Sportpolitik:Soforthilfe für Dopingopfer

Die Hilfsorganisation will einen Fonds über 32 Millionen Euro gründen, an dem sich der DFB beteiligen soll. In der Beratungsstelle melden sich zunehmend geschädigte Fußballer.

Noch heute leiden unzählige Athleten der ehemaligen DDR unter den Folgen der erzwungenen oder heimlichen Verabreichung von Doping-Drinks, Pillen, präparierter Schokolade oder angeblichen Vitamintabletten. Nun soll den Geschädigten systematisch geholfen werden. Denn die Spätfolgen sind immens, täglich melden sich neue Geschädigte bei der Doping-Opfer-Hilfe (DOH) in Berlin. Deren Vorsitzende Ines Geipel fordert die Schaffung eines Akut-Fonds des Sports.

"Mit dem Akut-Fonds sollen die massiven Schäden ein wenig aufgefangen werden", sagt Geipel. Die ehemaligen Athleten benötigten Mediziner, denn ihre Körper seien oft nachhaltig vergiftet. Ihre Wunden werden erst jetzt sichtbar, zudem erzählen viele erst jetzt ihre Geschichten, die sie oftmals selber nur stückweise erfahren. "Sie brauchen ihre Akten dazu", sagt Geipel. Klar sei, dass die bislang geleisteten Zahlungen von Sport und Politik nicht ausreichen. Mittlerweile betreut die DOH 700 Athleten, die Dunkelziffer wird auf 2000 geschätzt.

Der Fonds umfasst neben Einmalzahlungen in akuten Fällen juristische Hilfen, beratende Ärzteteams sowie eine medizinische Langzeitstudie mit Betroffenen. 32 Millionen Euro sollen Bund und Sport dafür bereitstellen. "Das ist die Summe, die der Sport für Münchens verpasste Olympia-Bewerbung versenkt hat", sagt die 54-Jährige, sie räumt aber ein: "Diese 32 Millionen sind auch zu diskutieren." Das Bundesinnenministerium reagierte zurückhaltend: "Ob und inwieweit die Bundesregierung weitere finanzielle Hilfen für DDR-Doping-Opfer gewähren kann, wird derzeit geprüft." Auch der DOSB zeigte sich in einer ersten Reaktion reserviert. Ein mit 32 Millionen Euro ausgestatteter Fonds erscheine "unrealistisch", heißt es. Die frühere Topsprinterin Geipel hat indes genügend Geldgeber ausgemacht. Die Politik, den Deutschen Olympische Sportbund (DOSB), die Landessportbünde und auch den Fußball. "Es melden sich hier auch vermehrt Fußballer mit Krebserkrankungen, Hodenkrebs vor allem, mit Ödemen, mit Depressionen", berichtet Geipel. Sie will die Verantwortlichen der glänzend verdienenden Sparte mit in die Verantwortung nehmen. "Wir werden konkret Herrn Beckenbauer, Herrn Breitner und Herrn Hoeneß ansprechen", kündigt Geipel an.

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