SSV Jahn Regensburg:Zurück zur Mutter

Jahn Regensburg - Eintracht Braunschweig

Größer als der Favorit: Jahn Regensburg um den Siegtorschützen Jonas Nietfeld feiert gegen Eintracht Braunschweig den ersten Heimsieg der Saison.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Erfolgreiches Wochenende: Der Jahn gewinnt gegen Eintracht Braunschweig und steht vor Übernahme der Anteilsmehrheit.

Von Johannes Kirchmeier

Verwöhnt haben die Regensburger Spieler ihre Fans in den vergangenen Heimspielen nicht. Drei Niederlagen mussten sie zum Auftakt dieser Spielzeit in der zweiten Liga mit ansehen, nimmt man die Ergebnisse aus der Zweitliga-Saison 2012/13 hinzu, standen für die Regensburger ganze 14 Heimspiele nacheinander ohne Erfolg - bis zum Samstagnachmittag: Da gewann der SSV Jahn Regensburg 2:1 (0:1) gegen Eintracht Braunschweig. In der Arena in der Oberpfalz war eine Mischung aus Erleichterung und Freude darüber zu verspüren. "Ich bin froh, dass wir unseren ersten Heimdreier eingefahren haben", sagte Trainer Achim Beierlorzer. Und so stellten sich er und seine Spieler pflichtbewusst vor der Hans-Jakob-Tribüne auf. Sie wollten feiern und sich bei denen bedanken, die trotz all der Niederlagen immer wieder kamen.

Das Bauteam Tretzel nutzt ein Rücktrittsrecht vom Verkauf

Am Sonntag sollte sich dann herausstellen, dass der Erfolg nicht die einzige gute Nachricht an diesem Wochenende für die Anhänger bleiben sollte. Denn da gab der Fußball-Klub in einer Mitteilung bekannt, dass er vor der Übernahme der Aktienmehrheit an der ausgegliederten Profifußball-Abteilung von Investor Global Sports Invest AG (GSI) um den im Verein und dessen Umfeld ungeliebten Vorstand Philipp Schober steht. Der hatte Anfang Juni 90 Prozent der Anteile an der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA vom Bauteam Tretzel (BTT) übernommen. Nun macht BTT der Mitteilung nach jedoch von einem vertraglich vereinbarten Rücktrittsrecht vom Verkauf Gebrauch. In der Folge fallen damit etwa 62 Prozent der gesamten Aktien wieder an BTT zurück. Rund 28 Prozent der Aktien verbleiben bei der GSI.

BTT hat sich zudem mit dem Mutterverein SSV Jahn Regensburg e.V. verständigt, dass die zurückgefallenen Aktien auf den SSV übergehen sollen. Der Jahn wäre damit neuer Mehrheitsaktionär. Sowohl für den Verein, der seit Anfang des Jahres den großen Wunsch hegt, dass der Klub wieder sich selbst gehört, als auch für die Fans ist dies die Idealvorstellung. "Es ist ein Meilenstein in der Geschichte des SSV Jahn, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingestuft werden kann", erklärte Vorstandschef Hans Rothammer vor der Mitgliederversammlung an diesem Montag, bei der der Verein über den Vorgang näher informieren will. Die Übertragung der rund 62 Prozent der Aktien auf den SSV Jahn muss noch rechtlich abgewickelt werden. Dazu seien zwischen BTT und der GSI Formalien zu klären, "welche sofern erforderlich auch gerichtlich zur Durchsetzung gelangen werden", teilte der Klub mit.

Die Anhänger protestierten wie in den vergangenen Wochen auch am Samstag mit Transparenten gegen Schober: "Montag = Wahltag; Nein zu Schober", stand etwa auf einem Plakat. Im ersten Heimspiel hatten sie bereits mit Flyern gegen den Investor mit dem Traum vom "Erstligastandort" mobil gemacht: "Schober soll bewusst sein, dass er beim SSV Jahn nicht willkommen ist", stand damals unter dem Punkt "Unsere Ziele". Der Angesprochene hat sich trotz breiter Ablehnung immer wieder zu seinem Engagement bekannt. "Mir liegt der SSV Jahn Regensburg wirklich am Herzen", versicherte er vor Kurzem.

Als sich die Spieler am Samstag vor der Tribüne bei ihren Fans bedankten, lag kurioserweise sogar ein Plakat gegen den Investor zu Füßen der Kicker. "Ich habe das nicht wahrgenommen,", meinte Kapitän Marco Grüttner hinterher, "das ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir müssen unseren Job erledigen." Was sie am Samstag zweifelsfrei ganz ordentlich gemacht haben. Grüttner hatte nach einer lauten Ansprache von Beierlorzer in der Kabine den Ausgleich geköpfelt (47.), bevor Sturm-Kollege Jonas Nietfeld die Partie umbog (77.). Die Regensburger hatten einige weitere Chancen, während sich der favorisierte Gegner Braunschweig in einem Spiel mit "kernigen Zweikämpfen" (Beierlorzer) bis zum Abpfiff mit drei Platzverweisen selbst schwächte.

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