Sportreform:Sparen an den Trainern

Thomas Weikert

Seine Ansichten von Transparenz harmonieren nicht mit denen der mächtigen Hintermänner: Weltverbands-Chef Thomas Weikert.

(Foto: Jens Wolf/dpa)

Der Streit um die Finanzierung der Trainerakademie in Köln verdeutlicht: Die finanzielle Lage des Sport-Dachverbands DOSB ist prekär.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Es geht um 5000 Euro. Beziehungsweise je nach Sichtweise um bis zu 17 000 Euro. Aber auf jeden Fall um einen Betrag, der in dieser millionenschweren Welt des Sports nach einem Klacks klingt. Und doch ist es eine Summe dieser Größenordnung, wegen der es zwischen organisiertem Sport und Politik heftige Auseinandersetzungen gibt - und die bestens illustriert, wie offenkundig angespannt die finanzielle Situation beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) derzeit ist.

Seit vier Jahrzehnten bildet die Kölner Trainerakademie Übungsleiter aus. Erst kürzlich rief sie ein neues Bachelor-Programm ins Leben, das alle als besonders wichtig lobten; und ausdauernd betont DOSB-Boss Alfons Hörmann in diesen Tagen, wie wichtig bei der anstehenden Reform des Leistungssports die Trainer sind. Doch das passt nicht so recht zum Umgang des Sportdachverbandes mit der Akademie. Zum einen zwang Hörmann deren Vorsitzenden Thomas Weikert zum Rückzug, was nicht nur dieser als wenig stilvoll empfand. Und parallel dazu geht es um die Finanzierung der Institution.

Weil eine neue Stelle geschaffen wurde, steigt der Haushalt der Trainerakademie auf 643 000 Euro an. Aus den Förderrichtlinien leitete sich in den vergangenen Jahren stets folgende Aufteilung ab: 60 Prozent des Etats übernimmt das Bundesinnenministerium (BMI), 32 Prozent das Land Nordrhein-Westfalen und acht Prozent der DOSB. Zuletzt kam der Sportdachverband gar mit einem Betrag davon, der unter seinem eigentlichen Anteil lag. Aber gemessen am Verteilerschlüssel ergibt sich für den DOSB nun eine Summe von etwas mehr als 50 000 Euro. Doch er ist weit davon entfernt, diese zu bezahlen.

Bei seiner Mitgliederversammlung am Samstag in Magdeburg beschloss er gar einen Wirtschaftsplan, nach dem sich der Zuschuss von bisher 38 500 Euro auf 33 500 Euro reduziert. Der Verband begründet diesen Schritt mit den Sparmaßnahmen, die im Zuge seiner Effizienzanalyse entwickelt worden sind und bei denen die Beraterfirma Ernst & Young ein Einsparpotenzial von 780 000 Euro ermittelte.

Mit einem solch niedrigen DOSB-Beitrag wäre jedoch der Haushalt der Trainerakademie nicht gedeckt. Kommende Woche trifft sich das Kuratorium der Akademie, in dem auch die drei Geldgeber sitzen. Dann soll der Haushaltsplan vorliegen. Aber das scheint schwierig zu werden. Das BMI teilt mit, dass es seinen 60-prozentigen Anteil übernimmt, falls die anderen Geldgeber auch entsprechend des Verteilerschlüssels aufkommen. Der DOSB aber verweist darauf, dass nie ein Haushaltsanteil von 50 000 Euro vereinbart, sondern immer am ursprünglichen Zuschuss von 38 500 Euro festgehalten worden sei.

Auch über den Stand der Diskussion gibt es verschiedene Auskünfte. Das Ministerium erklärt: "Der Präsident des DOSB hat gegenüber dem BMI einem Finanzierungsvorschlag zugestimmt, aufgrund dessen der DOSB seinen Anteil an der Förderung der Trainerakademie erbringen wird." Der Sportdachverband hingegen teilt mit: "Um einen ausgeglichenen Haushalt der Trainerakademie zu erreichen, beraten DOSB und BMI gerade über eine mögliche Sonderzahlung."

Hat Hörmann zugestimmt? Oder beraten sie noch? Offenkundig sieht sich der DOSB aufgrund seiner Finanzsituation gerade gezwungen, selbst bei einem Projekt wie der Trainerakademie um jeden Euro zu feilschen. Wie hoch die Sonderzahlung sein könnte, sagt er nicht. Um den Wert aus dem Verteilerschlüssel zu erreichen, müsste er zirka 17 000 Euro auf den Ansatz aus dem Wirtschaftsplan drauflegen. Angesichts der Tatsache, dass er im Vorjahr mit einem Betrag unter seinem eigentlichen Anteil davonkam, reichen vielleicht auch weniger. Das nordrhein-westfälische Sportministerium erklärt zudem, es gebe für seine Beteiligung keine Höchstgrenze. Aber der DOSB hat sicher mehr aufzubringen als bisher - und erst recht mehr als im Wirtschaftsplan vermerkt ist. Der Trainerakademie steht nach der Absetzung Weikerts und der Finanzdebatte jedenfalls direkt die nächste Diskussion ins Haus: Die DOSB-Berater empfehlen eine Zusammenlegung der Akademie mit diversen anderen Institutionen zu einer "Akademie des deutschen Sports". Vielleicht ließe sich so noch etwas einsparen. Aber konkrete Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Berater will der DOSB noch prüfen.

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