Springreiter:Gestoppt am roten Oxer

Erst sah es nach einer fulminanten Aufholjagd aus, dann unterliefen Ludger Beerbaum und Daniel Deußer Fehler. Das Team blieb hinter England und vor der Schweiz.

Von Gabriele Pochhammer, Aachen

Der Tag war lang und endete mit leichten Schmerzen. Bis Sonntag dauert die Reiter-EM in Aachen noch an, doch die vielleicht größte Chance auf eine Goldmedaille haben die deutschen Springreiter bereits am Freitag verpasst. Weltmeister Niederlande holte sich EM-Gold, den Deutschen blieb die Silbermedaille vor der Schweiz. Der letzte niederländische Starter, Gerco Schröder auf Cognac Champblanc, ritt schon als Europameister ins Stadion ein. Er leistete sich drei Abwürfe, was bitter war für die Deutschen, die sich mit einem Abwurf weniger den Titel hätten sichern können. "Das tut schon ein bisschen weh", sagte Ludger Beerbaum. "Die Silbermedaille ist okay, aber wir wollten eigentlich mal wieder ganz oben auf dem Treppchen stehen, da sollten wir uns nichts schön reden."

Ausgerechnet Beerbaum spielte bei dieser Niederlage eine nicht unwesentliche Rolle. Beerbaum, der die Mannschaft zuvor noch aufgerüttelt hatte, mit den Worten: "Es muss jetzt mal ein Ruck durch uns gehen. Wir müssen uns zusammenreißen, um bei der Euro vorne zu stehen." Doch mit seinem Abwurf minimierte er dann nicht nur die Chancen des Teams auf Gold, sondern auch die eigenen auf den Einzeltitel am Sonntag. Im Ranking ist er jetzt nur noch Siebter.

Kurz vor Schluss leistet sich Daniel Deußer einen Abwurf

Dabei hatte zunächst alles nach einer perfekten Aufholjagd ausgesehen. Meredith Michaels-Beerbaum legte als erste deutsche Reiterin eine Nullrunde vor. Wie es seine Art ist, überflog der zehnjährige Schimmelwallach Fibonacci jedes Hindernis haushoch. Dabei verlor er jedes Mal den Bruchteil einer Sekunde, den es einzuholen galt, um keine Zeitfehler zu riskieren. Der Abstand der ersten Mannschaften zueinander war ja hauchdünn, weniger als ein Springfehler. Doch Michaels-Beerbaum kam rechtzeitig an, auch den Wassergraben, an dem Fibonacci am Donnerstag noch gepatzt hatte, meisterte sie diesmal. "Gestern habe ich mich sehr geärgert, es war mein Fehler. Das habe ich akzeptiert und heute hatte ich den Kopf frei", sagte sie. Auch Christian Ahlmann verbesserte sich, nach seinem Patzer vom Vortag mit dem Hengst Taboulet Z blieb diesmal alles liegen. Ausgerechnet die bis dahin fehlerfreien Reiter zeigten dann Nerven.

Beerbaum, der mit der zwölfjährigen Holsteiner Stute Chiara als bester Deutscher auf Platz zwei noch aussichtsreich für die Einzelwertung gelegen hatte, patzte am mittleren Sprung der Dreifachen Kombination. Die Schuld gab er sich selbst: "Ich hatte Sprung vier, die Planke, die ja hier ein bisschen der Joker ist, gut hinter mich gebracht. Dann fiel mir ein wenig die Last von den Schultern und ich ritt nicht mit genügend Spannung in die Dreifache Kombination. Ich war zu sehr in der Vorwärtsbewegung. "

Daniel Deußer auf Cornet d'Amour hätte mit einer Nullrunde Gold noch retten können, doch die Stange fiel an einem roten Oxer. "Mein Pferd war bereit, heute null zu springen, es ist wirklich schade. Aber ich bin auch glücklich über Silber." Er liegt in der Einzelwertung mit 7,09 Punkten auf Rang 17. Die Verlierer des Tages waren die Franzosen, die auf Platz fünf zurückfielen. Penelope Leprévost, bis dahin beste Reiterin, rutschte nach einem Abwurf auf Rang vier ab. In Führung für das Finale am Sonntag liegt nun der Spanier Sergio Alvarez Moya vor dem für die Ukraine startenden Cassio Rivetti und dem niederländischen Weltmeister Jeroen Dubbeldam. Außer den erstplatzierten Teams sicherten sich auch Briten und Spanier den Olympia-Startplatz.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: