Olympia:Paris 2024, Los Angeles 2028?

IOC executive board meeting in Lausanne

Will keine Bewerber verprellen: IOC-Präsident Thomas Bach.

(Foto: dpa)
  • Das IOC wird offenbar die Olympischen Spiele 2024 und 2028 gleichzeitig vergeben.
  • Paris und Los Angeles verbleiben als einzige Bewerber um die Sommerspiele 2024 - eine dieser Städte soll stattdessen den Zuschlag für 2028 erhalten.
  • IOC-Präsident Thomas Bach will dadurch verhindern, ernstzunehmende Kandidaten von einer Olympia-Bewerbung abzubringen.

Von Johannes Aumüller

Doppelvergaben haben dem globalen Sport bisher nichts Gutes gebracht. In der Niedergangschronik des Fußball-Weltverbandes Fifa nimmt der 2. Dezember 2010 jedenfalls einen zentralen Platz ein. Damals verteilte die Föderation an einem Tag die WM 2018 (an Russland) und die WM 2022 (an Katar) - und deshalb war das Image in der Folge endgültig am Boden. Die Kür eines heißen Wüsten-Zwergstaats ohne Fußballtradition zum WM-Ausrichter, die Korruptionsvorgänge rund um die Vergabe, die geheimen Absprachen, von denen der damalige Fifa-Chef Sepp Blatter selbst berichtete; all das wirkte wie die Krönung aller seltsamen Machenschaften.

Nun kommt auf den Weltsport mit großer Wahrscheinlichkeit wieder eine Doppelvergabe zu. An diesem Freitag trifft sich in Lausanne das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), um über die Vergabeprozeduren für die Sommerspiele 2024 und 2028 zu beraten. Wenn die Vorzeichen nicht täuschen, wird am Ende der Sitzung die Formulierung stehen, dass bei der nächsten Session der Ringe-Familie im September in Lima beide Spiele auf einmal vergeben werden.

Statuarisch wäre das nur ein Vorschlag dieses IOC-Gremiums, über den die Vollversammlung abstimmen müsste. Faktisch aber würde es die Entscheidung bedeuten - und dürfte die Sportwelt fortan davon ausgehen, dass Paris 2024 und Los Angeles 2028 die Ausrichter sein werden.

Nur diese beiden Städte sind übrig geblieben im Rennen um die Spiele 2024. Alle anderen Kandidaten, von Hamburg über Rom bis Budapest, sind nicht mehr dabei: wegen eines Neins der Bevölkerung oder aus finanziellen Erwägungen. Das IOC und sein Premiumprodukt stecken in einer tiefen Krise. Insbesondere in der westlichen Welt, wo sich noch immer der Kernmarkt von Sponsoren und Publikum befindet, ist die Skepsis ob des Gebarens des IOC groß.

Vorzeige-Metropolen will man nicht verprellen

Angesichts dieser Situation hat sich der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach auf die Formel versteift, das bisherige Auswahlverfahren produziere "zu viele Verlierer". Das IOC will niemanden mehr verprellen, der ernsthaft kandidiert, erst recht nicht zwei westliche Vorzeige-Metropolen wie Paris und Los Angeles. Und so entstand die Idee, die Vergabe der Spiele 2028 gleich mit zu erledigen.

Innerhalb des IOC gab es zwar skeptische Stimmen, schließlich nimmt der Plan den Mitgliedern den Genuss, sich von diversen Bewerbern bezirzen zu lassen. Zudem bindet es das IOC für immerhin elf Jahre an eine Stadt. Aber solche Bedenken dürfte Bach samt Gefolge zu steuern wissen, wenn an diesem Freitag seine vier Vizepräsidenten den Report einer Arbeitsgruppe vorstellen. Interessant wird dann, wie das IOC auf seiner Session in Lima festlegt, welche Stadt welche Spiele bekommt.

Gespräche im stillen Kämmerlein

Dass erst einmal eine Abstimmung über 2024 stattfindet und der Verlierer 2028 erhält, ist nicht vorstellbar - das gäbe ja gleich wieder den Verlierer, den Bach nicht mehr will. Stattdessen ist davon auszugehen, dass im stillen Kämmerlein die Gespräche laufen zwischen IOC, Paris und Los Angeles. Das ist zwar nicht transparent, aber so lassen sich am geschicktesten alle Interessen einbringen.

Dabei zeichnet sich schon jetzt eine Lösung ab: Paris 2024, Los Angeles 2028. Ein Grund ist die Finanzierung. Paris greift auf öffentliche Gelder zurück und betont, dass es nur für 2024 die nötigen politischen Zusagen hat. Die Bewerbung von Los Angeles wiederum ist privat finanziert.

Paris kann auch darauf verweisen, dass 2024 die Sommerspiele nach exakt 100 Jahren wieder an die Seine kämen; solch Symbolik mag das IOC. Und Los Angeles betonte in einer Mitteilung kurz vor dem IOC-Treffen am Freitag zwar, dass es sich Spiele 2024 wünsche, zugleich aber sagte Bewerberchef Casey Wasserman: "Um es direkt zu sagen: Bei LA 2024 ging es niemals nur um LA oder um 2024. Wir haben nicht ,LA first' oder ,Jetzt oder nie' gesagt, weil das nach einem Ultimatum klingt."

Sieben Milliarden für drei Olympiaden

Das klang schon nach einem Rückzug gegenüber Paris - aber es klang auch Gewissheit heraus, dass es nach 1932 und 1984 im Jahr 2028 zu den dritten Spielen von Los Angeles kommt. Die Amerikaner sind im IOC zwar nicht arg beliebt. Aber sie bringen noch immer die meisten Sponsoren und Einnahmen; etwa in Form des Senders NBC, der für die TV-Rechte für die kommenden drei Olympiaden sieben Milliarden Euro zahlt.

Nicht zuletzt würde diese Aufteilung auch den persönlichen Plänen von IOC-Chef Bach in die Karten spielen. Sollten die Spiele 2024 nach Paris und 2028 nach Los Angeles gehen, wäre es durchaus denkbar, für 2032 wieder Europa anzupeilen, etwa Deutschland. Andernfalls eher nicht. Und die Vergabe dieser Spiele für 2032 dürfte in acht Jahren die letzte Entscheidung in Bachs Amtszeit als IOC-Präsident sein.

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