Stimmen Sie ab:Der neue Klinsmann

Uli Hoeneß will zur Trainerdebatte nichts mehr sagen, weil dann jeder seine eigene Meinung sagen kann. Also dann: Wer ist Bayern-Trainer der Saison 2009/2010? Eine Liste.

Thomas Hummel und Johannes Aumüller

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Stimmen Sie ab:Matthias Sammer

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Quelle: SZ

Am Montagmorgen hat der FC Bayern Jürgen Klinsmann entlassen und Jupp Heynckes als Interimslösung bis zum Saisonende installiert. Doch wer könnte danach das Trainer-Amt bei den Bayern übernehmen? Einige Kandidaten.

Hartnäckig hielt sich zuletzt die Annahme, Matthias Sammer könnte von seinem Büroamt als DFB-Sportdirektor wieder auf den Trainingsplatz zurückkehren wollen. Auf den Münchner Trainingsplatz.

Sammer soll angeblich Teil eines Zukunftsplans von Manager-Kandidat Oliver Kahn sein, der am liebsten den Verein umkrempeln würde. (Schon wieder ein Umkrempler!) Und der 41-Jährige hätte auch einige Vorteile zu bieten: Er ist Deutscher, kennt durch seine Tätigkeit beim DFB alle Talente im Land und könnte dem FC Bayern mal wieder zu einem verhelfen. Als einer der wenigen Nicht-Bayern trägt Sammer als Europameister, Champions-League-Sieger und mehrfacher deutscher Meister ein Sieger-Gen in sich. Er vereinigt Kompetenz und Ausstrahlung. Und verkörpert dazu den von Hoeneß und Rummenigge unerlässlich gesuchten absoluten Ehrgeiz.

Doch zuletzt dementierte Sammer: "Es gab kein Gespräch, wir haben keinen Kontakt", sagte er. Vielleicht spürt er, dass Hoeneß und Rummenigge nicht die einfachsten Partner sind, wenn man seine ureigenen Vorstellungen umsetzen will.

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Stimmen Sie ab:Louis van Gaal

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Quelle: SZ

So offensiv wie der 57-jährige Niederländer bringt sich kein Trainer beim FC Bayern ins Gespräch. Louis van Gaal hat gerade überraschend mit dem AZ Alkmaar die holländische Meisterschaft errungen, deshalb möchte er nun zu einem großen Klub. Er könne sich also ein Engagement bei den Münchnern durchaus vorstellen, sagte er. Real Madrid täte es aber auch.

Nun, van Gaal kann zumindest auf einige Erfolge verweisen. Er prägte die Ajax-Amsterdam-Ära Anfang der neunziger Jahre mit dem Champions-League-Erfolg 1995. Er trainierte dann den FC Barcelona, arbeitete auch da erfolgreich, wurde allerdings wegen seiner Personalpolitik hart kritisiert: Er ließ teilweise acht Niederländer spielen. Das wäre immerhin eine gute Nachricht für Mark van Bommel.

Allerdings gilt van Gaal auch im Bayern-Vorstand, wo man sich immer wieder mal mit der Personalie beschäftigt hat, als menschlich schwierig, fällt stets durch Kritik an anderen auf und hat es sich mit vielen verdorben. Marco van Basten sagte einmal über ihn, er sei "der schlechteste Bondscoach der letzten zwanzig Jahre" gewesen. Unter van Gaal hat die niederländische Nationalmannschaft die WM 2002 verpasst.

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Stimmen Sie ab:Armin Veh

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Der Stuttgarter Meistertrainer von 2007 steht bei den Bayern schon länger hoch im Kurs. Sowohl bei der Verpflichtung von Klinsmann als auch im Laufe dieser Saison war des Öfteren sein Name rund um die Säbener Straße zu hören.

Veh würde insofern gut zum Image des FC Bayern passen, weil er über ein ordentliches Selbstbewusstsein verfügt, das sich problemlos in die Mia-san-mia-Mentalität einfügen lässt. Aus Spielerkreisen ist zu hören, dass der 48-Jährige vor allem diese Einstellung der Überlegenheit auf seine Mannschaften übertragen möchte. Auch das wäre beim FC Bayern kein Problem.

Nachteil an der Lösung Veh: Der Augsburger hat bislang nicht die Nachhaltigkeit seiner Methoden bewiesen. Auch in Stuttgart folgte nach dem phänomenalen Aufstieg ein fast ebenso phänomenaler Abstieg. Gerade in Anbetracht dessen, was nun Markus Babbel aus Armin Vehs ehemaliger Mannschaft macht.

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Stimmen Sie ab:Frank Rijkaard

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Rijkaard gehört wohl zu den heißesten Kandidaten bei allen Topklubs des Fußballs. Unter seiner Leitung schaffte es der FC Barcelona vor einigen Jahren, neben schönem Fußball auch mal wieder erfolgreichen Fußball zu spielen. Der 46-Jährige gilt als Muster der modernen Trainergeneration, der gerne mal den scharfen Flachpass aus der Abwehr heraus stundenlang üben lässt.

Derzeit soll der FC Chelsea ganz nahe dran sein am Niederländer. Woraus folgt, dass die Chancen der Münchner erheblich sinken. Denn Rijkaard wäre ohnehin eine sehr teure Lösung: Da er wie Klinsmann einen ganzen Stab Vertrauer als Ko-Trainer im Schlepptau hat, müsste Bayern den teuren Klinsmann und seine Ko-Trainer abfinden, und dann den teuren Rijkaard und seine Ko-Trainer bezahlen. Das könnte auch den Primus der Bundesliga überfordern.

Und unabdingbare Bedingung für dessen Verpflichtung wäre zudem: Rudi Völler dürfte nicht Nachfolger von Manager Uli Hoeneß werden.

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Stimmen Sie ab:Lothar Matthäus

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Quelle: SZ

Lothar Matthäus ist, wir erinnern uns, exakt der frühere Bayern-Spieler, der in München nicht mal Greenkeeper wird. So heißt es jedenfalls, wenn über die Chancen des Rekordnationalspiers auf ein Engagement spekuliert werden. Vielleicht muss man sich das Greenkeeper-Zitat noch einmal im Original durchlesen. Da heißt es: "Solange Karl-Heinz Rummenigge und ich etwas beim FC Bayern zu sagen haben, wird er nicht einmal Greenkeeper im neuen Stadion", und ich ist in diesem Fall Bayern-Manager Uli Hoeneß.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten, um aus der Nummer rauszukommen. Erstens plädiert Hoeneß auf Verjährung, denn er hat das während der Saison 2002/03 gesagt. Zweitens ist es so, dass sich Hoeneß bald aus dem operativen Geschäft beim FC Bayern verabschieden möchte. Zwar wird er Zeit seines Lebens beim FC Bayern was zu sagen haben, aber ab 2010 wird neben Rummenigge und ihm noch irgendein anderer was zu sagen haben - und dann würde das Greenkeeper-Zitat ein bisschen an Ewigkeitscharakter verlieren.

Für einen Teil der Bayern-Fans wäre Matthäus ein gerngesehener Mann auf der Trainerbank. Ko-Trainer würde wahrscheinlich Klaus Augenthaler werden, Torwarttrainer Sepp Maier, alle anderen Trainer, die ein Jürgen Klinsmann so hat und die ein Frank Rijkaard so hätte, braucht ein Loddar Maddäus nicht - die Ausgaben fürs Trainer-Team hielten sich in Grenzen. Andererseits könnte Bayern kein deutlicheres Signal nach Barcelona, London oder sonst wohin senden, um zu sagen: Ihr mit eurem modernen Spiel könnt machen was ihr wollt, wir machen das nicht mit.

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Stimmen Sie ab:Carlo Ancelotti

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Ernesto Bronzetti, so scheint es, geht derzeit dem traditionellen Vertreterjob nach. Er preist seine Ware an jeder Tür an, hinter der er aufgeschlossene Kunden vermutet. Seine Ware ist ein Trainer, er ist Berater von Milan-Coach Carlo Ancelotti. Also kokettierte er zuletzt: "Ancelotti gefällt den Bayern."

Die Richtigkeit dieser Aussage ist nicht zu klären, weil ja Hoeneß & Co. nichts mehr dazu sagen wollen. Aber ob die Bayern sich tatsächlich auf ein zweites italienisches Abenteuer einlassen, erscheint fraglich. Die Sache mit Giovanni Trapattoni ging nur in Teilen gut.

Für Ancelotti spricht neben seinen vielen Erfolgen mit Milan (zweimal Champions-League-Sieger) seine unbedingte Loyalität zur Chefetage. Wenn einer sogar David Beckham noch einmal einsetzt, dann folgt er auch in München dem von Felix Magath (noch zu Bayern-Zeiten) geformten Mantra: Ich arbeite mit den Spielern, die man mir gibt.

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Stimmen Sie ab:Roberto Mancini

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Quelle: SZ

Die italienische Variante, Teil II. Laut in die Kanäle hinausposaunt von Luca Toni: "Es ist klar, wenn ein italienischer Trainer kommen würde, so gut wie Mancini, denke ich, es kann dem Ganzen nur guttun und auch den Bayern", sagte der Stürmer in einem Interview im italienischen Fernsehen.

Nun ist nicht bekannt, dass Roberto Mancini besser Deutsch kann als Trapattoni. Der stets elegant gekleidete Trainer würde immerhin gut in die Münchner Schickeria-Gemeinde nach Grünwald passen.

Freuen würde sich auch Inter Mailand über ein neues Engagement ihres ehemaligen Trainers, der dort immer noch auf der Gehaltsliste steht. Doch ob der FC Bayern so viel bezahlen will, dass Mancini freiwillig auf seine fürstlichen Inter-Bezüge verzichtet?

Foto: AP

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Stimmen Sie ab:Martin Jol

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Quelle: SZ

Es gehört zu den ältesten Tricks im Repertoire des FC Bayern München, sich bei der Suche nach Verstärkungen einfach mal in der Bundesliga umzuschauen, wer da gerade überzeugt. Eine Liste der von der Konkurrenz weggelotsten Spieler würde vermutlich so lang sein wie das Gesicht von Jürgen Klinsmann am Tag seiner Entlassung.

Auch auf der Trainerposition wendeten die Bayern dieses Verfahren schon an, siehe Otto Rehhagel oder Felix Magath. Von daher wäre es eine denkbare Variante, sich an den derzeit stärksten Mannschaften zu orientieren. Felix Magath vom Spitzenreiter VfL Wolfsburg scheidet aus (der war ja schon mal), also müsste der Blick zum Tabellennächsten gehen, dem Hamburger SV. Dort formte Martin Jol eine Konzeptfußball-Mannschaft, die in einem - Achtung, Verpflichtungsargument - effizienten Ottmar-Hitzfeld-Stil Erfolge feiert.

Apropos Hitzfeld: Eine seit dessen Ära unabdingbare Fähigkeit würde der Niederländer auch mitbringen - er kann Rotation, wie sein ständiger Wechsel im HSV-Angriff zwischen Guerrero, Petric und Olic beweist. Allein: Es ist fraglich, ob Hamburg Jol gehen lassen würde - der aber immerhin früher Bayern-Spieler war.

Foto: dpa

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Stimmen Sie ab:Lucien Favre

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Quelle: SZ

Einen Platz weiter in der Tabelle würden die Bayern auf Hertha BSC Berlin und Monsieur Lucien Favre stoßen. Den schmücken dieselben Attribute wie den Hamburger Jol: formen, rotieren, Konzeptfußball installieren. Seine Verpflichtung hätte in der Tat einige Vorteile: Erstens könnte Favre direkt mit Franck Ribéry kommunizieren, er müsste sich zweitens also nicht damit beschäftigen, Daniel van Buyten zufriedenzustellen, der bisher als Ribérys Kumpel und Übersetzer zwei wichtige Aufgaben erledigt.

Drittens wäre Favre näher an seiner geliebten Schweiz, und viertens hat er viel Erfahrung darin, bestimmte Probleme oder gewünschte personelle Verstärkungen mit einem Manager Hoeneß zu diskutieren.

Doch es gibt ein Gegenargument, das all diese guten Gründe schlägt. Favre liebt es, seinen Spielern Laufwege und Passverhalten so vorzuschreiben, als spiele er gerade das Computerspiel Fifa 2009. Und wie würde das wohl enden, wenn der Schweizer anfangen würde, Bayern-Kapitän Mark van Bommel auf dem Spielfeld umherzuschieben?

Foto: ddp

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Stimmen Sie ab:Ralf Rangnick

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Quelle: SZ

Okay, ein gewagter Vorschlag in der Klinsmann-Nachfolge-Debatte. Denn mit einem Trainer Ralf Rangnick würden die Bayern keinen Erfolg haben können - wenn man der Logik von Uli Hoeneß folgt. Danach ist der Hoffenheimer Coach 1. ein Besserwisser, 2. die Höhenluft nicht gewohnt (und wenn es ein Kriterium für ein Trainer-Engagement in München gibt, dann die Gewöhnung an Höhenluft) und 3. immer nur in seiner ersten Saison erfolgreich. Zudem ist Jürgen Klinsmann ein echter Machtteiler im Vergleich zu Rangnick, der gerne alles unter seiner Kontrolle hat. Rangnicks Umgang mit Stars ist noch ungetestet und Rangnicks Umgang mit einer Presselandschaft à la München noch ungetesteter.

Von daher also: gänzlich ausgeschlossen. Wobei: Im Januar 2008 hielt auch jeder für ausgeschlossen, dass Jürgen Klinsmann Ottmar Hitzfeld beerben würde. Und Rangnick würde es trotz Klinsmanns Erfahrungen in dieser Saison bestimmt fertigbringen, einen Satz à la "Ich möchte jeden Spieler jeden Tag ein bisschen besser machen" als Maxime auszugeben.

Foto: dpa

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Stimmen Sie ab:Hermann Gerland

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Quelle: SZ

Wenn einer diesen Verein aus dem Effeff kennt, dann er, Hermann Gerland. Sein insgesamt 13. Jahr verbringt der "Tiger" derzeit bei den Amateuren des deutschen Rekordmeisters. Von 1990 bis 1995 arbeitete er schon dort, nach Umwegen über Nürnberg, Tennis Borussia Berlin, Arminia Bielefeld und SSV Ulm kehrte er 2001 an die Säbener Straße zurück. Knorrig und wortkarg gibt er sich gerne, auch wegen seiner bodenständigen Art ist er bei den Fans so beliebt, dass die Fankurve schon seinen Namen skandierte, wenn es um mögliche Klinsmann-Nachfolger ging. (Aber auch den von Ottmar Hitzfeld, Lothar Matthäus, Mehmet Scholl und Udo Lattek.)

Wenn er die erste Mannschaft des FC Bayern übernehmen würde, würde er auf viele bekannte Gesichter treffen. Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Michael Rensing hat er in der zweiten Mannschaft ausgebildet. Er würde aber überhaupt in der Bundesliga auf viele bekannte Gesichter treffen: Den Wolfsburger Misimovic, den Dortmunder Hummels oder den Hamburger Trochowski hat er nämlich auch ausgebildet.

Andererseits ist Hermann Gerland eben nicht gemacht fürs Profigeschäft. Das bewiesen unter anderem seine Stationen außerhalb des FC Bayern, wo er nicht sonderlich viel Erfolg hatte. Wahrscheinlich ist es für den Verein besser, wenn Gerland als knorriger, wortkarger und gutväterlicher Amateur-Trainer weitermacht.

Foto: dpa

© sueddeutsche.de
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