SpVgg Greuther Fürth:Hungrige Höllenhunde

SpVgg Greuther Fürth - Arminia Bielefeld

Zweite Pleite: Die Fürther (rechts Sebastian Ernst) unterlagen auch Florian Dick und der Arminia.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Zweite Niederlage im zweiten Spiel: Die Fürther unterliegen auch Bielefeld, weil sie zu spät zu sich finden. "Wir haben sehr viel gesät, geerntet haben wir aber noch nicht", findet Trainer Radoki. Es gibt immerhin Ansätze, die ihm Hoffnung machen.

Von Sebastian Leisgang

Man stelle sich das nur mal vor: wie es wohl so wäre, einen Tag im Leben eines Maskottchens zu verbringen. Im Grunde ist es ja eine durchaus ehrenwerte Aufgabe; man darf noch mal ganz Kind sein und bespaßt in einem ulkigen Kostüm das Volk. So lief also am Sonntagnachmittag in der Halbzeitpause ein Drache über das Rasenspielfeld des Fürther Ronhofs. Er winkte, er tanzte, er klatschte. Blöd war nur: Die SpVgg Greuther Fürth lag mit 0:2 gegen Arminia Bielefeld zurück - und Eddy, der Drache, musste gute Miene zu durchwachsenem Spiel machen.

Gut eine Stunde später saß Fürths Trainer Janos Radoki auf dem Podium im Pressesaal und klagte: "Wir hätten das Spiel für uns entscheiden müssen." So aber reichte es gegen Bielefeld für seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit nur zum Anschlusstreffer durch Nik Omladic. Fürths Fehlstart war perfekt: zwei Spiele, null Punkte.

Vor dem Spiel entrollten die Fans ein Spruchband mit dem Schriftzug: "Wir brauchen 26 Spieler, die komplett verrückt sind." Auf dem Feld waren es dann jedoch nicht mal elf Akteure, die komplett verrückt waren. Fürth hatte zwar mehr vom Spiel, allerdings ging der Spielvereinigung lange jene Leidenschaft ab, die eigentlich identitätsstiftend ist für die Art von Fußball, die Radoki vorgibt. Die Mannschaft sei zu spät aufgewacht, räumte auch Omladic nach dem Spiel ein. Erst in der Endphase, initiiert durch seinen Anschlusstreffer, entdeckten die Fürther das Feuer. Wie hungrige Höllenhunde wetzten sie nun über den Platz, jagten dem Ball hinterher und raubten den Bielefeldern den Atem - nach dem Geschmack von Radoki, der in der zweiten Hälfte "teilweise Powerplay" seiner Schützlinge sah.

Fürths Trainer ist ein bekennender Verfechter des Pressings, er weist seine Spieler an, den Gegner früh anzulaufen, wie es auf Fußballdeutsch heißt. Das gelang seinem Team nun - und das Publikum ließ sich plötzlich anstecken und trug die Mannschaft. Die beste Chance zum 2:2 ließ Khaled Narey jedoch aus. Hinterher waren sich die beiden Trainer in ihrer Analyse uneins. Während Bielefelds Coach Jeff Saibene erklärte, seine Arminia habe "das Spiel größtenteils im Griff" gehabt, bestand Radoki darauf, dass seine Elf die bessere gewesen sei. Er sagte: "Wir haben sehr viel gesät, geerntet haben wir aber noch nicht."

Was Radoki zuversichtlich stimmen dürfte, schon bald die Ernte einzufahren, das ist die Art und Weise, mit der sein Team versucht, den Verlust von Robert Zulj aufzufangen. Der Spielgestalter hinterließ durch seinen Abschied in Richtung Hoffenheim ein Vakuum im zentralen Mittelfeld, Fürth büßte Kreativität und Spielwitz ein - und ist derzeit im Begriff, aus dieser Not eine Tugend zu machen: Gegen Bielefeld verfolgte Radokis Team eine Spielidee über die Flügel. Sie erwies sich als ein probates Rezept, auch wenn es an den Toren mangelte.

Die Gäste gehen durch einen Doppelschlag in Führung

Sebastian Ernst hatte bereits in der dritten Minute eine gute Chance, traf vom Fünfmeterraumeck jedoch nur das Außennetz. Nach rund einer halben Stunde ließen Serdar Dursun, Jurgen Gjasula und Omladic die nächsten Möglichkeiten aus. Und Bielefeld? Ging vor der Pause durch einen Doppelschlag von Keanu Staude und Fabian Klos in Führung, ehe Gjasula erneut eine günstige Gelegenheit nicht nutzte. Auch nach der Pause unternahm Fürth vieles, blieb jedoch erfolglos - und damit ohne Punkte.

Wie geprügelte Hunde schlichen die Fürther Spieler nach dem Schlusspfiff in ihre Kabine. Nur einer ließ sich die Laune nicht verderben: Maskottchen Eddy, der immerfrohe Drache.

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