SpVgg Unterhaching:Ganz schnell ins "Draufzahlgeschäft"

Die SpVgg strebt in die dritte Liga, die die Hachinger nur als Durchgangsstation sehen. Hoffnung, dass es gegen Elversberg mit dem Aufstieg klappen könnte, macht Torjäger Stephan Hain.

Von Christoph Leischwitz

SpVgg Unterhaching v 1. FSV Mainz 05 - DFB Cup

Hachinger Hoffnungsträger für die Relegation: Sascha Bigalke, der alle Regionalliga-Spiele für die SpVgg bestritt, will auch gegen Elversberg jubeln.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor gut einem Jahr sagte Manfred Schwabl zu Claus Schromm: Ich besorge dir für die kommende Saison einen Stürmer, der 30 Tore schießt. Nicht 28, nicht 29, sondern 30. Trainer Schromm fand das ziemlich mutig von seinem Präsidenten und wagte eine Wette. Als Stephan Hain dann am drittletzten Spieltag beim FC Ingolstadt II sein 30. Tor schoss, sagte der stets mit auf der Bank sitzende Schwabl: "Jetzt schuldest du mir ein Wellness-Wochenende."

Ob die SpVgg die Zulassung für die dritte Liga erhält, scheint unsicher

Hain kennt sich aus im Strafraum und auch mit Relegationsspielen. Vor sechs Jahren schoss er den FC Augsburg gegen den FSV Frankfurt in die erste Bundesliga. Diesmal brachte er es auf 32 Tore für die SpVgg Unterhaching. Doch selbst einer wie Hain war in diesem Viertliga-Deluxe-Kader nur einer von vielen Bausteinen eines Teams, das sich mit einer noch nie da gewesenen Überlegenheit durch die Regionalliga-Saison spielte - immerhin wurden ja noch 63 Tore von anderen Spielern erzielt.

Trotzdem wäre diese Überlegenheit, abgesehen vom schon errungenen Startplatz in der nächsten DFB-Pokalrunde, überhaupt nichts wert, wenn Haching nun gegen den Meister der Nachbar-Regionalliga Südwest scheitern sollte. Am Sonntag (14 Uhr) empfängt die SpVgg die SV Elversberg, am Mittwoch (20.30 Uhr) folgt das Rückspiel. "Die Jungs scharren schon", sagt Schromm. Nach zwei Jahren in der Amateurklasse hofft der Verein, in den Profifußball zurückzukehren. Und im Rahmen eines Drei- bis Fünfjahresplans soll die dritte Liga, quasi gezwungenermaßen, nur Durchgangsstation sein. Schwabl bezeichnet sie als "Draufzahlgeschäft". Unterhalb der zweiten Liga, betont er, werde die SpVgg immer rote Zahlen schreiben. Manchmal hört er sich sogar so an, als ober er noch gar nicht hundertprozentig überzeugt sei, die Zulassung für die dritte Liga zu bekommen. Dies wird vom DFB erst nach der Relegation bekannt gegeben. Wahrscheinlich ist, dass Unterhaching die Zulassung bekommt. Aber in der darauffolgenden Saison harte Auflagen zu erfüllen haben wird.

Eigentlich war schon zur Winterpause klar, dass Unterhaching nicht mehr eingeholt wird. Seitdem hatte der Trainer vor allem zwei Aufgaben im Blick: Er musste dafür sorgen, dass jeder seine Einsatzzeiten bekommt und niemand Frust schiebt im großen Kader. Allerdings hatten sich auch Stammspieler wie Kapitän Josef Welzmüller und Thomas Steinherr verletzt. Sie sind zurück, Schromm hat die Qual der Wahl für die Startelf. "Die beiden werden nicht zwei Spiele komplett spielen", sagt der Trainer mit Blick auf deren Fitnessstand.

Zudem hatte Schromm die Aufgabe, die oft etwas schwammig mit "Spannung hochhalten" beschrieben wird. Man dürfe es von Fußballern im Leistungssportbereich schon erwarten, dass sie 90 Minuten lang alles geben, und darüber hinaus im Training. Doch es gab eine Phase nach der Winterpause, in der das nicht alle umsetzten. "Zum Glück sind wir dann in Schweinfurt (1:2-Niederlage in Überzahl, d. Red.) bestraft worden", sagt Schromm. Danach habe es keine Ausreden mehr gegeben.

Im Übrigen schied man in dieser Phase auch im Länderpokal aus, was sich hernach als Vorteil entpuppte: Gegner Elversberg musste am Donnerstag gegen Saarbrücken ran und verlor 2:3, Unterhaching hatte spielfrei. Doch Schromm sieht darüber hinaus auch Vorteile für den Gegner. Deren Co-Trainer, der Ex-Profi Stefan Reisinger, war bis vergangenen Januar U-19-Trainer in Haching gewesen. Aus nimmt Schromm die Spiele gegen Wacker Burghausen als Vergleich mit, die ähnlich spielten wie Elversberg. Die Mannschaft des in Bayern nicht gerade unbekannten Trainers Michael Wiesinger spiele "unbeirrbar, man sieht ihnen die Spielminute und den Zwischenstand nicht an".

Zuletzt haben sie, mit Blick auf den Europapokal-Modus und wertvolle Auswärtstore, darauf geachtet, dass die Defensive steht. Denn mit Hain gelinge vorne schon immer irgendwie ein Tor. Man strahlt Zuversicht aus. Und da passt es gut, wenn Schwabl über seine Wette sagt: "Am kommenden Wochenende hätt' ich Zeit." Er lacht, ein Scherz. Am liebsten wäre es ihm, Trainer und Mannschaft schenken ihm ein Wellness-Wochenende, während er auf der Bank sitzt.

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