Streit beim FC Bayern:Ende eines Machtkampfs

15 04 2015 Fussball Championsleague 2014 2015 Viertelfinale Hinspiel FC Porto FC Bayern München

Letzte Amtshandlung: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (links) tröstet den ausgewechselten Xabi Alonso. Tags darauf tritt er als Teamarzt zurück.

(Foto: Imago)

Müller-Wohlfahrt tritt als Teamarzt der Münchner zurück. Nach Kritik wegen der vielen Verletzten sei das Vertrauensverhältnis weg.

Von Benedikt Warmbrunn

Am Mittwochabend, beim Bankett nach dem Champions-League-Viertelfinale in Porto, saß Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt noch am Tisch mit den Vorständen und dem Trainer. Ein trügerisches Bild. Harmonisch war da schon nichts mehr: Am Donnerstagabend trat Müller-Wohlfahrt als Mannschaftsarzt des FC Bayern zurück.

Der 72 Jahre alte Mediziner, der - mit kurzer Unterbrechung - seit dem 1. April 1977 als Mannschaftsarzt für den Verein gearbeitet hatte, begründete seine Entscheidung mit einer nachhaltigen "Beschädigung des Vertrauensverhältnisses": Nach der 1:3-Niederlage in Porto "wurde aus uns unerklärlichen Gründen die medizinische Abteilung für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht", schrieb Müller-Wohlfahrt in einer Erklärung. Die Mannschaft des FC Bayern stellt sich zurzeit nahezu von selbst auf, weil zahlreiche Spieler verletzt ausfallen, darunter Arjen Robben (Bauchmuskelriss), Franck Ribéry (Probleme mit dem Sprunggelenk), Bastian Schweinsteiger (Sprunggelenk, dazu ein Virus) und David Alaba (Innenbandriss).

Mit seinem Rücktritt beendet Müller-Wohlfahrt einen langen Machtkampf. Guardiola und der Arzt waren sich in vielen Punkten uneinig. So gefiel es dem Trainer nicht, dass Müller-Wohlfahrt seine Praxis nicht am Trainingsgelände hat, sondern in der Innenstadt. Außerdem hatte er wiederholt gefordert, dass Spieler schneller fit werden sollten. Höhepunkt des Machtkampfes war das Verletztenjahr von Thiago, den Guardiola ohne Rücksprache zur Behandlung nach Barcelona geschickt hatte. Aus seiner Zeit als Trainer des FC Barcelona war es Guardiola gewohnt, dass der Trainer über den Ärzten steht. In München jedoch hatte Müller-Wohlfahrt den Status einer Klubikone. Um zu schlichten, hatte der Verein im Januar Kilian Müller-Wohlfahrt als weiteren Arzt eingestellt; dieser war beim Training stets am Spielfeldrand. Am Donnerstag trat der Sohn jedoch genauso wie Peter Ueblacker und Lutz Hänsel mit dem Vater zurück.

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