Streit um Bremer Polizeieinsätze:"Das ist kein Umgang mit einer Landesregierung"

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Hier wird nicht gespielt: Der DFB entschied, dass das Länderspiel gegen Gibraltar vom Bremer Weserstadion nach Nürnberg verlegt wird. (Foto: dpa)

Der DFB entzieht der Stadt Bremen nach der Debatte um Polizeikosten das Länderspiel gegen Gibraltar - jetzt wehrt sich die Hansestadt. Politiker beklagen "unlautere Mittel" des Verbandes und werfen dem Fußballbund Anmaßung vor.

  • Der DFB greift nach dem Bremer Vorstoß zur Kostenbeteiligung bei Polizeieinsätzen durch.
  • Statt in Bremen spielt die Nationalelf nun im November in Nürnberg gegen Gibraltar.
  • In der Hansestadt regt sich heftige Kritik an der Entscheidung - dem DFB wird Größenwahn vorgeworfen.

In Bremen ist man verärgert

Zwischen der DFB-Zentrale in Frankfurt und der Hansestadt Bremen liegen über diverse Autobahnen genau 452 Kilometer. Eigentlich keine Distanz, die Strecke lässt sich zudem bequem mit dem Zug zurücklegen. Doch in den vergangenen Tagen hatte es den Anschein, als läge die Hansestadt Welten vom Verbandssitz entfernt. Es gab Streit zwischen dem kleinen Stadtstaat und dem mächtigen DFB - es ging ums Geld im Allgemeinen und um eine Kostenbeteiligung bei Polizeieinsätzen im Besonderen. In der Folge verlegte der Verband als Reaktion auf die Gesetzes-Offensive der rot-grünen Landesregierung das EM-Qualifikationsspiel am 14. November gegen Gibraltar aus Bremen nach Nürnberg. In Norddeutschland ist man über diese Entscheidung alles andere als glücklich.

SPD-Regierungschef Jens Böhrnsen verwahrte sich in einer Mitteilung des Rathauses "im Namen der Freien Hansestadt Bremen dagegen, dass mit unlauteren Mitteln Druck gegen eine demokratisch legitimierte Entscheidung des Senats ausgeübt werden soll. Das ist kein Umgang mit einem gewählten Parlament und einer Landesregierung. Wir weisen ein solches Verfahren aufs Schärfste zurück", sagte Böhrnsen ähnlich wie zuvor schon sein Innensenator Ulrich Mäurer.

Auch der Bürgermeister redet mit

Der Bürgermeister forderte die Fußball-Verbände und auch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der auch schon Konsequenzen aus den Senatsplänen angekündigt hat, zur Rückkehr auf die sachliche Ebene auf: "Argumente auszutauschen, vielleicht auch mit heftigen Tönen, und sich am Ende einem möglichen Urteil zu stellen, das ist die richtige Art. Keine Art ist es dagegen, demokratische legitimierte Regierungen unter Druck zu setzen."

Böhrnsens Wirtschaftssenator Martin Günthner wertete die DFB-Entscheidung als anmaßend. "Wer so tut, als sei die Vergabe eines Länderspiels gegen Gibraltar ein Gnadenbrot des DFB für die darbende Bremer Fußballseele, der legt ein maßlos überstiegenes Rollenverständnis an den Tag", zitierte der Weser-Kurier das SPD-Regierungsmitglied.

Populismus - nur von wem?

Demnach fügte Günthner hinzu: "Beim DFB mag ja mancher der Auffassung sein, dass König Fußball die Welt regiere, für Bremen gilt dies nicht. Da regiert ein demokratisch legitimierter Senat." Die Kritik von Bundesligist und Stadionbetreiber Werder Bremen an der Gesetzesvorlage sowie die Vorwürfe von Bremens Trainer Robin Dutt ("Die Politik muss sich mal angewöhnen, über den Tellerrand zu schauen und nicht immer populistisch irgendwelche Dinge rauszuhauen. Muss man halt das Kreuz woanders setzen nächstes Mal.") wies Günthner ebenfalls zurück.

Aus seiner Sicht sei Werders Rolle in der Angelegenheit wenig souverän: "Trainer, die mit Wahlempfehlungen für prima Klickzahlen im Internet sorgen, Vereinspräsidenten, die Parteibücher hinwerfen, Vorstandsvositzende, die dem DFB nach dem Munde reden: All das wirkt wenig durchdacht und souverän." Werders Klubchef Klaus Filbry hatte am vergangenen Freitag die Länderspiel-Verlegung nach Nürnberg als "nachvollziehbare Entscheidung" bezeichnet. Seinen Angaben zufolge verliert die Bremer Stadiongesellschaft durch den Ausfall des Länderspiels an der Weser rund 600.000 Euro.

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