Streit um Werbemotive:"Das wird vom FC Bayern nicht akzeptiert"

Bayern Muenchen Training And Press Conference

Aufgebracht: Karl-Heinz Rummenigge.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)
  • Der FC Bayern reicht eine Beschwerde gegen den DFB bei der DFL ein.
  • Es geht um Werbemotive, die der DFB-Sponsor Mercedes entwickelt hat - und auf denen auch Spieler des FC Bayern zu sehen sind.
  • Gemäß Leitlinien darf kein Münchner zu sehen sein. Auf einem Motiv sind gar zwei abgebildet.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Der Deutsche Fußball-Bund gerät in der Auseinandersetzung mit dem FC Bayern um die Werbeplakate des DFB-Sponsors Mercedes noch stärker in die Bredouille. Offenkundig hat der Verband die aus München monierten Motive explizit freigegeben. Eine Mercedes-Sprecherin teilte mit, dass "alle unsere Werbemaßnahmen im Vorfeld mit dem DFB abgestimmt und erst nach Freigabe verwendet werden". Der Verband widersprach dieser Aussage auf Anfrage nicht.

Zudem ist der FC Bayern heftig irritiert von dem Vorgang: "Der DFB mutiert immer mehr zu einer Vermarktungsmaschine, und das wird vom FC Bayern nicht akzeptiert", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge am Freitag der SZ.

Es geht in dem Streit um Werbemotive, die der DFB-Sponsor Mercedes im Rahmen seiner reichlich optimistischen WM-Kampagne "Best never rest" entwickelt hatte - und auf denen auch Spieler des FC Bayern zu sehen sind, obwohl zu den Anteilseignern des Klubs der Mercedes-Rivale Audi zählt. Diverse Motive entsprechen offenkundig nicht den Marketing-Leitlinien, welche die Deutsche Fußball Liga (DFL) als Vertretung der 36 Profiklubs der ersten und zweiten Bundesliga mit dem DFB verabredet hatte.

Auf einem Bild sind sogar zwei Bayern-Profis abgelichtet

Diese seit 2017 existierenden Richtlinien regeln detailliert, in welcher Form im Kontext der Nationalelf mit den bei den Klubs angestellten Nationalspielern geworben werden darf. Demnach ist etwa bei einem Werbemotiv, das drei bis fünf Spieler der DFB-Auswahl zeigt, nur ein Kicker pro Klub erlaubt. Wenn ein Unternehmen mindestens fünf Prozent an einem Klub hält und es in Konkurrenz zu einem DFB-Sponsor steht, darf es ohne ausdrückliche Zustimmung des Klubs gar kein Spieler sein. Beim Rekordmeister FC Bayern, an dem der Autohersteller Audi mit 8,33 Prozent beteiligt ist, ist eine solche Situation gegenüber dem DFB und Mercedes gegeben. Trotzdem entstanden bei der Mercedes-Kampagne Fotos mit verschiedenen Fünfergruppen von Nationalspielern, die auch Bayern-Akteure zeigen. Auf einem Bild sind sogar zwei Akteure abgelichtet: Jérôme Boateng und Joshua Kimmich. Der Klub reichte daher eine Beschwerde bei der DFL ein, zu Details sagt er nichts.

Nun ist unter anderem entscheidend, wie genau es zu diesen Plakaten kam. Die Mercedes-Aussage, dass alle Werbemaßnahmen mit dem DFB abgestimmt und erst nach Freigabe verwendet würden, legt nahe, dass der Verband einen Verstoß gegen die von ihm selbst verabschiedeten Leitlinien abgesegnet hat. Auf Fragen zum konkreten Prozess wollte der Verband nichts sagen, man sei noch "in der "internen Abstimmung mit allen Beteiligten". Nur das: "Hinsichtlich des Freigabe-Verfahrens von Plakatmotiven gilt, dass der DFB in der Regel mehreren Optionen zustimmt. Die konkrete Auswahl liegt dann jeweils bei Mercedes-Benz."

So wird der Fehler ein wenig zurückgeschoben an den jahrelangen Sponsoren, der nächstes Jahr durch VW ersetzt wird - was aber nichts daran ändert, dass die Motive freigegeben wurden. Die Sport Bild, die zuerst über die Beschwerde des FCB berichtete, legte zudem nahe, dass das nicht vertragskonforme Plakatmotiv im Zusammenhang mit der Debatte um die Erdogan-Fotos von Mesut Özil stehe. Es habe noch einmal spontane Änderungen gegeben. Dazu sagen der DFB und Mercedes auf Anfrage aber nichts.

In jedem Fall muss sich die DFB-Spitze nun noch mit einer weiteren Problemlage beschäftigen. Die sportliche Aufarbeitung der WM lässt auf sich warten, weil sich Bundestrainer Joachim Löw erst einmal in den Urlaub verabschiedet hat. Die Kampagne für die EM 2024 ist schwieriger als gedacht, und über den Umgang mit Mesut Özil gibt es inzwischen bis hinauf in die Bundesregierung Kritik. Hinzu gesellt sich nun der Autostreit mit dem Branchenführer FC Bayern.

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