SpVgg Greuther Fürth:Nach dem Regen

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Sie hatten in Fürth viel versucht, um endlich wieder einen Aufbruch zu beschwören - drei Niederlagen später ist von Euphorie schon nichts mehr zu spüren. Dennoch stärkt der Verein Trainer Janos Radoki.

Von Thomas Gröbner

Zwei Erkenntnisse dürften bei Fürths Trainer Janos Radoki in den vergangenen Wochen gereift sein. Zum einen, dass sich Erfolg wohl nicht so einfach herbeipinseln lässt. Vor Saisonbeginn hatte Radoki den schönen Spruch "Gemeinsam Großes schaffen" auf den Rasen am Trainingsgelände malen lassen. Ein psychologischer Kniff, um die Spieler auf eine neue Saison einzuschwören. Doch längst hat der Regen die Parole weggespült. Und auch sonst erinnert gerade wenig an die Euphorie, die sie in Fürth gespürt hatten. Dabei wurde viel versucht, um einen Aufbruch zu beschwören. Die Preise für die Dauerkarten wurden gesenkt, eine neue Tribüne wurde gebaut, die Spieler trällerten Vereinslieder - doch die jüngsten Ergebnisse in der Liga erstickten die Begeisterung. Denn, und das ist die zweite Erkenntnis: Das Team ist aus dem Gleichgewicht gekommen.

Aufsteiger Kiel, findet Radoki, habe sein Team "mehr oder weniger aufgefressen"

Zu beobachten war das am vergangenen Wochenende gegen Holstein Kiel. Fürth ging in Führung - doch nach zwanzig Minuten kippte das Spiel, der Aufsteiger überrannte die Fürther Abwehr zeitweise. "Kiel hat uns mehr oder weniger aufgefressen", sagte Radoki, die 1:3-Niederlage hätte sogar höher ausfallen können. Der Trainer hatte in der Rückrunde Fürth ein Rezept aus wuchtigem Abwehrspiel und flinken Überfällen verschrieben. Im Moment scheint seine Handschrift zu verblassen. "Es ist ein Fehlstart, aber kein katastrophaler Fehlstart", sagt Manager Ramazan Yildirim. Schließlich habe sein Team die ersten beiden Spiele gegen Darmstadt und Bielefeld nur unglücklich verloren. Aber "natürlich sei man enttäuscht". Yildirim wurmt es, dass Fürth gegen Kiel, diesen "kessen Aufsteiger", zeitweise kaum dagegenhalten konnte. Drei Spiele, null Punkte, 2:6 Tore, so lautet die ernüchternde Bilanz.

Ausgerechnet die Defensive, in der Rückrunde unter Radoki das Fundament, bröckelt. Der Trainer wechselte Innenverteidiger Lukas Gugganig gegen Kiel schon zur Halbzeit aus. Den nach England abgewanderte Abwehrchef Marcel Franke kann bisher niemand ersetzen. Und auch das Offensivspiel lahmt. Zugang Philipp Hofmann durfte nach zwei Toren beim Pokalerfolg gegen Fünftligist Morlautern für Serdar Dursun spielen - gefährlich vor dem Tor tauchte er aber nicht auf. Mit Sercan Sararer und Mathis Bolly fehlen zwei Alternativen schon seit Wochen verletzt. Auch Jurgen Gjasula, als Stratege und Prellbock im Zentrum aufgestellt, kann seine Rolle nach seinem Achillessehnenriss aus dem letzten Jahr noch nicht ausfüllen. "Ich brauche meine Spiele, um wieder so dominant zu spielen wie vorher", sagte er der Nürnberger Zeitung. Zeit, die Fürth nicht hat.

Am Boden: Selbst die ungewöhnlichsten Einlagen wie hier von Marco Caligiuri gegen Kiels Marvin Ducksch haben der SpVgg Greuther Fürth bisher nicht zum Erfolg verholfen. (Foto: Carsten Rehder/dpa)

An diesem Freitag (18.30 Uhr) empfängt das Team Bundesliga-Absteiger Ingolstadt zum Krisengipfel der Null-Punkte-Teams. Zwei Vereine, die mit größeren Ambitionen gestartet sind. Und die ganz unterschiedlich mit ihrer Situation umgehen.

Obwohl Fürth einen historisch schlechten Start in die zweite Liga hingelegt hat und unter Radoki nur ein Sieg in den vergangenen elf Ligaspielen gelang - das 1:0 gegen Dresden fiel durch ein Eigentor -, mahnt Yildirim zur Ruhe. "Wenn man alle Ergebnisse von Janos Radoki betrachtet, dann ergibt sich da ein anderes Bild", verteidigt der Manager seinen Trainer, der von insgesamt 24 Zweitligapartien acht gewann und neun verlor. "Uns interessiert nur der Freitag." Auch Radoki selbst gab sich am Donnerstag demonstrativ gelassen: "Ich verspüre keinen Druck."

Er kündigte jedoch personelle Umstellungen an.

Wie wenig Geduld andernorts herrscht, zeigte sich in diesen Tagen in Ingolstadt. Dort wurde Maik Walpurgis der verkorkste Saisonstart zum Verhängnis. Zeit, das zu korrigieren, gewährt man ihm nicht.

Radoki dagegen darf Hoffnung daraus schöpfen, dass das Lazarett sich zu lichten beginnt: der schwedische Innenverteidiger Richard Magyar, als Ersatz für Franke geholt, kehrt nach seiner Sprunggelenkverletzung ins Mannschaftstraining zurück - wenigstens eine gute Nachricht für Radoki. Auch Adam Pinter, dessen Erfahrung gegen Kiel schmerzlich vermisst wurde, weil er die Geburt seiner Tochter erlebte, steht wieder zur Verfügung. Am Transfermarkt soll sich jedenfalls nichts mehr tun. "Wir vertrauen unserem Kader", sagt Yildirim.

In schlechten Zeiten tröstet sie in Fürth oft der Blick auf die ewige Zweitligatabelle. Doch auch die Eroberung der Spitzenposition mag nicht gelingen - Alemannia Aachen verteidigt seit Mai seine vier Punkte Vorsprung auf Fürth. Obwohl Aachen inzwischen in der Regionalliga West antritt.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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