nach dem Champions-League-Finale 2013 und dem diesjährigen Pokalendspiel war es der dritte Ausraster eines Profis, der sich ganz offensichtlich nicht im Griff hat. Tuchel sprach von einem "Déjà-vu, es gibt keine Zweifel, wie diese Szene zu beurteilen ist: Der gleiche Spieler, die gleiche Aktion." Dieses Mal war es der starke Youngster Felix Passlack, der die geballte Wut mit einem Ellbogencheck zu spüren bekam, im Mai wurde Gonzalo Castro Opfer des Übergriffs. Warum Ribéry in dieser Form bevorteilt wird, ist dem Dortmunder Trainer schleierhaft: "Im Pokalfinale holt der vierte Offizielle Ribérys Finger aus "Gonzos" Auge, ohne dass was passiert." In Dortmund fragen sie sich mittlerweile, was eigentlich alles zusammenkommen muss, damit Franck Ribéry vom Platz fliegt.

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