Streit nach Zweitliga-Spitzenspiel:Rätselhafte Attacken aus Frankfurt

Nach dem Spiel beschimpfte Frankfurts Trainer Armin Veh den Düsseldorfer Sascha Rösler als "Schande für den deutschen Fußball". In Düsseldorf rätselt man über die plötzliche Schärfe: Besonders schwer wiegt der Vorwurf, es hätte Methode, wie Fortuna-Angestellte die Schiedsrichter beeinflussen.

Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Die provokante Anklage aus Frankfurt klingt noch nach, aber in Düsseldorf reagieren sie demonstrativ mit rheinischer Gelassenheit. "Hütt dommer dröwer lache", stand am Mittwoch oben auf der Internetseite des Fußball-Zweitligisten Fortuna. Dass sie über die ganze Sache wirklich nur gelacht haben, ist aber eine Mär. Einerseits handelt es sich bei dem rheinischen Idiom nämlich bloß um das offizielle Motto des diesjährigen Düsseldorfer Karnevals, andererseits war der Frontalangriff des Frankfurter Trainers Armin Veh und des Managers Heribert Bruchhagen vom Dienstag Thema in der Düsseldorfer Vorstandssitzung am Mittwoch.

Fortuna Duesseldorf - Eintracht Frankfurt

Schande für den Fußball? Oder nicht? Düsseldorfs Sascha Rösler.

(Foto: dapd)

"Wir sind maßlos enttäuscht von den Reaktionen aus Frankfurt", sagt Fortunas Vorstandsvorsitzender Peter Frymuth, "vor allem von den Aussagen am Dienstag, die ja nicht mehr aus der Emotionalität heraus formuliert sein konnten." Man diskutiere derzeit noch, so Frymuth, in welcher Form sich die Fortuna offiziell über das Verhalten der Frankfurter beschweren könne.

"Seit 30 Jahren", sagt der Fortuna- Manager Wolf Werner, "kriege ich von Eintracht Frankfurt jedes Jahr eine Geburtstagskarte geschickt." Die Aufregung, die die Frankfurter rund um das Spitzenspiel am Montagabend und dem umstrittenen Foulelfmeter für Düsseldorf zum 1:1 in der Nachspielzeit vom Zaun gebrochen haben, kann Werner deshalb nicht verstehen. "Ich bin erstaunt, dass Heribert Bruchhagen uns eine Methode der Schiedsrichter-Beeinflussung vorwirft", sagt Werner, "ich kann mir überhaupt keinen Reim darauf machen."

Es habe nie besonderen Ärger zwischen den Klubs gegeben. "Ich weiß nicht, was die Frankfurter bezwecken wollen", hatte auch Düsseldorfs Trainer Norbert Meier nach dem hitzigen Spiel gesagt. "Wir sind uns keiner Schuld bewusst, bei uns bekommen die Schiedsrichter nach dem Spiel auch bloß ein warmes Essen."

Elfmeter durch Druckaufbau?

Auf eine neue Ebene hatten Veh und Bruchhagen die zunächst bloß um das Spiel rankenden Verbalscharmützel dadurch gehoben, dass sie einen Tag nach der Partie in einer eigenen Pressekonferenz noch einmal explizite Angriffe auf die Fortuna und deren launigen Spieler Sascha Rösler formulierten. Manager Bruchhagen geißelte dabei "die Düsseldorfer Methode", bei der das Schiedsrichtergespann "permanent unter Druck gesetzt" werde: Trainer Meier strecke eigentlich latent die Hand zur Reklamation nach oben.

Aus solchem Druckaufbau, schließt Bruchhagen, resultierten die elf Elfmeter, die Düsseldorf in dieser Saison bislang zugesprochen bekommen habe. Trainer Veh schoss sich derweil auf den "Rotzlöffel" Rösler ein und nannte es "eine Schande für den deutschen Fußball", dass Rösler für seine ständigen Provokationen nie bestraft worden sei.

In Düsseldorf fühlen sie sich angesichts solch großdimensionaler Kritik diskreditiert. "Die stellen unseren ganzen Verein an den Pranger", sagt Werner. In der örtlichen Presse hatten die Verantwortlichen der Fortuna nachgelesen, dass mit Ausnahme von zwei zumindest umstrittenen Elfmetern alle anderen neun berechtigt gewesen seien. Auch an der Rechtmäßigkeit des jüngsten Strafstoßes zweifelt in Düsseldorf niemand. Fotos und Mitschnitte zeigen, dass Frankfurts Abwehrspieler Bamba Anderson den Düsseldorfer Stürmer Timo Furuholm am Ärmel gezupft hat. "Eigentlich gebietet es der Anstand auch gegenüber den Schiedsrichtern", sagt Vorstandsboss Frymuth, "das jetzt anzuerkennen."

Frymuth vermutet hinter den Frankfurter Reaktionen "eine Enttäuschung über den bisherigen Saisonverlauf angesichts des großen Etats der Eintracht". Vehs Kritik am Verhalten des Spielers Rösler kann Frymuth zumindest in Ansätzen nachvollziehen. Im Vorstand der Fortuna soll noch über eine Strafe entschieden werden für den eigenen Mittelfeldspieler, der den Frankfurter Trainer Veh in der Schlussphase des Spiels offenbar grob beleidigt hatte. Dafür sah Rösler die gelb-rote Karte und wird deshalb am kommenden Sonntag fehlen, wenn Düsseldorf bei seinem vormaligen Klub 1860 München antritt.

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