Streit um Ballack:Ballack verzögert Aussprache

Bundestrainer Joachim Löw wehrt sich gegen die Kritik seines Kapitäns Michael Ballack und zitiert ihn nach Deutschland. Doch der Chelsea-Star spielt den Ball zurück zum DFB.

Joachim Löw hat Michael Ballack nach Deutschland beordert, um hier so schnell wie möglich über die Kritik des Kapitäns am Führungsstil des Bundestrainers zu sprechen. "Auf jeden Fall bestehe ich darauf, da es einige Dinge zu klären gibt", sagte Löw am Mittwoch auf der offiziellen Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Alles Weitere wird man dann sehen, das hängt natürlich auch im starken Maße von diesem Gespräch ab", erklärte er zu möglichen Konsequenzen für Ballack. Der 32 Jahre alte Kapitän hatte in einem Zeitungs-Interview Löw kritisiert. Das sei so "nicht akzeptabel", betonte Löw: "Das lasse ich mir auch nicht gefallen."

Streit um Ballack: "Mangelnden Respekt lassen wir uns als Trainerteam niemals vorwerfen." Bundestrainer Löw.

"Mangelnden Respekt lassen wir uns als Trainerteam niemals vorwerfen." Bundestrainer Löw.

(Foto: Foto: Getty)

Was ein mögliches Treffen mit Löw angeht, hat Michael Ballack zunächst einmal den Ball an den Bundestrainer und an den DFB zurückgespielt. "Das muss der Deutsche Fußball-Bund mit meinem Arbeitgeber Chelsea London absprechen", sagte der Kapitän der Nationalmannschaft in der Bild (Donnerstag-Ausgabe) zu der Forderung Löws, möglichst schnell zu einem Gespräch nach Deutschland zu kommen. Er sei jederzeit zu einem Vier-Augen-Gespräch bereit, sagte Ballack: "Ich freue mich, dass der Trainer wieder den Dialog mit mir sucht."

Löw "maßlos enttäuscht"

Bis Mittwochnachmittag war noch kein telefonischer Kontakt zwischen Löw und Ballack zustande gekommen. "Ich werde mit Michael Ballack telefonieren, um ihm zu sagen, dass ich von dem Weg, den er gewählt hat, maßlos enttäuscht bin.", so Löw. "Wir haben Michael Ballack in der Vergangenheit des Öfteren dazu aufgefordert, als Kapitän die Dinge anzusprechen, die er kritisch oder anders sieht. Dass er nun den Weg über die Medien mit seiner Kritik an unserer Arbeit gewählt hat, ist schlichtweg falsch und nicht nachzuvollziehen."

Darüber hinaus betont der Bundestrainer: "Mangelnden Respekt lassen wir uns als Trainerteam niemals vorwerfen. Offenbar hat sich in unseren Reihen so eine Stimmung breit gemacht, dass man Respekt automatisch mit einer Stammplatzgarantie verbindet. Doch das eine sind menschliche Dinge und das andere taktische Dinge, die ein Trainer eben auch berücksichtigen und danach seine Entscheidung treffen muss. Es hat kein Spieler, auch nicht der Kapitän, das Recht, in Sachen Aufstellung oder Personalpolitik den Trainer zu kritisieren oder sogar öffentlich Stimmung gegen das Trainerteam zu machen."

Der ebenfalls unzufriedene Torsten Frings stellte sich hinter seinen DFB-Teamkollegen und kritisierte Löw nach dem Champions League-Spiel Werder Bremens in Athen erneut . "Es ist Ballacks gutes Recht, sich als Kapitän frei zu äußern. Er will für das Team nur das Beste", sagte der Mittelfeldspieler nach dem 2:2 (1:1) von Bundesligist Werder Bremen bei Panathinaikos Athen. Frings stößt sich nach eigener Aussage ganz besonders an der Form der Zurückstufung durch Löw: "Man sollte sich 'mal Gedanken machen, warum gestandene Spieler sich so aufregen." Konsequenzen von Löw fürchtet Fings offenbar nicht. "Wie soll Löw denn reagieren? Ich hab ja jetzt schon nicht gespielt. Was soll mir schon passieren?", sagte Frings bei Premiere.

Auch Frings kritisiert erneut

Den sportlichen Vergleich mit jüngeren Spielern werde und brauche er nicht zu scheuen. Frings: "Ich bin seit elf Jahren Profi, und mir ist noch nie etwas geschenkt worden. Ich habe mich immer allen Auseinandersetzungen gestellt." Zusammen mit Ballack bilde er ein "Supergespann, und das bereits seit den Zeiten der U21-Nationalmannschaft." Bezüglich seines möglichen Rücktritts aus der A-Nationalmannschaft habe er noch keine Entscheidung getroffen. "Es ist nicht so, dass ich Tag und Nacht darüber nachdenke. Ich werde mich mit vielen Menschen beraten und dann sehen, ob es noch eine Perspektive für mich gibt", erklärte der 31-Jährige.

Miroslav Klose äußerte sich unterdessen kritisch zum Ballack-Interview. "Das kocht alles hoch, aber das müssen die zwei schon selbst lösen, was soll ich da eingreifen?", sagte Klose auf die Frage, ob er eine Vermittlerrolle einnehmen könne. "Ich wäre das anders angegangen und nicht so in der Öffentlichkeit. Ich hätte es intern geklärt. Es waren zehn Tage Zeit mit dem Trainer zu reden", sagte der Bayern-Angreifer. "Es ist sicher nicht von Vorteil, wenn man wieder so eine Diskussion hat mit Trainer und Kapitän."

Klose betonte, dass Löw mit allen Auswahl-Akteuren rede. "Ich glaube nicht, dass Spieler auf ein Abstellgleis gestellt werden", schilderte der 30-Jährige seinen Eindruck. Dass Spieler im Nationalteam auch einmal auf der Bank säßen, sei nicht ungewöhnlich. "Es ist dort wie bei Bayern München. Man hat einen großen Kader und so viele gute Spieler", sagte Klose. Natürlich würde er anderen wie zum Beispiel Patrick Helmes Einsätze gönnen, "aber noch stehe ich hier und bringe meine Leistung".

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