Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Im Bann des "Baby-Shaq"

Wer ist der Koloss aus Griechenland, der an ein stämmiges NBA-Idol erinnert? Warum spielen Europäer anders als Amerikaner? Wie ist der Modus der Euroleague? Wieder einmal starten die deutschen Teams aus Berlin und Bamberg ins internationale Geschäft. Zehn wissenswerte Dinge zur europäischen Eliteklasse im Basketball.

Jonas Beckenkamp

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Neuer Modus

Olympiakos Piräus

Quelle: imago sportfotodienst

Wer ist der Koloss aus Griechenland, der an ein stämmiges NBA-Idol erinnert? Warum spielen Europäer anders als Amerikaner? Wie ist der Modus der Euroleague? Wieder einmal starten die deutschen Teams aus Berlin und Bamberg ins internationale Geschäft. Zehn wissenswerte Dinge zur europäischen Eliteklasse im Basketball.

Von Jonas Beckenkamp

Es tut sich was im europäischen Basketball - und das nicht nur unter den Körben, sondern auch in der Organisation der Euroleague. Der Weg zum Titel des besten Klubs auf dem Kontinent führt dieses Jahr erstmals über zwei Achtergruppen in der Top-16-Runde. Was bis vergangene Saison noch Zwischenrunde hieß, ist jetzt eine zweite, spannendere Gruppenphase. Erst nach dieser Sechzehnerrunde mit 14 Partien pro Team geht es für die vier Besten aus beiden Gruppen ins Viertelfinale. Die vier Sieger wiederum ziehen ins Final Four ein. 

Damit ist im Basketball schon jetzt Realität, was auch im Fußball bald passieren könnte: Die internationale Liga gestaltet sich mehr und mehr als eigenständige, kontinentale Ausscheidung, in der beinahe jeder gegen jeden spielen muss. Der Titelgewinn, den zuletzt die Griechen von Olympiakos Piräus (im Bild) feiern durften, führt somit über einen längeren Weg als zuvor. Und noch etwas ist neu: Die Begegnungen finden künftig donnerstags und freitags statt, der Mittwoch als bisheriger Spieltag entfällt.

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Final Four in London

O2 Arena Put Up for Sale By Anschutz Entertainment

Quelle: Bloomberg

Die Verantwortlichen der Euroleague versuchen seit Jahren das Finalturnier in Städte zu vergeben, die sowohl die Infrastruktur für ein solches Großevent bieten, als auch für Fans ein attraktives Reiseziel darstellen. In der vergangenen Saison wurde der Champion in der basketballverrückten Türkei (Istanbul) ausgepielt, diese Saison werden ab dem 10. Mai die Anhänger der vier besten Klubs nach London pilgern. 

Die O2-Arena ist der Schauplatz des Final Four, bei dem es zu zwei Halbfinals, einem Spiel um Platz drei und einem Endspiel kommt. Zwar ist Großbritannien kein allzu großer Basketballmarkt, aber mit der Vergabe erwarten sich die Veranstalter auch eine Steigerung der Aufmerksamkeit für ihren Sport. So fungierte auch Berlin bereits 2009 als Austragungsort der Finalspiele. 

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Euroleague im TV

Basketball Euroleague

Quelle: imago sportfotodienst

Im deutschen Free-TV wird es keine Livespiele der Euroleague zu sehen geben - zumindest nicht überregional. Immerhin gelang es dem Sender TV Oberfranken, sich die Rechte für einige Vorrundenspiele der Brose Baskets Bamberg zu sichern. Die restlichen Begegnungen mit deutscher Beteiligung sind auf dem digitalen Bezahlkanal Sport1+ des TV-Senders Sport1 zu sehen. Das Münchner Unternehmen plant auch, in der Top-16-Runde dabeizubleiben - und sogar das Final Four soll zumindest im Netz gegen ein kleines Entgeld übertragen werden. 

Für echte Basketball-Anhänger bietet die Euroleague auf ihrer Webseite außerdem einen Bezahlaccount an, auf dem für 85 Euro alle Spiele des gesamten Wettbewerbs angeboten werden. Dieser Service beinhaltet auch die Möglichkeit, sich Partien zeitversetzt am Folgetag noch einmal anzusehen. 

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Europäische Spitzenspieler

Milos Teodosic, Jorge Garbajosa

Quelle: AP

Schon lange ist der Basketball in Europa keine Schattenveranstaltung der NBA mehr. Das Niveau hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesteigert, erst kürzlich feierten Teams wie der FC Barcelona oder Fenerbahce Istanbul Testspielsiege gegen namhafte US-Klubs - sogar Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks wunderten sich beim Gastauftritt in Katalonien, als sie mit 85:99 verloren. 

Mit dem Serben Milos Teodosic (im Bild vorne) von ZSKA Moskau, dem Griechen Vassilis Spanoulis von Olympiakos oder Barcelonas Slowenen Erazem Lorbek tummeln sich Akteure im Wettbewerb, die im Welt-Basketball bereits große Namen sind. Hinzu kommt, dass weiterhin ehemalige NBA-Akteure beschließen, lieber in Europa ihr Geld zu verdienen: Der Spanier Rudy Fernandez landete so bei Real Madrid, während der Slowene Bostjan Nachbar in Bamberg anheuerte. Vielleicht zieht es ja auch Nowitzki vor der Sportlerrente noch einmal in die Euroleague. 

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Unterschiede zur NBA

PANATHINAIKOS vs CSKA Moscow

Quelle: dpa

Das Spiel in der Euroleague unterscheidet sich gravierend vom Ego-dominierten Offensiv-Spektakel in der NBA. Europäische Spitzenmannschaften sind für ihren ausgeprägten Team-Basketball bekannt. Während in Amerika die Physis und das Duell Mann gegen Mann im Vordergrund stehen, dominiert hier schnelles Passspiel und taktisch anspruchsvoller Systemsport.

In der NBA kommt es bei 82 Saisonspielen mitunter vor, dass Mannschaften aufgrund der hohen Belastung nicht immer motiviert an den Start gehen - die Folge: langweiliges Geplänkel mit schlechten Trefferquoten. Das ist in der Euroleague anders. In den meisten Partien geht es eng zur Sache, es wird hart verteidigt und bis zum Ende gekämpft. Und dass weiße Jungs aus Europa auch dunken können, zeigt hier der Russe Andrei Woronzewitsch mit einem lässigen Hänger. 

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Favoriten

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Quelle: AFP

Zu den Anwärtern auf den Titel zählen wieder einmal die Teams aus Barcelona, Athen und Moskau. Barça verfügt nach dem Zugang des kroatischen Centerhünen Ante Tomic (2,17 Meter) jetzt über eine halbe Allstar-Mannschaft, in der auch der spanische EM-Held Juan Carlos Navarro (re.) wieder eine tragende Rolle übernehmen wird. Bei Titelverteidiger Olympiakos verlässt man sich auf die Abgezocktheit bekannter Größen wie Vassilis Spanoulis, Pero Antic und Georgios Printezis.

Nur ein paar Kilometer weiter meldet aber auch Panathinaikos mit zahlreichen griechischen Nationalspielern Ansprüche auf den Titel an. Und bei ZSKA Moskau ist trotz der Abgänge von Andrei Kirilenko und Alexei Schwed immer noch genug Potenzial vorhanden, um ins Finale zu kommen. Außenseiter-Chancen dürfen sich außerdem die Spanier von Real Madrid, Caja Laboral oder die gut verstärkten Türken von Fenerbahce ausrechnen. 

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Alba Berlin

Alba Berlin - Dallas Mavericks

Quelle: dapd

Die deutschen Klubs schnitten in der Euroleague zuletzt eher schlecht ab. Alba Berlin schaffte es zuletzt gar nicht mehr, sich überhaupt zu qualifizieren. Deshalb muss nun eine Wildcard des Veranstalters herhalten, damit die "Albatrosse" dabei sein können. Heiko Schaffartzik (li.) und seine Kollegen dürfen trotz des frühen Scheiterns in den Playoffs der vergangenen BBL-Saison direkt in der Gruppenphase ran. Der Grund dafür: Die Euroleague wünscht sich einen zweiten Teilnehmer aus Deutschland neben Bamberg, damit auch hierzulande die Liga besser vermarktet werden kann.

Ob es für das stark umgebaute Team des neuen Trainers Sasa Obradovic für die nächste Runde reicht, darf jedoch bezweifelt werden. Immerhin freuen sich die Berliner, dabei zu sein: "Es ist eine Wertschätzung unserer guten Arbeit der letzten Jahre. Wir werden diese Herausforderung annehmen", sagte Berlins Vereinsboss Axel Schweitzer. 

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Brose Baskets Bamberg

Brose Baskets Bamberg - Eisbären Bremerhaven

Quelle: dpa

Etwas besser stehen die Chancen für die Brose Baskets. Der deutsche Serienmeister geht mit einem gefestigten Kader und namhaften Zugängen an den Start. Verluste wie Tibor Pleiß (Caja Laboral), Marcus Slaughter (Real Madrid) oder Anthony Tucker (NBA) kompensierten die Franken mit dem deutschen Talent Maik Zirbes, Sharrod Ford und dem NBA-erfahrenen Bostjan Nachbar. Der Rest der Mannschaft ist eingespielt und daran gewohnt, sich in der Euroleague mit den Besten zu messen. "Es ist eine große Ehre in dieser Liga zu spielen. Wir wissen inzwischen, dass wir uns behaupten können", sagt deshalb Trainer Chris Fleming. 

"Wir haben wieder eine Hammergruppe erwischt, aber wir brauchen uns vor keinem Gegner zu verstecken", erklärt Nationalspieler Karsten Tadda. Dass die Baskets alles mitbringen, um nicht nur dabei zu sein, sondern auch zu reüssieren, haben sie mit spektakulären Heimsiegen gegen Real Madrid oder gegen Panathinaikos Athen schon gezeigt. Und der Umbruch im Kader? Kein Problem, findet Manager Wolfgang Heyder: "Ich glaube, dass wir in dieser Hinsicht in diesem Jahr besser aufgestellt sind."

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:Noch ein Deutscher

Tibor Pleiß

Quelle: dpa

Neben den beiden Klubs aus Berlin und Bamberg gibt es noch einen weiteren Grund, sich aus deutscher Sicht für die Euroleague zu interessieren. National-Center Tibor Pleiss wechselte im Sommer nicht in die NBA, sondern voerst zum spanischen Spitzenklub Caja Laboral Vitoria. Der 2,15-Meter-Mann ist damit der einzige deutsche Profi-Legionär, der sich neben Dirk Nowitzki derzeit im Ausland versucht.

Bei seinem neuen Verein trifft der 22-Jährige auf Trainer-Guru Dusko Ivanovic und darf sich freuen, mit echten Könnern wie Andres Nocioni oder den spanischen Internationalen Fernando San Emeterio oder Carlos Cabezas zusammen zu spielen. Leider fällt Pleiss zu Saisonbeginn wegen einer Erkrankung an Pfeifferschem Drüsenfieber aus, so dass er sich erst wieder ins Team zurückkämpfen muss. 

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Zehn Dinge zur Basketball-Euroleague:"Baby-Shaq" aus Griechenland

Sofoklis Schortsanitis

Quelle: imago sportfotodienst

Dieser Wonneproppen ist Grieche und er hört auf den schönen Namen Sofoklis Schortsanitis. In seinen fülligsten Zeiten brachte er bis zu 160 Kilo auf die Waage, doch längst ist der Centerbulle ein austrainierter Kraftprotz. In Europa gibt es wohl kaum einen Basketballer, der den Gegner so massiv aus dem Weg räumen kann wie der 27-Jährige, der im Sommer aus Tel Aviv zurück in seine Heimat wechselte. 

Geboren wurde der Koloss mit dem Spitznamen "Baby-Shaq" in Kamerun als Sohn eines Griechen und einer kamerunischen Mutter, doch schon in früher Jugend siedelte er nach Europa über. Auch in Griechenlands Nationalteam ist er mittlerweile eine kräftige Stütze. Wie der 2,08-Mann auf dem Parkett zu Werke geht, davon durfte sich auch schon Deutschlands Tibor Pleiß ein lebhaftes Bild machen. Schortsanitis rammte seinen Gegner bei der EM 2009 wie eine Straßenlaterne einfach aus dem Weg - auch so kann Basketball sein. 

© SZ.de/jbe/hum
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