Sportpolitik:Wie sich der Uefa-Chef den neuen Weltfußball vorstellt

Sportpolitik: Aleksander Ceferin bei einer Pressekonferenz.

Aleksander Ceferin bei einer Pressekonferenz.

(Foto: AFP)
  • Aleksander Ceferin stellt die Organisation des Weltfußballs in Frage. Der Präsident des europäischen Fußballverbandes findet, dass die Kontinentalverbände viele Aufgaben der Fifa übernehmen könnten.
  • Er präsentiert Ideen, wie die Uefa mit dem Transfergebaren von Paris Saint-Germain umgehen kann.
  • Zudem spricht er über die wachsende Ungleichheit im Fußball und welche Maßnahmen es geben kann.

Interview von Thomas Kistner

Der Präsident des europäischen Fußball-Verbandes, Aleksander Ceferin, stellt den Fußball-Weltverband Fifa in seiner bisherigen Organisationsform in Frage. "Was den Weltfußball angeht, ist meine wichtigste Frage: Wie groß sollte die Fifa in Zukunft überhaupt sein?", fragt der Slowene im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Samstag-Ausgabe) und führt aus: "Wofür brauchen wir so eine riesige Organisation -für Transfers? Ich denke nicht. Brauchen wir sie für ethische Fragen? Ich glaube nicht. Wir brauchen sie vielleicht, um die WM zu organisieren. Aber können das die Konföderationen nicht auch? Sie könnten!"

Ceferin steht der europäischen Konföderation seit September 2016 vor. Der 49-jährige Slowene wurde als Nachfolger des wegen diverser Affären abgelösten Franzosen Michel Platini, 62, ins Uefa-Amt gewählt. Als dringliche Vorhaben nennt Ceferin insbesondere die Regelung von Transferfragen sowie die Kontrolle über die Spieleragenten. Letzteren Bereich habe die Fifa unverständlicherweise dereguliert. Nun würden dem Fußball über die Prämien, die von Beratern und Agenten kassiert werden, Milliarden entzogen. "Heute kann einfach jeder Agent sein - niemand kontrolliert das. Und was, wenn da kriminelle Kräfte einsteigen? Ich weiß nicht, warum die Fifa das dereguliert hat, aber es war kein guter Schachzug."

Laut Cefrin solle die Uefa die Regulierung des Transferbereichs im europäischen Raum selbst übernehmen: "Wir sind ein wichtiger Verband", sagt der Slowene, "finanziell dreimal größer als die Fifa. Sie kann uns nicht einfach nur wie eine Konföderation behandeln."

An einer Kandidatur für die Fifa-Spitze bei den nächsten Wahlen 2020 als möglicher Gegenkandidat des Schweizer Präsidenten Gianni Infantino, 47, sei er aber nicht interessiert, erklärte Ceferin: "Ich liebe meine Arbeit. Und die Heimat des Fußballs ist Europa." In der Uefa sind derzeit 55 nationale Fußball-Verbände zusammengeschlossen, in der Fifa sind 211 nationale Verbände organisiert.

Den exzessiven Geldfluss bei Klubs wie Paris St. Germain möchte Ceferin künftig mit einer Art Luxussteuer kontrollieren. "Du kannst mehr ausgeben als erlaubt, aber dann musst du eine Steuer drauf zahlen, und die wird unter all den anderen verteilt, die die Regel einhalten." Voraussetzung ist, dass sich die Steuer mit EU-Recht vereinbaren lässt. Der Pariser Transfer-Irrsinn, befindet Ceferin, habe auch etwas Gutes: "Politik, Klubs, Ligen, Fans, Medien. Jeder will, dass was passiert."

Der Uefa-Präsident spricht offen über die finanziellen Entwicklungen im Profifußball. Die Uefa werde die wachsende Ungleichheit nicht stoppen können, aber sie könne den Prozess zumindest verlangsamen. Geschickt moderiert Ceferin die Interessen der Geldgeber und die der Uefa. "Wenn der Sport nicht mehr wettbewerbsfähig ist, wird er langweilig", sagt er und lobt die Verteilung der Gelder durch den euopäischen Fußballverband: "Würde die EU wie die Uefa funktionieren, würden wir in Europa viel besser leben."

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