Stuttgarter Pleite in Frankfurt:Knockout in letzter Minute

Lesezeit: 3 min

Thomas Schneider konnte seine Spieler kaum trösten - der VfB verlor 1:2 in Frankfurt. (Foto: dpa)

Mit der achten Niederlage hintereinander taumelt der VfB Stuttgart in Richtung Abstieg. Ein frühes Tor und eine engagierte Leistung reichen den Schwaben beim 1:2 in Frankfurt nicht. Die Hessen freuen sich über einen unverhofften Erfolg.

Und dann krachte einfach alles zusammen. Der VfB Stuttgart hatte eigentlich eine recht solide Vorstellung abgeliefert, in Frankfurt waren die Schwaben früh in Führung gegangen, sie zeigten diesmal Willen und sogar einige fußballerisch angspruchsvolle Momente - doch dann kam diese verflixte 89. Minute. Die Frankfurter griffen noch einmal an, der VfB wackelte und schon war es passiert: Alexander Meier traf zum 2:1-Erfolg für die Eintracht, während die Gäste es nicht glauben konnten.

Durch zwei späte Gegentreffer von Meier und Jan Rosenthal (80.) kassierten die lange Zeit überlegenen Stuttgarter am Sonntag im Kellerduell eine Niederlage, die so nie hätte passieren dürfen. Es war die achte Pleite in Serie - der VfB steckt nun mit 19 Punkten weiter kurz vor den Abstiegsplätzen fest.

André Hahn vom FC Augsburg
:"Ich habe am ganzen Körper gezittert"

André Hahn ist der erste Nationalspieler des FC Augsburg seit Helmut Haller. Beim Anruf von DFB-Assistenztrainer Flick glaubt er zuerst an einen Scherz. Beim 1:1 gegen Hannover 96 zeigt der Mittelfeldmann, welche Qualitäten er zu bieten hat.

Von Kathrin Steinbichler

"Ich muss das erstmal sacken lassen. Es war unser bestes Spiel der letzten Wochen, es ist bitter, wenn man das dann so herschenkt. Wir müssen das verarbeiten und dann gut in die kommende Woche starten. Wir sollten uns Gedanken machen und eine Entscheidung treffen", sagte VfB-Trainer Thomas Schneider ziemlich nachdenklich - mit dem Präsident des Klubs habe er kurz nach dem Spiel "noch nicht gesprochen." Wie es weitergeht mit dem Coach dürfte aber vor allem auch an Sportvorstand Fredi Bobic hängen.

"Wir müssen das erstmal verdauen, was hier passiert ist. Wir haben auf tragische Art und Weise verloren, deswegen sind wir sehr niedergeschlagen", sagte Bobic, "aus der jetzige Situation möchte ich da keine Entscheidung treffen. Derzeit schließe ich nichts aus, ich werde in aller Ruhe mit Thomas Schneider reden." Am Montagmorgen durfte Schneider zunächst erneut das Training leiten.

Die Eintracht entfernte sich dagegen mit 25 Zählern ein wenig von den bedrohten Regionen und verhinderte das nächste Ärgernis nach dem bitteren Europacup-Aus gegen den FC Porto am Donnerstag. "Diese drei Punkte sind in der Tat extrem wichtig für uns. Wir müssen jede Woche so fighten wie in diesem Spiel", sagte Meier nach seinem sechsten Saisontor.

Martin Harnik hatte mit seinem fünften Saisontor in der 31. Minute vor 43.200 Zuschauern in der Frankfurter Arena die Stuttgarter in Führung gebracht, doch Joker Rosenthal und Meier sorgten letztlich dafür, dass am Ende lauter bedröppelte Schwaben auf dem Feld standen. Damit dürften die Diskussionen um Trainer Thomas Schneider weitergehen, zumal der VfB in der nächsten Woche auf Schlusslicht Eintracht Braunschweig trifft. Auch auf Frankfurt wartet beim Tabellen-16. Hamburger SV am nächsten Wochenende ein weiteres Abstiegsduell.

Der Mannschaft von Trainer Armin Veh, der den VfB 2007 noch zur letzten Meisterschaft geführt hatte, waren die Strapazen vom Europacup-Abend gegen Porto anzumerken. Die Eintracht spielte ohne Tempo und erlaubte sich viele Fehler im Aufbauspiel. Erschwerend kam hinzu, dass neben Rode (Knorpelschaden) auch Mittelfeld-Kollege Pirmin Schwegler gelbgesperrt war.

So gelang es dem VfB, der wieder auf Kapitän Christian Gentner zurückgreifen konnte und bei dem erstmals Ex-Nationalspieler Cacau in der Startelf stand, nach gut einer Viertelstunde die Spielkontrolle zu übernehmen. Torchancen stellten sich für die Schwaben aber zunächst nicht ein. Erst Harnik erlöste die deutlich verbesserten Gäste, als er nach Zuspiel von Alexandru Maxim von der Strafraumgrenze traf.

In der Folgezeit waren die Gastgeber zunächst völlig von der Rolle. So besaßen die Stuttgarter bei einem abgefälschten Freistoß von Maxim (33.) und einem Schuss von Cacau (34.) weitere gute Chancen zum zweiten Tor. Die Eintracht erspielte sich dagegen in den ersten 45 Minuten keine einzige echte Tormöglichkeit, mal abgesehen von einem verunglückten Schuss von Alexander Meier (30.).

Zur zweiten Halbzeit brachte Veh von Pfiffen begleitet Rosenthal für Joselu ins Spiel und stellte auf ein 4-4-2-System um. Doch am Spielverlauf änderte sich so schnell nichts. Die Stuttgarter hatten wenig Probleme, die Frankfurter Angriffsbemühungen zu kontrollieren. So dauerte es bis zur 62. Minute, ehe Stefan Aigner mit einem Kopfball VfB-Keeper Sven Ulreich zu einer Parade zwang.

Hektisch wurde es zehn Minuten später, als Schiedsrichter Deniz Aytekin nach einem Zweikampf zwischen Tranquillo Barnetta und Cacau auf den Elfmeterpunkt zeigte. Nach Rücksprache mit Linienrichter Benjamin Brand revidierte er aber seine Entscheidung. Kurz darauf ließ Maxim die große Chance zum 2:0 vor dem leeren Frankfurter Tor liegen (78.). Der Fauxpas sollte sich zwei Minuten später rächen, als Rosenthal zuschlug. Und es kam noch schlimmer, als Meier aus kurzer Distanz traf.

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: