Steueraffäre um Uli Hoeneß:Alte Tipps aus neuen Quellen

Uli Hoeneß

Ist alles noch schlimmer? Uli Hoeneß drohen wegen Steuerhinterziehung Konsequenzen. 

(Foto: dpa)

Der Fall Hoeneß wird immer verzwickter: Ein Informant behauptet, der Bayern-Boss habe mehr als eine halbe Milliarde Franken in der Schweiz versteckt - dies würde die bisherigen Erkenntnisse drastisch übersteigen. Hoeneß nannte solche Meldungen aber schon längst "absurd".

Von Hans Leyendecker

Der Mainzer Rechtsanwalt Volker H. Hoffmann war früher einmal Staatsanwalt für Wirtschaftsstrafsachen. Er kennt sich also aus in der Welt der Ermittler und referiert schon mal zu Themen wie: "Razzia - eine Tragikkomödie in fünf Akten" oder zum Thema "Steuerstrafrecht".

Vor einigen Wochen schickte der 64 Jahre alte Anwalt ein Schreiben an die Staatsanwaltschaft München II im Steuerfall des Uli Hoeneß. Ein Informant hatte sich bei ihm gemeldet und Angaben über das Hoeneß-Konto 4028BEA bei der Zürcher Bank Vontobel gemacht. Hoffmann ist auch Ombudsmann für Firmen und Behörden und seine Kanzlei ist eine Adresse für Hinweisgeber, die anonym bleiben wollen.

Was der Hinweisgeber dem Anwalt sagte, findet sich - zumindest in Umrissen - im neuen Stern: Hoeneß soll demnach "viel mehr Geld versteckt haben als bislang bekannt". Vor 2008 sollen sich auf dem Konto "durchgehend Werte von mehr als 500 Millionen Schweizer Franken befunden" haben.

Hoeneß hatte in einem Interview behauptet, bei Vontobel hätten in der Spitze 15 bis 20 Millionen Euro gelegen. Zwar hat die Staatsanwaltschaft eine Anklage gegen Hoeneß wegen Verdachts der Steuerhinterziehung in Höhe von 3,2 Millionen Euro fertiggestellt, aber das muss nicht das Ende der Ermittlungen sein. Die Sache mit dem Anonymus taugt als weiterer Stoff für die Tragikomödie Ulrich H.

Recherchen des Stern hatten Mitte Januar dazu geführt, dass Hoeneß übereilt eine Selbstanzeige abgab. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft war die Tat zu diesem Zeitpunkt bereits entdeckt, und die am 17. Januar abgegebene Selbstanzeige soll vor allem deshalb nicht wirksam sein.

Spitzenverdiener aus Liga eins

"Ein Spitzenvertreter der Bundesliga" solle zeitweise bis zu einer halben Milliarde Franken auf einer Schweizer Bank gehabt haben, schrieb der Stern in der Ausgabe, die ebenfalls am 17. Januar erschien und fragte dann: "Wem gehört das Geld?" In der Geschichte tauchte der Name Hoeneß nicht auf. Bei dem Bayern-Präsidenten fragte damals auch kein Reporter nach.

Auffällig ist, dass der Informant der ersten Stern-Geschichte, bei der, wie das Blatt selbst schrieb, "noch wichtige Details im Dunkel" lagen und von der "angeblich eine Toppersonalie aus der Ersten Fußballbundesliga" betroffen sein könnte, offenbar denselben Sachstand hatte wie heute Hoffmanns Hinweisgeber. Auch damals war bei dem Geraune von Werten in Höhe von mehr als 500 Millionen Schweizer Franken die Rede.

Im Januar 2013 hieß es auch, ein Teil des Geldes sei nach 2008 angeblich auf Konten bei Schweizer Geldhäusern "etwa wie" Credit Suisse und der Privatbank Julius Bär abgeflossen. Im August 2013 heißt es, Hoffmanns neuer "anonymer Hinweisgeber" habe drei Geldhäuser ins Spiel gebracht: wieder Credit Suisse, wieder Julius Bär und dazu die Zürcher Kantonalbank.

Es gibt also einen neuen anonymen Hinweisgeber, der über dieselben Informationen wie ein alter Informant verfügt. Dass es sich um dieselbe Person handelt, kann nicht ausgeschlossen werden. Die vermutete Personenidentität ist jedenfalls wahrscheinlicher als der Tipp, dass der Hamburger SV deutscher Meister werden wird.

Die Staatsanwaltschaft hat bei Hoffmann zurückgerufen und sich für den Hinweis bedankt. Aus den der Staatsanwaltschaft vorliegenden Kontounterlagen von Hoeneß sollen sich die behaupteten Riesensummen allerdings nicht ergeben. Der 61-jährige Hoeneß hatte die kolportierte Summe von einer halben Milliarde als "absurd" bezeichnet.

Im Fall Hoeneß geht alles seinen Gang. Die Verteidigung arbeitet an einer neuen Stellungnahme fürs Gericht. Die zuständige Wirtschaftsstrafkammer ist mit Terminen ausgelastet. Falls sie den Prozess eröffnen sollte, würde das Hauptverfahren voraussichtlich Anfang nächsten Jahres beginnen.

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