Steffen Hofmann:Der Papa von Rapid

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Ehre in Grün-Weiß: Der gebürtige Würzburger Steffen Hofmann ist nach 528 Einsätzen nun Rekordspieler bei Rapid Wien.

(Foto: Philipp Brem/imago)

Der ehemalige FC-Bayern- und TSV-1860-Spieler Hofmann ist in Deutschland relativ unbekannt. Anders als in Österreich: Dort ist er mit nun 528 Partien Rekordspieler von Rapid Wien.

Von Raphael Weiss

528 Spiele, 127 Tore, 205 Vorlagen für den Rekordmeister. Dreimal Spieler der Saison, zweimal Europas bester Vorbereiter - vor dem früheren Barcelona-Spieler Xavi Hernández, dazu einmal Torschützenkönig. Steffen Hofmann hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt, ist seit letztem Wochenende der alleinige Rekordspieler von Rapid Wien - und doch kennt den Würzburger in Deutschland kaum noch jemand.

Lothar Matthäus lockte Steffen Hofmann zu Rapid Wien

Mit 36 Jahren geht Hofmann wohl in seine letzte Saison beim Sportklub Rapid Wien. Eigentlich hatte er schon überlegt nach der vergangenen Spielzeit seine Karriere zu beenden, aber die war für Rapidverhältnisse derart enttäuschend, dass Hofmann so nicht abtreten konnte. Diese Saison soll nun anders werden: "Wir haben eine junge Mannschaft, der Kader ist zusammen geblieben. Das wird uns helfen", sagt Hofmann.

Eine junge Mannschaft in der Hofmann sechs Jahre älter ist, als der Zweitälteste. Seine Mitspieler nennen ihn "Papa". Von seinem Banknachbarn in der Kabine trennen Hofmann sogar 17 Jahre. Der 19-jährige Innenverteidiger Maximilian Wöber ist eines der größten Talente von Rapid. "Maxi ist ein richtig guter Kerl und ein toller Spieler. Aber am Anfang war er nicht ganz so happy neben mir zu sitzen", erzählt Hofmann in seinem Dialekt, der mittlerweile eine Mischung aus Fränkisch, Bayerisch und Wienerisch ist. Wöbers Respekt vor der Rapid-Legende sei anfangs zu groß gewesen. "Aber jetzt verstehen wir uns super, er und alle anderen Spieler wissen, dass sie immer zu mir kommen können."

Hofmann kommt aus Unterfranken, wechselte mit 15 in die Jugend des FC Bayern, mit 22 folgte er dem Ruf von Lothar Matthäus nach Wien. Matthäus war damals Trainer bei Rapid, suchte einen offensiven Mittelfeldspieler, der Verantwortung für das Spiel übernehmen konnte und fand Hofmann: "Er war damals ein entscheidender Grund, warum ich zu Rapid gegangen bin." Doch als Hofmann in Wien ankam, war Matthäus bereits entlassen. An seiner Stelle saß Josef Hickersberger. Unter ihm wurde Hofmann schnell zum Stammspieler, zum Führungsspieler und nach nur einer Saison zum Kapitän. "Er war wie mein österreichischer Vater", sagt Hofmann über seinen ehemaligen Trainer. Zusammen mit Andreas Ivanschitz bildete er eines der besten Mittelfeld-Duos der Liga und führte Rapid Wien 2005 zur Meisterschaft, für Hofmann die schönste Saison seiner Karriere.

Im darauffolgenden Winter wechselte Hofmann trotzdem für vier Millionen Euro zum TSV 1860 in die zweite Bundesliga. "Es war mein Traum in Deutschland zu spielen und dann in München, in der neuen Arena. Da hab ich zugesagt." Bei den Löwen aber war es traditionell unruhig. Nach seinem ersten Spiel im blauen Trikot - einem 0:0 gegen Ahlen - wurde Reiner Maurer als Trainer entlassen, der Sportdirektor musste gehen, und auch zwischen den Spielern gab es Probleme, erzählt Hofmann. Ein halbes Jahr und 17 Spiele später, war es ihm genug: "Für mich war klar, dass ich zu Rapid zurück gehe."

Seine Kapitänsbinde überlässt er nach zwölf Jahren der Jugend

Zurück in Wien, konnte Hofmann an seine Leistung anknüpfen, wurde mehrfach zum Spieler der Saison gewählt und erhielt nun auch Angebote aus Spanien und England. "Am Anfang hab ich Rapid als Sprungbrett gesehen. Aber mir wurde immer bewusster, dass Rapid und ich einfach perfekt zusammenpassen", erzählt Hofmann. "Die Rapid-Familie, die unglaublichen Fans: Wenn du alles gibst, bekommst du sehr viel zurück."

Spätestens 2008 war der Würzburger in Österreich vollends akzeptiert. Vor der Heim-EM 2008 wollte der ÖFB ihn einbürgern und zum Nationalspieler machen. Doch das Vorhaben scheiterte. Einmal wurde Hofmann dagegen zum DFB eingeladen, doch er musste wegen einer Mandelentzündung passen und so blieb Hofmann ohne Nationalmannschafts-Einsatz. "Aus der österreichischen Liga schafft man es nicht zum deutschen Nationalspieler." Und außerdem habe er so mehr Zeit zum Regenerieren gehabt. Zeit, die ihm auf den letzten Metern seiner Karriere wohl hilft.

Dass er aus Deutschland nur wenig Anerkennung bekam, kann Hofmann verstehen. Die spielerische Qualität sei in Österreich nicht so hoch, "außerdem gibt's hier Stadien, da denkst du, du spielst Regionalliga." Seine "Schleife", wie man dort die Kapitänsbinde nennt, hat er nach mehr als zwölf Jahren abgegeben, weil es Zeit sei, der Jugend den Vortritt zu lassen. Im Gegenzug hat ihn der SK Rapid zum Ehrenkapitän auf Lebenszeit ernannt. Für diese Saison wünscht er sich einen Pokalsieg im allerletzten Spiel, "das wäre ein schöner Abschluss", sagt er und zögert, bevor er sagt: "wahrscheinlicher Abschluss. Wenn's noch Spaß macht, mach ich weiter." In Wien bleibt er auf jeden Fall. Hofmann übernimmt im Anschluss die Nachwuchsabteilung. Für den Rapid-Papa genau die richtige Aufgabe.

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