Super Bowl:Der Ober-Panther wird zur Hauskatze

Super Bowl 50

Geknickter Showman: Cam Newton beim Super Bowl

(Foto: Larry W. Smith/dpa)
  • Das Quarterback-Duell Cam Newton gegen Peyton Manning sollte den Super Bowl entscheiden. Am Ende spielten beide eine schwache Partie.
  • Erneut ist die Abwehrreihe der Garant für den Titel. Ein Trend, der sich immer mehr abzeichnet.
  • Dabei hätte der beste Verteidiger der Broncos beinahe die Saison verpasst - wegen frittierter Mozzarella-Sticks.

Von Christoph Leischwitz

Bei der Platzbegehung rund zwei Stunden vor dem Kickoff trug Cam Newton goldene Schuhe und ein breites Lächeln im Gesicht. Sein Blick auf das Spielfeld vor ihm wirkte, als ob er gerade das gelobte Land entdeckt hätte. Der 26-jährige Quarterback hatte es weit gebracht in der NFL-Saison, die Panthers hatten vor allem dank seiner kreativen Offensivkraft nur ein einziges Spiel verloren. Vor dem Super-Bowl-Finale war er deshalb zum wertvollsten Spieler der Saison gewählt worden.

Eine knappe Stunde nach dem Spiel sah Newton gar nicht mehr so wertvoll aus. Die Panthers hatten 10:24 verloren und der Ober-Panther, in den vergangenen fünf Monaten stets gleichermaßen zuverlässig wie extrovertiert, war von der Abwehr der Denver Broncos zur harmlosen Hauskatze degradiert worden. Jetzt zeigte Newton ein anderes Gesicht. Auf der Pressekonferenz hatte er eine Kapuze über den Kopf gezogen und wirkte wie ein beleidigter Junge, dem man das Spielzeug weggenommen hat. Die Fragen der Journalisten beantwortete er - auf den Boden blickend - kurz und schnippisch oder gar nicht, nach gut zwei Minuten sagte er: "I'm done", stand auf und ging einfach davon. Das könnte man übersetzen mit: Ich habe fertig.

Newton ist offenbar nicht der Star, für den er sich hält

Newtons Enttäuschung war ein Stückweit nachvollziehbar, denn seine Vorderleute hatten ihn schmählich im Stich gelassen. Sieben Mal wurde er mit Ball zu Boden gerissen, eigentlich lag Newton fast nach jedem Spielzug auf dem Boden, weil seine sogenannte offensive line zu langsam und behäbig war, um die Gegenspieler von ihm fernzuhalten. Doch sein Auftritt nach dem Spiel zeigte auch: Momentan ist Newton noch gar nicht der Star, für den er sich hält. Offensichtlich musste er erst einmal geerdet werden, um Show und Erfolg auseinanderhalten zu können.

Es gibt zwei Kategorien von Publikumslieblingen in der NFL: Spieler wie Newton, die dank ihrer Athletik und ihres Gemüts zu telegenen Spielzügen neigen. Und Spieler wie Broncos-Quarterback Peyton Manning, die schon seit Jahrzehnten dabei sind und für ihre Erfahrung und ihre epochalen Statistiken bewundert werden. Beide Typen sind der jeweilige Fixpunkt ihrer Mannschaft und natürlich auch die am besten bezahlten Spieler. In Form von Newton und Manning sind sie im Super Bowl 50 direkt aufeinandergetroffen.

Beide Quarterbacks machen kein gutes Spiel

Sie haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind zurzeit zwar die bekanntesten, aber in den entscheidenden Momenten gar nicht die wichtigsten Spieler ihrer Mannschaften - auch die Carolina Panthers hatten die ganze Saison über von ihrer guten Abwehr profitiert und die hatte sie auch im Super Bowl lange im Spiel gehalten. Hingegen lieferten weder Newton noch Manning eine gute Partie ab. Ersterer war am Ende verzweifelt, Letzterer wirkte völlig uninspiriert. "Die Defensive gewinnt Meisterschaften", sagte nach dem Spiel der Broncos-Abwehrspieler Brandon Marshall. Diese Floskel war in diesem Moment ein Affront gegen Manning, dessen medial ausgeschlachtete, märchenhafte Karriere eigentlich gerade ihre Krönung gefunden hatte.

Die Arbeiter im Hintergrund entscheiden die großen Spiele

Es geht schon eine ganze Weile so, dass die Arbeiter im Hintergrund die großen Spiele entscheiden. Manchmal sind es auch unbekannte Offensivspieler, denen das gelingt. Doch die Abwehrspieler sind meist noch unbekannter. So gewannen vor drei Jahren die Baltimore Ravens Super Bowl XLVII, weil sie mit einer starken Abwehr den damals so gefeierten Quarterback der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, über weite Strecken in Schach halten konnten.

Vor zwei Jahren fegten die Seattle Seahawks die Denver Broncos mit 43:8 vom Platz, die Abwehr der Westküstler trug da schon den Spitznamen "Legion of Boom" für ihre vielen harten Hits. Im vergangenen Jahr konnte sich Altmeister Tom Brady mit den New England Patriots knapp gegen die Seahawks durchsetzen. Doch auch Brady war diesmal im Halbfinale ein Opfer der starken Broncos-Abwehr geworden.

Die Sache mit den Mozzarella-Sticks

Es ist kein Zufall, dass mit Von Miller erst zum vierten Mal in der Geschichte des Super Bowls ein Linebacker zum MVP ernannt wurde, zum wertvollsten Spieler der Final-Spiele. Und hätte Panthers-Spielmacher Cam Newton irgendwann doch noch ins Spiel gefunden und gesiegt, er hätte im Kampf um die begehrte Trophäe für den besten Spieler einen harten Konkurrenten im eigenen Team gehabt, ebenfalls einen Abwehrspieler: Kony Ealy war während der Partie zu Mannings Albtraum geworden, er hatte für zwei Fumbles gesorgt und außerdem eine Interception gefangen.

Miller hatte übrigens Glück, dass er bei allen Playoff-Partien der Broncos dabei sein konnte. Erst vor drei Wochen hatte er sich "Star Wars" im Kino angesehen, dabei frittierte Mozzarella-Sticks gegessen und sich gehörig den Magen verdorben. Wenn das Cam Newton oder Peyton Manning passiert wäre, hätte die ganze Welt davon gewusst. Laut US-Medienberichten ist es Millers Ziel, der teuerste Abwehrspieler der Liga zu werden. Vielleicht muss man dafür zusätzlich zu guten Leistungen aber auch einfach eine Show abziehen. Als Miller kurz vor Ende des Spiels seinem Cheftrainer Gary Kubiak die obligatorische Getränkedusche über den Kopf schüttete, da war er schon einer jener Stars, deren Schritte außerhalb des Spielfeldes bald genauso aufmerksam verfolgt werden.

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