SpVgg Greuther Fürth:Die Färdda ham gwunna

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Dass der Tabellenletzte den Ersten in der zweiten Liga so an die Wand spielt, sieht man eher selten: Beim Debüt von Trainer Damir Buric feiert Fürth gegen Düsseldorf ein 3:1.

Von Markus Schäflein

Die Haupttribüne ist schon fertig, links daneben ist der Sportpark Ronhof allerdings immer noch eine Baustelle. Man arbeite für die Zukunft, heißt es entschuldigend auf den Planen an den Bauzäunen. Um jene Zukunft musste man sich bei der SpVgg Greuther Fürth zuletzt ja große Sorgen machen: Ein einziger Punkt aus den ersten fünf Spielen bedeutete den letzten Tabellenplatz in der zweiten Fußball-Bundesliga, und nun erschien zum Debüt des neuen Trainers Damir Buric auch noch Fortuna Düsseldorf, nach fünf Spielen Tabellenführer. "Wir haben richtig Druck gespürt", gab Buric zu - doch davon war nichts zu sehen. 3:1 siegten die Fürther, und sie hätten das Ergebnis noch weitaus höher gestalten können, so dass der Trainer am Ende meinte: "Die Messlatte liegt jetzt etwas höher, denn die Jungs haben ein tolles Spiel gezeigt."

Damir Buric legte bei den Fürther Spielern die verlorene Freude an ihrem Beruf wieder frei

Die Fürther hatten nicht wie ein Letzter gespielt - die Düsseldorfer allerdings auch nicht wie der Erste, der sie vor dem Spieltag noch waren. Bei der anschließenden Pressekonferenz wurde an den Fernsehern gerade der Ton abgedreht, als der Kommentator der Spielzusammenfassung darauf hinwies, die Fortuna habe schlecht verteidigt. "Der Reporter hat ja gerade gesprochen: Wir haben sehr, sehr schwach verteidigt", schuf Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel eine elegante und zutreffende Überleitung: "Das war ein kollektives Versagen, gerade in der Defensive." Dass jeder jeden schlagen kann in der zweiten Liga, ist ja ein alter Hut, aber dass der 18. eine Spitzenkraft an die Wand spielt, hat man dann bislang doch eher selten gesehen. "Die Saison ist ja noch sehr frisch", erklärte diesen Umstand Fürths Offensivspieler Tolcay Cigerci, was nichts anderes heißen sollte als: Wir bleiben nicht da unten.

Nach zähem Beginn drehten die Fürther Mitte der ersten Hälfte auf. Der Ende August vom VfB Stuttgart geliehene Julian Green verpasste mit zwei Distanzschüssen die Führung, für die dann Stürmer Serdan Dursun sorgte: Nach schönem Zuspiel von Cigerci setzte er sich gegen Düsseldorfs Innenverteidiger Andre Hoffmann durch (35.) und traf zum 1:0. "Nach dem Tor hatten wir auf einmal ein ganz anderes Selbstvertrauen", stellte Dursun fest und erklärte das Ende seiner persönlichen Flaute: "Heute habe ich zum ersten Mal die richtigen Bälle zugespielt bekommen." Nach dem ersten Treffer scheiterten Patrick Sontheimer mit einem Fernschuss und Khaled Narey aus spitzem Winkel an Fortuna-Torhüter Raphael Wolf (39., 40.), die Führung erschien mittlerweile zu niedrig, und dann fiel doch noch das 2:0: Marco Caligiuri traf nach einer Flanke von Cigerci zum 2:0 (44.).

Die Entscheidung gegen die Fortuna: Fürths Angreifer Serdar Dursun köpfelt das 3:1 im Sportpark Ronhof. (Foto: Zink/imago)

Nach der Pause ging es genauso weiter, die Fortuna vermochte den Fürther Offensivdrang nicht zu stoppen. Das 3:0 durch Cigerci fand wegen einer vermeintlichen Abseitsposition keine Anerkennung - eine klare Fehlentscheidung. Der ganz in elegantem Schwarz gekleidete Buric verlor in seiner Coaching Zone zunehmend die Contenance, und dann entschied Schiedsrichter Martin Petersen nach ungestümem Einsatz von Fürths Torhüter Balazs Megyeri gegen Marcel Sobottka auch noch auf Elfmeter - der frühere Fürther Niko Gießelmann nutzte die erste Chance seiner Düsseldorfer im gesamten Spiel zum Anschlusstreffer (62.). "Ich dachte, heute wird es wieder nichts", gab Dursun zu.

Dieser Gedanke dauerte allerdings nur eine Minute. Dann flankte Cigerci auf den entfernten Pfosten, da stand Dursun und entkräftete seine eigene Befürchtung. Die dritte Vorlage von Cigerci, der sein Startelfdebüt für die Fürther gab, und das zweite Tor von Dursun stellten den alten Abstand wieder her. "Ich rede viel mit ihm, sage ihm, wo ich die Bälle hinhaben will", erzählte Dursun hinterher. Und Assistkönig Cigerci berichtete, was der neue Trainer Buric zum Erfolg beigetragen hatte: "Eine Ansprache macht jeder Trainer", sagte er, "bei manchen bringt's was, bei manchen nicht, und in dem Fall hat's bei uns allen Klick gemacht."

Lachen beim Debüt: Der neue Fürther Coach Damir Buric (l.) klatscht mit Co-Trainer Mirco Dickhaut ab. (Foto: Zink/imago)

Buric war die Erleichterung hinterher anzumerken. "Unser Ziel war, in der alltäglichen Trainingsarbeit Spielfreude zu entwickeln und den Spielern zu demonstrieren, dass sie in der Lage sind, guten Fußball zu spielen", berichtete er, "das hat geklappt, wir haben uns heute sehr gut bewegt und die Spielfreude sehr lange aufrecht erhalten." Bis in die Schlussphase, als das Spiel entschieden zu sein schien, die Fürther aber weiter Druck machten und gute Chancen herausspielten. Wolf parierte einen Kopfball von Green (73.), Dursun scheiterte an der Querlatte (83.). Unter dem bisherigen Trainer Janos Radoki soll es mit der Freude am Job bei einigen Akteuren ja nicht weit her gewesen sein, Buric legte sie offensichtlich wieder frei.

Und plötzlich freuen sie sich beim nun Tabellen-17. Fürth auch wieder auf die Zukunft. "Wir wollen den Derbysieg", sangen die Fans nach dem Schlusspfiff mit Blick aufs Spiel gegen den 1. FC Nürnberg am Sonntag, das auf die Auswärtspartie in Braunschweig (Mittwoch) folgt.

Dann soll der Spruch gelten, der in der Mixed Zone der neuen Haupttribüne weiß auf grün an der Wand steht: "Die Färdda ham gwunna, der Glubb hat verlorn." Dieses Szenario ist plötzlich durchaus wieder vorstellbar.

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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