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Stieglitz-Sieg in der Rundenkritik:Vor dem Kampf
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Den ersten Kampf gegen Robert Stieglitz hatte Arthur Abraham mit einer ausgefeilten Taktik gewonnen - den Rückkampf verliert er deutlich. Stieglitz erteilt ihm eine Lektion in Sachen Aggressivität und Ideenreichtum. Frühzeitig wird das Duell abgebrochen. Der Kampf in der Einzelrundenkritik.
Von Jürgen Schmieder, Magdeburg
Vor dem Kampf: Am Ring tummelt sich vor 7000 Zuschauern nicht nur die Boxprominenz wie Marco Huck, Sven Ottke, Henry Maske, Klitschko-Gegner Francesco Pianeta oder David-Haye-Trainer Adam Booth, sondern auch die Schauspieler Ben Becker und Sven Martinek.
Abraham wählte auf der Pressekonferenz ungewohnt deutliche Worte ("Ich werde ihn zerstören"), Stieglitz konterte mit der Ankündigung, dass der Weltmeistergürtel nur an Abraham verliehen sei. Vor dem Einmarsch sprechen die beiden Trainer noch einmal über den ersten Kampf, Stieglitz-Coach Dirk Dzemski deutet Ungereimtheiten bei der Handschuhwahl damals an.
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Einmarsch Robert Stieglitz: Robert Stieglitz bekam auf der Pressekonferenz von Abrahams Promoter Kalle Sauerland einen Toaster überreicht - in Anspielung auf der Werkzeug, mit dem Til Schweiger im Tatort Arthur Abraham niedergeschlagen hatte. "Nur so kann man Arthur besiegen", sagte Sauerland. Kurzer Blick auf Stieglitz, als er in die Halle kommt: Er hat den Toaster nicht dabei. Dafür gibt es eine Inszenierung mit jungen Frauen im Tigerkostüm. Psychologisch ähnlich schlimm wie ein Toaster.
Einmarsch Arthur Abraham: Arthur Abraham und sein Trainer Ulli Wegner, spektakulären Inszenierungen gemeinhin nicht abgeneigt, marschieren konzentriert zum Ring. Abraham vorneweg, Wegner kann kaum Schritt halten. Musik: "Hall of Fame" von The Script feat. Will I am. Wie schon beim ersten Duell der beiden wirkt Abraham austrainiert, seine Muskeln verteilen sich auf 76,2 Kilogramm. Er sollte also erneut in der Lage sein, zwölf Runden auf hohem Niveau boxen zu können.
Vorstellung der Boxer: Das Publikum in Magdeburg ist vor dem Kampf eindeutig auf der Seite des Herausforderers. Das war zu erwarten gewesen, doch Trainerfuchs Ulli Wegner hatte angekündigt, dass sein Schützling die Zuschauer durch couragierte Leistung in den ersten Runden auf seine Seite holen möchte. Ringsprecher ist nicht Michael Buffer, sondern der wohltuende Roman Röll. Das ohrengemessene Dezibel-Duell gewinnt Stieglitz deutlich, Abraham wird ausgebuht
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Stieglitz-Sieg in der Rundenkritik:Runde 1
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Runde 1: Stieglitz marschiert sogleich nach vorne, er will den Kampf prägen. Er zeigt schöne Kombinationen, er streut linke Haken und rechte Aufwärtshaken ein. Abraham versteckt sich hinter der Doppeldeckung - er will erst einmal Ruhe in den Kampf bringen. Dann wird auch er aktiv und zeigt einige Treffer mit der linken Hand. Stieglitz ist der aktivere Boxer, er will sich nicht noch einmal übertölpeln lassen wie beim letzten Duell. Klare Runde für Stieglitz.
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Stieglitz-Sieg in der Rundenkritik:Runde 2
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Runde 2: Stieglitz ist aktiv und offensiv, duckt sich aber immer wieder geschickt mit dem Oberkörper, um möglichen Kontern Abrahams auszuweichen. Er wirkt beweglich und flink auf den Beinen. Abraham wirkt trotz der zahlreichen Treffer noch recht gelassen - womöglich ein taktischer Kniff, den Gegner zu ermüden und dann zurückzuschlagen? Oder doch das Phlegma? Am Ende der Runde entwickelt sich eine wahre Schlacht, beide Akteure setzen wuchtige Treffer. Schon jetzt steht fest: Es ist ein intensiver und packender Kampf. Kurz vor dem Ende der Runde ist Abrahams Auge geschwollen.
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Stieglitz-Sieg in der Rundenkritik:Runde 3
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Runde 3: Abraham wollte ja das Publikum für sich begeistern. Sagen wir mal so: Das gelingt ihm überhaupt nicht. Er kommt zu spät aus der Ecke, er wirkt müde, ratlos, angeschlagen. Er steht kurz vor dem Niederschlag. Dirk Dzemski fordert seinen Schützling auf, Abraham zu Boden zu schicken - denn dieses Tempo wird er kaum zwölf Runden lang gehen können. Abrahams Blick indes geht dauernd zur Uhr, als wolle er nachsehen: Wie lange muss ich noch durchhalten? Er bekommt am Ende einen Punkt abgezogen wegen eines Schlages auf den Hinterkopf von Stieglitz. Bislang gehen alle drei Runden an Stieglitz - die dritte gar mit 10:8.
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Stieglitz-Sieg in der Rundenkritik:Runde 4
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Runde 4: Ulli Wegner fächert seinem Schützling in der Rundenpause Luft mit einem weißen Handtuch zu. Irgendwie macht man sich in diesem Moment mehr Sorgen um den Trainer als um Arthur Abraham. Aber die Sorge ist unbegründet: Wegner ist wie schon erwähnt ein Trainerfuchs und übersteht den kniffligen Moment, ohne Schaden zu nehmen.
Doch bei Abraham ist der Schaden zu groß: Wegen des geschwollenen linken Auges kann Abraham nicht weitermachen. Der Kampf ist vorbei.
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Stieglitz-Sieg in der Rundenkritik:Nach dem Kampf
Quelle: AFP
Nach dem Kampf: Was für ein Kampf! Packend, emotional, intensiv. Robert Stieglitz hat diesen Kampf nicht nur gewonnen, er hat - man muss das so deutlich sagen - Arthur Abraham eine boxerische Lektion erteilt. Das ist freilich auch das Verdienst seines Trainers Dirk Dzemski, der den ersten Kampf analysiert und offenbar den richtigen Plan für den Rückkampf entworfen hat. Abraham präsentiert sich als schlechter Verlierer und erscheint nicht zur Urteilsverkündung. Die lautet: Sieg für Stieglitz durch technischen Niederschlag.
Abraham sagt nach dem Kampf: "Ich wollte ihn ein wenig schlagen lassen und dann loslegen - ich hätte ihn auf jeden Fall erwischt. Mein Auge ist zu, ich kann nichts sehen. Ich durfte nicht weitermachen. Ich habe Robert eine Revanche gegeben, nun hätte ich gerne eine."
Robert Stieglitz antwortet: "Ich bin zu einem dritten Kampf bereit - immer gerne. Ich hatte allerdings ein wenig mehr Gegenwehr erwartet." Sein Trainer Dirk Dzemski sagt: "Wir hatten eine gute Taktik, das haben wir so versprochen - aber dass es so einfach wird, hätte ich auch nicht gedacht."