Sportpolitik:Zahlung an Diack

Frankreichs Finanz-Staatsanwalt geht einem Korruptionsverdacht bei der Olympia-Vergabe an Rio nach: Ermittelt wird gegen afrikanische Funktionäre.

Von Thomas Kistner

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kommt nicht zur Ruhe. Französische Ermittlerkreise bestätigten der SZ am Freitag einen Bericht der Zeitung Le Monde, nach dem die Finanzstaatsanwaltschaft dem Verdacht auf Korruption bei der Vergabe der Sommerspiele 2016 an Rio de Janeiro nachgeht. Kurz vor der Kür am 2. Oktober 2009 waren 1,5 Millionen Dollar von einem (seit Januar inhaftierten) Geschäftsmann in Brasilien an die obskure Firma des Senegalesen Papa Massata Diack geflossen. Dieser wird seit 2016 von Interpol gesucht: Der Sohn des in Frankreich unter Hausarrest stehenden, langjährigen IOC-Mitglieds Lamine Diack soll mittels Strohfirmen und Schmiergeldern wiederholt Beschlüsse des IOC und des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF beeinflusst haben.

Vater Lamine Diack war von 1999 bis 2015 Chef der IAAF - und die graue Eminenz der afrikanischen Vertreter im IOC. Wegen der Ermittlungen verlor er Ende 2015 die IOC-Ehrenmitgliedschaft. Die Fahnder vermuten, Diack habe Afrikas Delegierte bei Wahlen blockweise auf bestimmte Kandidaten eingeschworen. Rios Kür ist in den Pariser Ermittlungen der zweite Verdachtsfall, auch die 2013 erfolgte Vergabe der Sommerspiele 2020 an Tokio ist im Visier: Zur Zeit der Wahl flossen 1,8 Millionen Euro aus Japan auf ein dubioses Konto in Singapur. Es wird unter anderem wegen Verdachts auf Bestechung und Geldwäsche ermittelt.

Die Verdachtslage zu Rio ist ähnlich. Eine Firma des Brasilianers Arthur Cesar de Menezes Soares Filho soll via Karibik 1,5 Millionen Dollar an Papa Massata Diacks Agentur Pamodzi plus 500 000 Dollar auf dessen Bankkonto in Russland geschickt haben. Die Ermittler vermuten, damit seien Stimmen gekauft worden. Die Diacks äußerten sich zur Le Monde nicht. Äußerst pikant erscheint zudem ein Geldtransfer am Tag der Rio-Kür von Pamodzi an eine Firma auf den Seychellen, die dem früheren Sprinter Frankie Fredericks aus Namibia gehört, wie die Ermittler selbst erst jetzt erfuhren. Fredericks ist seit 2012 IOC-Mitglied, aktuell leitet er die Evaluierungskommission für die Spiele 2024. Er weist jeden Verdacht von sich, die Zahlung sei ohne Bezug zum Wahltag erfolgt. In Paris heißt es, man werde IOC-Mann Fredericks befragen und wolle auch ins IOC leuchten. Die Kooperation mit den Behörden in Rio beginne erst. Das IOC teilte am Freitag mit, es sehe sich weiter der Aufklärung verpflichtet - und werde mit der Pariser Justiz "erneut Kontakt aufnehmen, um Informationen zu erhalten".

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