Suizid von Robert Enke:Der andere Torwart

Robert Enke war eine Ausnahme unter den deutschen Torhütern: Er wechselte früh ins Ausland, vermied große Sprüche. Und war erfolgreich, obwohl ihn viel daran hinderte. Ein Rückblick in Bildern.

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Fußball-Nationaltorhüter Robert Enke ist im Alter von 32 Jahren gestorben. Er wurde in der Nähe von Hannover von einem Regionalzug erfasst. Enke galt als herausragender Torwart und starker Charakter, der jedoch immer wieder Rück- und Schicksalsschläge verkraften musste. Ein Rückblick in Bildern.

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Die Laufbahn des Robert Enke ist mit Superlativen versehen: Zuletzt galt er wegen zahlreicher Blessuren als größter Pechvogel der Fußballnation. In der Saison 1995/96 war er der jüngste deutsche Torhüter im Profifußball. Bei Carl-Zeiss Jena kam er als 18-Jähriger in der Zweitligamannschaft zum Einsatz. Die ersten fußballerischen Schritte hatte er zuvor in der Jugendabteilung des Lokalrivalen BSG (heute: SV ) Jenapharm absolviert - als Feldspieler. Angeblich wurde Carl-Zeiss auf den Nachwuchsmann aufmerksam, weil er als Stürmer einmal drei Tore gegen den thüringischen Topklub erzielte.

Fankurve des FC Carl-Zeiss Jena / Foto: imago

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Im Sommer 1996 wechselte Enke zu Borussia Mönchengladbach, wo er sich zunächst nicht gegen Stammtorhüter Uwe Kamps durchsetzen konnte. Fern der Heimat hatte Enke sein erstes sportliches Tief zu überstehen. Erst ...

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... zu Beginn der Saison 1998/99, zwei Jahre nach seinem Wechsel, profitierte der Torhüter von einer schweren Verletzung Kamps' und avancierte zur neuen Nummer eins. Der Thüringer absolvierte die komplette Serie und erhielt gute Noten - dabei kassierte Gladbach 79 Gegentore und stieg als Tabellenletzter aus der Bundesliga ab. Enke hatte früh angedeutet, nicht in die Zweitklassigkeit gehen zu wollen und ...

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... wechselte zum portugiesischen Erstligisten Benfica Lissabon, bei dem zum gleichen Zeitpunkt der frühere Gladbacher Jupp Heynckes als Trainer begann. Auch hier setzte sich Enke durch und bot starke Leistungen, ohne eine Talfahrt seines Klubs verhindern zu können. In seiner dritten Saison bei Benfica wurde der Deutsche Mannschaftskapitän, was ihn jedoch nachdenklich stimmte: "Ein Ausländer mit 24 Kapitän - das zeigt doch nur, dass in diesem Verein etwas nicht stimmt."

Enke hat die Jahre in Portugal stets als die schönsten seiner Karriere bezeichnet. Im Hinblick auf sein persönliches Ziel, die Teilnahme an der Europameisterschaft 2004, entschied er sich 2002 jedoch gegen Benfica und unterzeichnete ...

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... einen Vertrag mit dem spanischen Topklub FC Barcelona. Rückblickend war es der vielleicht größte Fehler seiner Karriere: Trainer Louis van Gaal, heute Coach beim FC Bayern München, vermisste fußballerische Fähigkeiten bei dem Deutschen. Enke räumte selbstkritisch "Defizite beim Mitspielen mit dem Fuß" ein und zeigte sich wechselwillig. Barcelona lieh ihn ...

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... an den türkischen Klub Fenerbahce Istanbul aus, damals trainiert vom Deutschen Christoph Daum. Nach seiner ersten Partie, einer 0:3-Niederlage gegen den Lokalrivalen Istanbulspor, wurde Enke von den eigenen Fans mit Gegenständen beworfen. Der Torwart sah sich am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen und bat um die sofortige Auflösung seines Vertrages: "Hätte ich mein Menschsein und mein ganzes Wohlbefinden für eine Saison aufgeben sollen?", fragte er in einem Interview.

Enke kehrte nach Barcelona zurück und hielt sich fit, während er auf neue Angebote wartete. Als Glücksfall erwies sich sein Wechsel zum ...

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... spanischen Zweitligisten CD Teneriffa, wo er den Karriereknick überwinden und an alte Leistungen anknüpfen konnte. In Deutschland wurde Ewald Lienen, Spanien-Kenner und damaliger Trainer von Hannover 96, auf Enke aufmerksam und holte ihn in die niedersächsische Landeshauptstadt. Dort ...

Das Estadio Heliodoro Rodríguez López ist die Heimstätte von CD / Foto: imago

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... genoss der Keeper schnell den Ruf des Publikumslieblings. Die Bundesliga-Profis wählten ihn aufgrund starker Leistungen mehrfach zum besten Torhüter der Liga. Das machte ihn zu einem Kandidaten für die Nationalmannschaft.

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Als Jugendlicher hatte Enke im Kader aller DFB-Juniorenmannschaften von U 15 bis U 18 gestanden. Dieses Foto zeigt ihn als Mitglied der U 21 beim einem Länderspiel im nordirischen Belfast. 1999 war Enke für die Länderspielreise der A-Nationalelf zum Konföderationen-Cup nominiert, kam bei dem Turnier in Mexiko jedoch nicht zum Einsatz. 2006 kehrte er in den DFB-Kader zurück.

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Im März 2007 feierte er beim Freundschaftsspiel gegen Dänemark (0:1) seine Länderspielpremiere. Bei Bundestrainer Jogi Löw punktete Enke durch seine zurückhaltende Art - im Gegensatz zu vielen deutschen Torhütern forderte er einen Platz in der Nationalelf nie öffentlich ein.

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2006 hatte Enke einen persönlichen Schicksalschlag zu verkraften: Seine Tochter Lara starb im September im Alter von zwei Jahren bei einer Operation. Sie litt von Geburt an an einem schweren Herzfehler. Enkes Umgang ...

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... mit dem Tod der Tochter wurde als Zeugnis enormer Charakterstärke betrachtet. Wenige Tage später wurde er wieder in die Nationalelf berufen und bedankte sich bei einer Pressekonferenz für die Anteilnahme. Das Foto zeigt ihn neben seiner Frau Teresa auf einer Länderspielreise des DFB-Teams. Im Mai 2009 adoptierte das Paar ein zwei Monate altes Mädchen namens Leila.

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Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz gehörte Enke neben Jens Lehmann (links) und René Adler (Mitte) zum Kader, kam aber nicht zum Einsatz. In der Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika absolvierte der Keeper von Hannover 96 dann fünf Partien. Löw räumte ihm gegenüber den Konkurrenten Adler (Leverkusen), Manuel Neuer (Schalke) und Tim Wiese (Bremen) einen Vorsprung ein. Experten lobten seine Spielweise als modern, sein Stellungsspiel galt als exzellent. Enkes Auslandserfahrung und sein Alter ließen ihn als geeigneten Nachfolger von Jens Lehmann erscheinen - dann jedoch entwickelte sich Enke zum Pechvogel. Immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück.

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Ein Kahnbeinbruch im Oktober 2008 sowie eine lange mysteriöse Bakterieninfektion im September 2009 stoppten Enke auf dem Weg zum Stammtorhüter für die Weltmeisterschaft. Sein Konkurrent René Adler nutzte die Chance und bot im entscheidenden Qualifikationsspiel gegen Russland eine überragende Leistung - in dieser Szene rettet er gegen Wladimir Bystrow. Zu den anstehenden Testspielen gegen Chile und die Elfenbeinküste hatte Bundestrainer Jogi Löw den Hannoveraner nicht eingeladen. Nach dem Suizid Enkes prüft der DFB nun, ob die Partie gegen Chile am Samstag abgesagt wird.

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Trainer, Funktionäre und Spieler zeigten sich bestürzt über den Freitod des Torwarts. In Hannover legten zahlreiche Fans Blumen und Plakate nieder und zündeten Kerzen an, um ihrer Trauer über den Tod von Robert Enke Ausdruck zu verleihen. Der Verfasser dieses Plakats gab dem Nationalkeeper einen letzten Wunsch mit auf den Weg: "Tschüss Robert und halt das Himmelstor sauber."

Foto: dpa (dpa/Munziger Archiv/mikö/mati)

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